Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
Vom Netzwerk:
noch nicht zurück. Solange sie sich im Krankenhaus aufhielten, befanden sie sich einigermaßen in Sicherheit. Carl Herbold, dessen Foto mittlerweile zum festen Bestand jeder Nachrichtensendung
im Fernsehen gehörte, würde nicht so leichtsinnig sein, sich an einem öffentlichen Ort zu zeigen.
    Bald ging die Sonne unter, und alle Arbeiten auf der Ranch waren liegengeblieben. Er hatte sich beeilt, das absolut Notwendige zu erledigen, dabei jedoch ständig das Haus und seine Uhr im Auge behalten. Neue Besorgnis stellte sich ein, als Anna und David auch nach Stunden noch nicht wieder auftauchten.
    Die Luft war trotz beginnender Nacht drückend und heiß geblieben. Die ausgedörrte Erde strahlte die gespeicherte Sonnenwärme ab wie ein Heizkörper. In regelmäßigen Abständen machte er Kontrollgänge über das Grundstück, alle Sinne angespannt, um augenblicklich auf jedes ungewohnte Geräusch, jeden fremden Schatten reagieren zu können. Dazwischen zog er sich in den Wohnwagen zurück und stellte sich vor die lärmende Klimaanlage, um sich abzukühlen. Die Sorge um Anna und David machte ihn reizbar, und die Hitze verschlimmerte es noch.
    Mit jeder Stunde, die verging, malte er sich eine neue Katastrophe aus, in der Anna und David steckten. Der Wagen hatte wieder gestreikt, und sie saßen irgendwo in der Finsternis fest. Er war kein Mechaniker. Sie hätte die Benzinleitung von einem Fachmann überprüfen lassen müssen. Oder sie und David hatten einen Unfall gehabt. Man hatte sie in die Notaufnahme des Krankenhauses gebracht und nach dem Namen ihres nächsten Angehörigen gefragt. Und sie hatte gesagt, ihr nächster Angehöriger liege oben auf der Intensivstation. Keiner dachte daran, den Farmhelfer zu benachrichtigen, der draußen auf der Ranch saß und vor Sorge beinahe den Verstand verlor.
    Hinzu kam die nagende Unruhe wegen der Herbolds. Gut, er war Cecil fast bis nach Arkansas gefolgt. Aber was besagte das schon? Hier handelte es sich nicht um kleine Gauner, sondern um skrupellose Verbrecher, abgebrüht durch jahrelangen Knastaufenthalt. Cecils Überraschungsbesuch
konnte ein Verschleierungsmanöver gewesen sein, um von Bruder Carl abzulenken, der bereits Anna und David im Visier hatte – die beiden einzigen Menschen, die Delray Corbett etwas bedeuteten. Ja, genau, das war’s. Die Herbolds hatten sie entführt!
    Gerade als er nach dem Schlüssel zu seinem Pick-up griff, um auf der Stelle zum Krankenhaus zu fahren und sich zu vergewissern, daß Anna und David nichts zugestoßen war, sah er die Scheinwerfer ihres Wagens im Tor.
    Als das Auto neben dem Haus anhielt, stand Jack im Schatten der Glyzinie an der Verandaecke. Er hätte sich bemerkbar machen und ihr anbieten sollen, den schlafenden David ins Haus zu tragen. Wenigstens hätte er aus den Schatten heraustreten und fragen sollen, wie es Delray ging.
    Aber eingedenk ihrer harten Worte vom Morgen und immer noch ein wenig verärgert trotz aller Sorge, die er sich um sie gemacht hatte, war er als stummer Zuschauer im verborgenen geblieben, wie sie ihren Sohn vom Rücksitz des Wagens gehoben und ins Haus gebracht hatte.
    Erst als er wußte, daß die beiden in Sicherheit waren, und sah, wie oben die Lichter ausgingen, war er in den Wohnwagen zurückgekehrt. Erschöpft von stundenlanger nervöser Anspannung und der langen Fahrt, hatte er sich auf sein Bett fallen lassen, um sofort tief einzuschlafen.
    Jetzt berührte er kurz ihren Arm, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. »Was war im Krankenhaus los? Hat Herbold Ihnen oder Delray gedroht?«
    Sie griff nach einem Schreibblock. »Ich aß mit David grade in der Kantine zu Mittag, als er da war. Aber Marjorie Baker hat alles miterlebt. Herbold kam in den Warteraum der Intensivstation und wollte zu Delray. Man sagte ihm, das ginge nicht. Er hat eine Szene gemacht. Man holte die Polizei, und er wurde hinausgebracht. Ende der Vorstellung.«
    »Es hat gereicht, um Delray heftig aufzuregen, als er davon
hörte.« Jack rieb sich den Nacken. »Was, zum Teufel, wollte der Kerl? Was hatte das alles zu bedeuten?«
    Aber Anna wußte darauf keine Antwort. Nur darauf bedacht, sich schnellstens anzukleiden und ins Krankenhaus zu fahren, hatte sie sich schon von ihm abgewandt. Sie kam allerdings nur bis zur Tür des Arbeitszimmers. Dort stolperte ihr David weinend entgegen.
    »Ich hab die Milch verschüttet«, schluchzte er, »aus Versehen, Mama! Es ist einfach so passiert.«
    Anna sah aus, als wäre sie fix und fertig mit ihren

Weitere Kostenlose Bücher