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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Nerven, als sie zur Tür hinausrannte und Kurs auf die Küche nahm. Jack lief ihr nach, packte sie beim Nachthemd und hielt sie fest.
    »Gehen Sie rauf und ziehen Sie sich an«, sagte er ruhig, als sie gereizt herumfuhr. »Ich mach das hier schon. Kümmern Sie sich um Delray. David kann heute hier bei mir bleiben. Okay?«
    »Oh, darf ich, Mama? Ja?« Schon waren die Tränen getrocknet. David hüpfte aufgeregt von einem Fuß auf den anderen. »Ich finde das Krankenhaus scheußlich. Da riecht’s wie beim Zahnarzt. Darf ich bei Jack bleiben, ja?«
     
    »Ich möchte, daß ihr verreist. Du und David. Noch heute.«
    Jack hatte gesagt, daß Delray das wünschen würde. Und er hatte recht gehabt. Jack schien immer recht zu haben – einerseits beruhigend, andererseits auch wieder nicht.
    Anna hatte sein Angebot angenommen, auf David aufzupassen, wenn nötig den ganzen Tag. Vielleicht hätte sie ein schlechtes Gewissen gehabt, ihren Sohn so lang allein zu lassen und Jack diese Verantwortung aufzubürden; aber die beiden verstanden sich offensichtlich so glänzend, daß sie selbst die verschüttete Milch in Heiterkeit aufwischten. Auf allen vieren liegend, die Hintern in die Höhe gestreckt, Jacks in ausgewaschenem Köper, Davids im Supermanpyjama, hatten sie ihr zum Abschied nur zerstreut nachgewinkt.
    Sobald Anna an Delrays Bett trat, begann dieser ihr zuzureden, wegzufahren und David mitzunehmen. Er sah besser aus, hatte Farbe in den Wangen, aber die Farbe war vor allem seiner Erregung zuzuschreiben. Sie mußte ihn unbedingt beruhigen.
    »Wir sind hier völlig sicher, Delray.«
    »Ihr wärt aber anderswo sicherer.«
    »Ich gehe hier nicht weg, solange du im Krankenhaus liegst. Wie kannst du nur glauben, ich packe gerade jetzt einfach meine Sachen und fahre weg?«
    »Unter normalen Umständen würde ich das ja auch nicht verlangen. Aber Cecil Herbold war gestern hier. Und das macht mir Sorge.«
    Er wußte nicht, daß Herbold vorher auf der Ranch gewesen war. Ihm das zu sagen könnte seinen Tod bedeuten.
    »Ich fahre nirgendwohin. Es wird hiergeblieben und basta!«
    »Bitta, Anna. Tu es mir zuliebe. Du und David seid das einzige, was mir wichtig ist. Ich habe versucht, Dean vor diesen Burschen zu schützen, so gut es ging. Niemals habe ich sie in seine Nähe gelassen. Für Cecil und Carl bin ich verantwortlich, ich trag die Schuld an der ganzen Katastrophe. Du sollst da nicht mit hineingezogen werden. Bitte, Anna, ich möchte nicht in der Angst sterben …«
    »Na, wie geht es denn unserem Patienten?« Der Arzt kam mit fliegendem Kittel ins Zimmer und unterbrach Delrays Beschwörungen.
    Anna schrieb ihm schnell einige Worte: »Er hat sich heute morgen ziemlich aufgeregt.«
    »Ja, das hörte ich schon.«
    »Hat das seinem Herzen geschadet?«
    Der Arzt sah die Aufzeichnungen durch, die er in einem Hefter bei sich trug. »Hier sehe ich etwas auf seinem EKG. Das war wahrscheinlich die erhöhte Frequenz, als er drohte, uns zu verklagen.« Stirnrunzelnd betrachtete er Delray, der
ihn seinerseits mit finsterer Miene musterte. Dann klappte er lachend den Hefter mit den Unterlagen zu. »Ich nehme seine Kraft und Energie als ein gutes Zeichen.« Sich an Delray wendend, fragte er: »Wie wär’s, hätten Sie Lust auf einen Flug mit dem Hubschrauber?«

27
    K ann ich mal rasch über die Straße laufen und meinen Lohnscheck einlösen?«
    Russell, der, die Füße hochgelegt, an seinem Schreibtisch saß, senkte die Zeitung und sah Cecil unfreundlich an. »Gilt als Kaffeepause. Fünfzehn Minuten.«
    »Aber vielleicht ist am Schalter eine Schlange.«
    »Fünfzehn Minuten.« Er verschwand wieder hinter seiner Zeitung.
    So ein Arschloch, dachte Cecil, als er seine Sonnenbrille aufsetzte und in die drückende Hitze hinaustrat. Schließlich hatte er nicht um eine besondere Gefälligkeit gebeten. Freitags ging er immer schnell rüber zur Bank und löste seinen Lohnscheck ein. Das hatte er sich zur Gewohnheit gemacht, seit er in der Werkstatt arbeitete. Russell schikanierte die Leute nur zum Spaß.
    Durch die getönten Gläser der Sonnenbrille musterte Cecil die Straße und entdeckte nichts Ungewöhnliches. Die Bullen zerbrachen sich wahrscheinlich immer noch die Köpfe über seinen gestrigen Ausflug nach Blewer. Bei der Vorstellung, wie das diese Typen aus dem Takt gebracht hatte, mußte er grinsen. Gern hätte er gewußt, ob Delray benachrichtigt wurde, daß sein Stiefsohn ihn besuchen wollte. Wenn ja, war er hoffentlich am Schock

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