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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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noch einmal eine Falle auszulegen, in der er sich dann womöglich selbst verfinge.
    Trotzdem traute Jack ihm nicht über den Weg.
    Bei hinterhältigen Schlitzohren wie Lomax wußte man nie, was ihnen einfiel. Solche Leute besaßen ein ungewöhnliches Talent, immer wieder Oberwasser zu bekommen – auch wenn man glaubte, sie pfiffen schon aus dem letzten Loch. Da sie weder Skrupel noch Loyalität kannten, taten sie genau das, was sie wollten – ohne auf irgend etwas außer ihre eigenen Ambitionen Rücksicht zu nehmen. Treu waren sie einzig ihrer Gier. Von Gewissen hatten sie keinen blassen Schimmer.
    Dessen Stelle nahm allenfalls ihr Selbsterhaltungstrieb ein. Und darauf setzte Jack in Lomax’ Fall. Er zählte darauf, daß Lomax die eigene Haut mehr galt als Rache. Er war ziemlich sicher, daß er mit seinen Drohungen Lomax’ Pläne, sich die Corbett-Ranch unter den Nagel zu reißen, durchkreuzt hatte. Zumindest befand sich jetzt gehörig Sand im Getriebe.
    Er hielt an einer Tankstelle mit Bedienung. »Kann sein, daß er Öl braucht«, sagte er dem Gehilfen, nachdem er ihn gebeten hatte, den Tank zu füllen.
    »Scharfer Schlitten, Mister.«
    »Danke.«
    Der Junge war dem Aussehen nach noch keine zwanzig. Während er die Windschutzscheibe wusch, musterte er mit anerkennender Miene den Pick-up. Nachdem er den Zapfhahn aus dem Tank gezogen und die Klappe geschlossen hatte, machte er die Motorhaube auf, prüfte den Ölstand und bestätigte Jack, daß er zu niedrig sei. Er lief hinein, um eine Dose Öl zu holen, und im selben Moment bemerkte Jack in seinem Seitenspiegel einen Streifenwagen. Er hielt die Luft an. Hatte er sich in Lomax getäuscht?
    Aber das Polizeifahrzeug fuhr vorüber, ohne daß der Beamte, der allein darin saß, auch nur einen Blick an ihn verschwendete.
    Mit seinem Überraschungsangriff auf Lomax hatte er diesen wenigstens eingeschüchtert – aber genau besehen war es ein unbesonnenes und leichtsinniges Manöver gewesen, zum Teil von seiner persönlichen Eitelkeit motiviert. Jetzt erschien es ihm wie ein kindisches Kräftemessen unter Jugendlichen.
    Er hätte die Konfrontation weit undramatischer gestalten können. Gewiß, sein theatralischer Auftritt hatte Lomax einen Riesenschrecken eingejagt, aber für wie lange? Die Wirkung konnte schnell verpuffen. Wenn Lomax erst Zeit gehabt hatte, sich zu erholen und in Ruhe zu überlegen, würde sein Stolz ihn vielleicht veranlassen, seine Anstrengungen zu verdoppeln. Möglicherweise hatte Jacks Effekthascherei für Anna alles nur schlimmer statt besser gemacht.
    Wieso bildete er sich außerdem ein, sie wünschte seine Hilfe? Delray hatte ihn verdächtigt, den Anschlag auf die Herde verübt zu haben. Die Deputies, die ihn heute morgen
abgeholt hatten, hegten den gleichen Verdacht. Vielleicht war auch Anna von seiner Schuld überzeugt. Die stundenlange Vernehmung, die er über sich hatte ergehen lassen müssen, hatte ihn bei weitem nicht so gequält wie der Vorwurf in ihrem Blick, als er sich bemühte, David zu erklären, warum die Deputies ihn mitnahmen.
    Alles in allem und aus vielerlei Gründen wäre es für sie und ihren Sohn nur von Vorteil, wenn Jack Sawyer von der Bildfläche verschwände. Er sollte sein Benzin bezahlen und abhauen – weg von Blewer und allen, die hier lebten. Mit reinem Gewissen könnte er abdampfen, nachdem er es geschafft hatte, Lomax wenigstens vorläufig matt zu setzen – nun bestand für Anna immerhin die Chance, sich einen anderen Finanzberater zu nehmen.
    Voll arroganter Selbstzufriedenheit war er aus der Bank hinausmarschiert. Jetzt verwünschte er sich dafür, so kindisch gehandelt zu haben. Gewiß, er hatte das Sheriff’s Office heute ungeschoren wieder verlassen; aber wenn diese Freunde ihn das nächstemal abholten, würde es vielleicht kein so glimpfliches Ende nehmen. Es war verrückt gewesen, Lomax zu drohen. Noch dazu mit dem Messer. Dümmer hätte er sich nicht anstellen können. Ja, je eher er das Weite suchte, desto besser.
    Der halbwüchsige Tankwart kehrte mit einer Dose Öl zurück. »Ist Ihnen die Marke recht?«
    »Ja, ja. In Ordnung.«
    Während das Öl langsam in den Motor floß, kam der Junge vorn um den Wagen herum und blieb neben Jacks offenem Fenster stehen. »Mögen Sie einen Kaugummi?« Er bot Jack eine Stange an.
    »Danke.«
    Dann bemerkte er: »So einen Boliden sieht man selten. Sie sind nicht von hier?«
    »Nein.«
    »Kommen Sie oder fahren Sie?«
    »Das weiß ich selbst noch nicht.«
    Der Junge

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