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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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den Jungen wecken und ihn bitten, seine Mutter zu holen, da überlegte er es sich anders. Mußte der Kleine wirklich von den toten Kühen erfahren?
    Er zog sich wieder ins Vestibül zurück und ging von Zimmer zu Zimmer, um Anna zu suchen. Zuerst sah er in dem kleinen Arbeitsraum nach, in dem ihr Computer stand, dann in der Küche und schließlich im Waschraum, wo die Waschmaschine rumpelte.
    Dann kehrte er in den Flur zurück. Am Fuß der Treppe machte er halt. Vielleicht sollte er es noch einmal mit der Glocke versuchen. War ja möglich, daß sie das Licht diesmal bemerkte. Oder sollte er David wecken?
    Ja, das sollte er.
    Aber er tat es nicht. Er ging nach oben.
    Bis zu diesem Moment hatte er nie daran gedacht, wie gefährlich es für Anna sein konnte, ganz allein im Haus zu sein. Wie sollte sie merken, wenn jemand einbrach?
    Er kam an einem Badezimmer vorüber. Die Tür stand offen, der Raum war leer. Weiter den Flur hinunter warf er einen Blick in eine Schlafkammer, offensichtlich die von David. Das erwähnte Poster der Dallas Cowboys hing an der
Schranktür und das Buch über die Dinosaurier lag auf dem Nachttisch.
    Hinter der nächsten offenen Tür war eine schmale Stiege, die zum Speicher hinaufführte. »Anna?« rief er unwillkürlich. Macht der Gewohnheit!
    Also stieg er die Treppe hinauf und blieb auf der vorletzten Stufe stehen. Sie war dort oben. Mit dem Rücken zu ihm saß sie mit gekreuzten Beinen auf dem Boden und spielte mit irgend etwas in ihrem Schoß. Sie schien völlig vertieft.
    Sie glaubte sich allein. Jack fühlte sich unwohl. Es war nicht recht, sich ihr so unbemerkt zu nähern. Es war nicht recht, sie heimlich zu beobachten.
    Aber er konnte sich nicht gleich von ihrem Anblick losreißen. Das Hemd mit den dünnen Trägern schmiegte sich um ihren schlanken Oberkörper. Ein paar Haarsträhnen lagen lose in ihrem Nacken, wo die Haut um einige Schattierungen heller war als an Armen und Schultern. Zwischen dem Saum des Hemds und dem Bund ihrer Shorts war ein schmaler Streifen nackter Haut zu sehen. Jack starrte dieses Stück Haut länger an, als seinem Gewissen guttat.
    Er nahm seinen Cowboyhut ab und räusperte sich laut, ehe ihm wieder einfiel, daß sie ihn ja nicht hören konnte. David hatte ihm erzählt, daß sie es haßte, wenn Leute sich ihr näherten, ohne sich bemerkbar zu machen – aber Jack sah keine Möglichkeit, sie auf seine Anwesenheit aufmerksam zu machen. Nur etwas fester auftreten konnte er, wenn er die letzte Stufe erklomm – dann würde sie vielleicht die Schwingung spüren.
    Aber er trat wohl um einiges zu fest auf.
    Denn sie zuckte zusammen.
    Im nächsten Moment sprang ihm ein blendender Lichtblitz in die Augen.
    Er fuhr zurück, verlor das Gleichgewicht und wäre die Treppe hinuntergestürzt, hätte er es nicht in letzter Sekunde geschafft, sich am Türrahmen festzuklammern.
    Sie hatte auf ihn geschossen!
    Das war sein erster Gedanke. Obwohl er auf den Schmerz wartete, spürte er nichts. Kein Brennen, kein Pochen, kein dumpfes Dröhnen wie nach einem schweren Schlag – nichts von alledem, was man angeblich empfand, wenn einen ein Schuß getroffen hatte. Zwinkernd, um seinen Blick wieder zu klären, sah er an sich hinunter und entdeckte nirgends Blut.
    »Was zum…?«
    Jack schaute sie an. Sie stand jetzt, die Augen auf ihn geheftet. In der einen Hand hielt sie einen Fotoapparat, in der anderen ein Blitzlichtgerät.
    »Was, zum Teufel, soll das heißen?« schrie er sie an. »Sie haben mich zu Tode erschreckt!«
    Sie legte die Fotosachen auf den Boden und begann zu gestikulieren. Er verstand nicht, was sie sagte, aber ihr zorniges Gesicht war Botschaft genug.
    »Moment! Moment mal!« rief er und hob beide Hände.
    Anna hielt inne, aber ihre heftigen Atemzüge verrieten, daß sie immer noch stark erregt war. Sein unerwartetes Erscheinen hatte sie ebenso überrascht wie ihn der grelle Lichtblitz.
    »Ich wollte mich wirklich nicht anschleichen.«
    Sie bedeutete ihm etwas, das er nicht mitbekam; aber er las Davids Namen von ihren zuckenden Lippen.
    »David ist unten. Er schläft.« Ihr Blick blieb mißtrauisch. »Hören Sie, wenn ich Sie erschreckt habe, tut mir das leid – aber Ihr Gerät hat mir auch einen ganz schönen Schock versetzt. Ich seh immer noch rote Ufos.«
    Da sie das letzte Wort nicht verstand, neigte sie fragend den Kopf zur Seite.
    »Unwichtig«, brummte er und sagte, deutlicher sprechend: »Delray hat mich geschickt. Ich brauche die Telefonnummer des

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