Nachtglut: Roman (German Edition)
krepiert.
Er ging in den Drugstore, bestellte sich eine Cola mit Zitrone und bat die Bedienung, ihm das Getränk in einem Pappbecher zu geben, damit er es mit hinausnehmen konnte. An der Kasse zahlte er für die Cola, eine Rolle Drops und eine Autozeitschrift. Wieder draußen auf dem Gehweg,
schlenderte er bis zur nächsten Ecke und wartete – während er mit einem Strohhalm das kalte Getränk schlürfte –, bis die Ampel auf Grün schaltete.
Nach dem Überqueren der Straße marschierte er Richtung Bank. Im Schatten des Gebäudes blieb er stehen, um seine Cola auszutrinken und den leeren Becher in den zuvorkommenderweise von den örtlichen Rotarieren gestifteten Abfallkorb zu werfen, wie sich das für einen ordentlichen Bürger gehörte.
Im Vergleich zu der glühenden Hitze draußen war es im klimatisierten Schalterraum der Bank so kalt wie in Klondike. Er nahm seine Sonnenbrille ab und schob sie mit den Bonbons zusammen in die Brusttasche seines Arbeitshemds, auf der sein rotgestickter Name stand.
Die Zeitschrift rutschte ihm unter den Arm heraus und fiel zu Boden. Als er sich bückte, um sie aufzuheben, warf er einen Blick zur Tür und ortete den Bankwächter. Höchstens neunzehn, karottenrotes Haar und ein pickeliges Gesicht. Gerade öffnete er die Tür für eine junge Frau mit einem kleinen Kind, das in einem Sportwagen saß.
Cecil trat zu dem Schreibpult in der Mitte des Schalterraums. Er hatte einen Einzahlungsschein aus seinem Scheckbuch bei sich. Mit dem Kugelschreiber, der mittels eines dünnen goldenen Kettchens am Pult befestigt war, füllte er das dazugehörige Formular aus und unterzeichnete seinen Scheck. Er bemühte sich, nicht an die Kameras zu denken, die in Abständen oben unter der Decke angebracht waren.
Jetzt verglich er die beiden Schlangen vor den Schaltern. In der einen stand ein dicker Mann mit einem Riesenschlüsselbund am Gürtel und Schweißringen unter den Armen. Die Frau mit dem Kinderwagen wartete hinter ihm. Sie scherzte mit dem Kleinen, um ihn bei Laune zu halten, während sie warteten.
Die Angestellte am zweiten Schalter bediente ein altes
Paar. Hinter den beiden Alten stand ein Motorradfahrer mit Schnauzer und Lederweste. Seine bloßen Arme waren von oben bis unten mit Tätowierungen bedruckt.
Während Cecil noch überlegte, in welcher Reihe er am schnellsten vorwärtskommen würde, ging ein Mann in grauem Anzug und Hornbrille um ihn herum und stellte sich direkt vor ihn hinter die junge Mutter.
»Arschloch.«
Der Mann drehte sich um. »Sagten Sie etwas?«
»Schon gut«, brummte Cecil. Er stellte sich hinter dem Motorradfahrer an.
Die beiden Alten kapierten einfach nicht, wozu Reiseschecks gut waren. Der Motorradfahrer trat in seinen dicksohligen Stiefeln ungeduldig von einem Fuß auf den anderen und verschränkte die Arme über dem Bauch.
In der Reihe nebenan hatte der Dicke seine Geschäfte erledigt und schlurfte mit klirrendem Schlüsselbund hinaus. Die junge Mutter trat ans Fenster. Der Yuppie im grauen Anzug zog sein Scheckbuch heraus.
Endlich machte die Angestellte an dem Schalter, vor dem Cecil wartete, den beiden Alten den Vorschlag, sich von einem Mitarbeiter erklären zu lassen, was es mit Reiseschecks auf sich hatte. Sie winkte einen Kollegen herbei, der die Alten zu seinem Schreibtisch führte. Der Motorradfahrer trat an den Schalter. Cecil rückte nach. Er spürte, daß jemand hinter ihn getreten war, und drehte sich um.
»Hallo, Cecil!«
»Hallo, Pepe!«
Es war einer der Mechaniker, mit denen Cecil bei Russell zusammenarbeitete. Pepe, der Mexikaner, verkehrte, soweit Cecil hatte feststellen können, nur mit Landsleuten. Sie wechselten nie mehr als einige Worte miteinander, aber der Typ schien in Ordnung zu sein.
»Hat Russel sich bei dir auch so aufgeführt, weil du hier rüber wolltest?«
»Klar. Wie immer«, antwortete Pepe.
Der Motorradfahrer steckte das Geld ein, das die Bankangestellte ihm hingeblättert hatte, wünschte ihr einen schönen Tag und ging. Cecil trat zum Fenster und schob seinen Lohnscheck samt ausgefülltem Formular über den kalten Marmortresen.
»Guten Morgen«, sagte die Angestellte und warf einen Blick auf den Scheck. »Fünfzig in bar, richtig?«
»Ja, bitte.«
»Wie hätten Sie’s gern? Zehner, Zwanziger?«
Die junge Mutter in der Schlange nebenan dankte der Angestellten und schob mit ihrem Kinderwagen ab. Der Yuppie trat an den Schalter. Die Angestellte wünschte ihm einen guten Morgen.
Plötzlich war die Pistole
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