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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Schusses.

48
    D ie nächste ist für den Fratzen, wenn er nicht auf der Stelle mit dem Geflenne aufhört.« Carl hatte eine Kugel in die Wand gejagt, absichtlich um Haaresbreite an David vorbei.
    Das war der Moment, in dem Jack die Wahrheit erkannte.
    Er würde diesen Mann töten müssen.
    Natürlich würde er versuchen, eine gewaltlose Lösung herbeizuführen, und Blutvergießen irgendwie vermeiden. Zuerst würde er alle anderen Möglichkeiten ausschöpfen. Aber er wußte mit untrüglicher Gewißheit, daß ihm nichts anderes übrigbliebe, als diesen Menschen unschädlich zu machen.
    Plötzlich fühlte er sich sehr alt. Sehr müde. Zutiefst niedergeschlagen. Ihm war, als müßte er die Faust gegen Gott erheben und zornig fragen, warum.
    Aber den Luxus innerer Betrachtung konnte er sich jetzt nicht erlauben. Es blieb keine Zeit dazu. Carl war außer sich vor Wut über Davids Weinen.
    Jack versuchte es mit gutem Zureden. »Der Junge ist fünf Jahre alt und hat Angst. Eben hat er mit ansehen müssen, wie Sie kaltblütig einen Menschen niedergeschossen haben. Ihr Kumpel hier ist auch nicht gerade eine beruhigende Erscheinung. Was erwarten Sie unter solchen Umständen von einem Kind?«
    »Daß es sich ruhig verhält«, brüllte Carl Herbold.
    »Sie machen mehr Krach als er.«
    »Wer hat dich um deine Meinung gebeten?«
    »Warum erlauben Sie seiner Mutter nicht, ihn nach oben zu bringen und hinzulegen?«
    »Du hältst mich wohl für total dämlich? Die bleibt schön hier, wo ich sie sehen kann.«
    »Das Telefon funktioniert nicht. Es gibt keinen Strom. Was könnte sie schon tun?«
    »Ich hab nein gesagt.«
    »Vielleicht hilft ein Schluck zu trinken. In der Küche …«
    »Alle bleiben, wo sie sind!«
    Jack sah zur Ecke hinüber. »Vielleicht, wenn er was zum Spielen hätte … in seinem Rucksack sind ein paar Spielsachen.«
    Genervt von Jacks Beharrlichkeit, ließ Herbold es sich durch den Kopf gehen. Dann wies er zu dem Haufen in der Ecke und sagte zu Myron Hutts: »Gib dem Jungen seinen Rucksack.«
    Hutts bückte sich, hob den Rucksack auf und trug ihn zu Jack hinüber. David starrte Hutts bänglich an. Jack war froh, daß der Junge für den Moment abgelenkt war – so schien es unverfänglicher, als er Anna den Rucksack reichte, anstatt ihn David selbst zu geben.
    Ihr Blick hielt seinen fest, dann zog sie den Reißverschluß des Rucksacks auf und schob ihre Hand hinein.
    Jack sagte: »Macht es Ihre Situation irgendwie besser, wenn Sie uns terrorisieren?«
    »Du weißt ’nen Scheißdreck über meine Situation!« Dann: »Was für eine Situation überhaupt?«
    Anna zog aus dem Rucksack die Figur eines Wilden im Lendenschurz, der in der einen Hand einen Schild hielt, in der anderen ein Schwert. Sie hielt sie hoch und wiegte sie vor David hin und her. Der lächelte und griff nach der Figur.
    Jedes Wort war eine schmerzhafte Anstrengung für Jack; aber er wußte, daß sie mit Reden kostbare Zeit gewinnen konnten. »Sie sitzen doch in der Klemme, Carl. Ich seh Ihnen an, was in Ihnen vorgeht.«
    Herbold starrte ihn feindselig an, aber er hörte zu. »Gar nichts siehst du. Du weißt überhaupt nichts von mir.«
    »Ich weiß, daß Sie Ihren Partner hier am liebsten umbringen würden.«
    Hutts lehnte zusammengesunken an der Wand, die Hände auf der Wunde in seiner Schulter, und sah mit leerem Blick David zu, der seinen wilden Krieger über den Boden hüpfen ließ. Er schien Jacks Worte weder zu hören noch zu begreifen. Ebensowenig Interesse hatte er an Lomax’ Leiche gezeigt, über die er zweimal hinwegsteigen mußte, um den Rucksack weiterzureichen.
    Jack sagte: »Myron hat Mist gebaut und alle Ihre Pläne umgeschmissen, deshalb sind Sie wütend auf ihn. Aber Sie können ihn nicht aus dem Weg räumen. Er ist zwar verletzt, aber Sie werden ihn vielleicht noch brauchen, damit er das Geld holt.«
    Als Herbolds Blick zu Hutts flog, wußte Jack, daß er ins Schwarze getroffen hatte. »Sie hätten uns schon vorher töten sollen.«
    Herbold packte seine Pistole fester. »Von allem, was du bis jetzt rausgelassen hast, ist das das einzig Vernünftige.«
    »Denn jetzt ist es zu spät.«
    »Okay, Klugscheißer. Dann laß mal hören. Warum ist es zu spät?«
    »Ganz einfach. Wenn der zweite Bulle noch am Leben ist …«
    »Ist er nicht.«
    »Aber das fürchten Sie doch, nicht wahr, Carl? Zumindest wissen Sie, daß die Möglichkeit besteht.«
    Er ließ Herbold eine Weile Zeit, darüber nachzudenken.
    Anna schob ihre Hand in den

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