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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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die jungen Leute heutzutage sagen.«
    Er bemühte sich, ruhig zu sprechen. »Das kann nicht dein Ernst sein.«
    »O doch!« Sie wischte sich die Augen mit dem Ärmel ihres Morgenrocks und stand auf. »Ich habe dich immer geliebt, seit dem Abend, als wir uns das erstemal sahen. Und ich werde dich bis zu meinem letzten Atemzug lieben. Aber ich werde nicht weiter mit dir zusammenleben, Ezzy. Ich weigere mich zuzusehen, wie diese Geschichte dich langsam auffrißt, bis nichts mehr von dir übrig ist. Ich habe lang genug zugesehen!«

13
    D elray war verstummt, seit er die toten Kühe entdeckt hatte.
    Ganz langsam richtete er sich auf. Er nahm seine Schirmmütze und benutzte sie, um den Staub von den Knien seiner Hosenbeine zu klopfen. Dann wischte er sich mit dem Hemdsärmel über die schweißfeuchte Stirn und starrte schweigend, in Gedanken verloren, über die Weide hinweg ins Leere.
    Schließlich fragte Jack: »Was glauben Sie, Delray?«
    »Tot«, antwortete er kurz, das Offenkundige feststellend.
    »Ich meine, haben Sie eine Ahnung, was sie umgebracht hat?«
    Corbett setzte seine Mütze wieder auf. Dann drehte er sich um und sah Jack an. »Einige. Alle ungut.«
    Jack trat voll Unbehagen von einem Fuß auf den anderen. Es war schwer, unter einem so anklagenden Blick kein schuldbewußtes Gesicht zu machen. »Könnte es ein Kojote gewesen sein? Oder ein Luchs?« Jack suchte krampfhaft nach einer plausiblen Erklärung für den Tod der drei Kühe, deren Kadaver in der Morgenhitze langsam starr wurden. Aber er glaubte nicht daran, daß hier ein Tier angegriffen hatte. An den Kühen war nichts zu sehen, keine Bisse oder andere Wunden. Ein hungriges Raubtier hätte eine Kuh gerissen und sich sattgefressen, die blutigen Überreste den Bussarden überlassen. Doch die drei Hereford-Kühe schienen unberührt.
    Als hätte Delray seine Gedanken gelesen, verneinte dieser: »Ein Vierbeiner war’s nicht.«
    Womit er zweifellos sagen wollte, daß ein Zweibeiner die Tiere auf dem Gewissen hatte. Jack hätte sich gern gegen die unterschwellige Beschuldigung gewehrt, hielt es aber für klüger, den Mund zu halten. Wenn er seine Unschuld beteuerte, noch bevor er angeklagt worden war, würde ihn das nur um so verdächtiger machen. Er wagte eine weitere Vermutung. »Eine Krankheit?«
    »Vielleicht«, meinte Corbett. »Das werd ich erst mit Sicherheit wissen, wenn der Tierarzt sich diesen Schlamassel angeschaut hat.«
    »Wenn es eine Krankheit sein könnte, wär’s dann nicht besser, wir treiben den Rest der Herde auf eine andere Weide?«
    Corbett nickte auf seine brüske Art. »Ich fang schon mal damit an. Gehen Sie rauf ins Haus und rufen Sie den Tierarzt an. Anna hat die Nummer.«
    »Ich bleib gern hier und treib …«
    »Tun Sie, worum ich Sie bitte«, fiel Corbett ihm ins Wort, offensichtlich nicht bereit, eine Widerrede zu dulden.
    »Gut, ich laß den Wagen hier bei Ihnen und geh zu Fuß.«
    Jack eilte mit großen Schritten über den holprigen Boden an Corbetts Pick-up, den sie beim Tor zur Weide abgestellt hatten, vorbei. Gewissenhaft hakte er das Tor hinter sich ein. Als er die Straße erreichte, begann er zu rennen und war schon nach wenigen Minuten schweißdurchnäßt.
    Was er kaum zur Kenntnis nahm. In Gedanken war er immer noch bei den toten Kühen und Corbetts argwöhnischem Blick. Er hatte Corbett geschworen, ihn weder zu bestehlen, noch seiner Familie Böses anzutun. Allerdings hatte er nicht eigens versprochen, der Herde nicht zu schaden. Vielleicht hätte er das tun sollen.
    Vor der Haustür angekommen, drückte er auf den Knopf, mit dem nicht nur die Klingel bedient wurde, sondern auch mehrere Blinklichter im Haus, die Anna signalisieren sollten, daß jemand draußen war. Sechzig Sekunden verstrichen,
aber es kam niemand. Versuchsweise drehte er den Türknauf. Die Tür war unverschlossen.
    »David?« rief er, nachdem er eingetreten war; aber er hörte nichts als den Fernsehapparat und folgte dem Geräusch in ein großen Wohnzimmer, das er zwei Abende zuvor vom Vestibül aus flüchtig gesehen hatte.
    Es war ein heller Raum, sehr einladend. Zeitschriften lagen sauber gestapelt auf Beistelltischen. Weiche Kissen warteten in jedem Sessel. Eine Schale mit grünen Äpfeln stand auf dem Couchtisch. Vom Fernsehschirm her grinste einfältig Gomer Pyle, der gerade von seinem Sergeant eine kräftige Abreibung verpaßt bekam. Der Film war untertitelt.
    David schlief auf dem Sofa.
    Von Anna sah und hörte man nichts.
    Schon wollte Jack

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