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Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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gehörten. Lebensverändernde Blitze von der metaphorischen Sorte konnten serienweise einschlagen, ebenso wie die echte Sorte, die erst ihren Vater und dann ihre Mutter getötet hatte.
    Eine Ahnung des Unheimlichen ließ ihren Nacken kribbeln, aber das war eine Reaktion auf die tiefe Fremdartigkeit der Kulisse, nicht ein Symptom ihrer Furcht. Sie hatte keine Angst um sich. Ihr Leben war derart mit Schicksalsschlägen durchwoben, dass sie sich schon vor langer Zeit notgedrungen in ihr Los gefügt hatte und da Einfluss nahm, wo sie es konnte, aber nicht bereit war, sich Sorgen über den Rest zu machen. Sie hatte sich nur die Furcht vor dem Blitz gestattet, der ihren Vater und ihre Mutter getötet hatte, und jetzt lag sogar dieses Grauen hinter ihr. Falls sie sich plötzlich in dem zauberhaften Pendleton wiederfinden würden, das so war, wie es sein sollte, und ein heftiges Unwetter über der Stadt tobte, würde sie nach unten in den Innenhof gehen, sich dort hinstellen und ruhig und voller Zuversicht zum Himmel aufblicken und darauf vertrauen, dass, wie auch immer es ihr bestimmt war, den Tod zu finden, er sie nicht vor dem Moment ereilen würde, der schon von ihrer Geburt an festgelegt war.
    Professor Talman Ringhals, eine Meskalinvergiftung, Iris und andere metaphorische Blitzschläge hatten Sparkle neue Pfade durch das Leben gebahnt und dieses bizarre Ereignis war nur das neueste. Sie akzeptierte es rascher als ihre Nachbarn, weil sie schon seit Monaten das Gefühl gehabt hatte, ein weiterer Blitzschlag sei überfällig.
    Vor fast dreizehn Jahren, als sie festgestellt hatte, dass sie mit Iris schwanger war, hatte ihre kleine Erbschaft nicht mehr für ihre Lebenshaltungskosten und die Studiengebühren ausgereicht. Sie war vom College abgegangen und hatte vorgehabt, sich einen Job als Empfangsdame oder Büroangestellte zu suchen. Obwohl sie noch nie ein Lotterielos gekauft hatte, kaufte sie zwei am selben Tag, und für das zweite wurden ihr bereits eine Woche später 245 000 Dollar ausbezahlt. Nach Abzug der Steuern genügte das, um sie trotz der Extra-Aufwendungen, die für Iris erforderlich waren, über vier bis fünf Jahre zu bringen. Daher beschloss sie, ihr Studium nicht wieder aufzunehmen, und statt dessen wandte sie sich der Arbeit zu, von der sie sich schon kurz nach jener stürmischen Nacht, in der sie verwaist war, erhofft hatte, ihr nachgehen zu können.
    Drei Jahre nach dem Lotteriegewinn wurde Sparkle von einer neuen Form von Blitzschlag getroffen, als ihre Arbeit spektakulären Anklang fand, woraufhin sie beschloss, diese Welt sei ein äußerst geheimnisvoller und verzauberter Ort mit gelegentlichen grauenvollen Episoden, um ihm Struktur zu geben. Der Tod war lediglich der Eintrittspreis, und billig, wenn man bedachte, was man dafür alles bekam. Sich vor dem Tod zu fürchten, hieß, sich auch vor dem Leben zu fürchten, was dem Leben an sich jeglichen Sinn raubte.
    Bis zu dem unwahrscheinlichen Vorfall heute Abend hatte sie sich nur die Furcht vor dem Blitz gestattet, weil sie das Gefühl hatte, wenn man nicht um sich selbst bangte, führe man die Parzen in Versuchung und fordere Schicksalsschläge heraus. Da sie sich jetzt vor nichts mehr fürchtete, blieb ihr nur noch die Furcht um Iris, denn das Mädchen schien ein Blitzableiter zu sein, auf den sich die Parzen konzentrierten, wenn sie schlecht gelaunt waren. Ihre Tochter zu verlieren könnte der Schlag sein, der auch Sparkle tötete, denn es fiel ihr schwer, sich vorzustellen, wie sie sich noch von der Welt verzaubern lassen könnte, wenn dieses schwierige, aber vollkommen unschuldige Mädchen ihr genommen würde.
    Iris stand etwas abseits von ihrer Mutter mit dem Rücken zu den Fenstern und der Junge, Winny, blieb in ihrer Nähe, hielt aber gerade genug Abstand, um deutlich zu machen, dass er ihr Bedürfnis verstand, einen gewissen persönlichen Freiraum zu gewährleisten, eine Verteidigungslinie gegen die Welt. Winny hatte etwas an sich, was Sparkle nicht genau definieren konnte, ein einnehmendes Wesen, das ihm eines Tages helfen würde, seine Schüchternheit zu überwinden.
    Obwohl es ihn sichtlich Mühe kostete, trug der Junge sogar etwas zu der Gruppendiskussion bei, indem er die Parallelwelten erwähnte, über die er in einigen seiner Lieblingsbücher gelesen hatte, andere Erden, die Seite an Seite mit unserer existierten, manche von ihnen kaum abweichend, andere dagegen radikal anders.
    Sparkle las keine Romane dieser Sorte. Aber schon seit

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