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Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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noch bessere Gerichte zu ersinnen. Subhadra sah ein Rezept an, wie ein Baustatiker die Spezifikationen für eine Brücke ansieht, mit der nüchternen Erkenntnis, dass ein einziger kleiner Fehler zu einem Zusammenbruch mit tödlichen Folgen führen konnte; sie maß jede Zutat präzise ab, befolgte jede Anweisung so buchstabengetreu, wie es menschenmöglich war, aber selbst wenn sie Anupamas Rezepte benutzte, kam bei Subhadra nur ein essbares, aber keineswegs aufregendes Abendessen heraus. Andererseits konnte Anupama keine Einnahmen und Ausgaben gegeneinander aufrechnen und Subhadra hatte zehn Ehrendoktortitel in Mathematik zusätzlich zu dem einen, den sie selbst erworben hatte.
    Die Lektion, die Padmini aus den erfolgreichen Lebenswegen von Mausi Anupama und ihrer Mutter lernte, war, dass man das, was man tat, mit Leidenschaft und absoluter Hingabe tun musste, ganz gleich, was es war. Padmini war einundzwanzig und in ihrer ersten Anstellung, nachdem sie ihren Abschluss in Hotelmanagement gemacht hatte. Sie hatte vor, zwei Jahre im Pendleton zu bleiben, dann zur Concierge in einem Luxushotel aufzusteigen, sich zur Geschäftsführerin hochzuarbeiten und eines Tages ein eigenes berühmtes Hotel zu besitzen. Sie mochte Menschen, es bereitete ihr Vergnügen, Probleme für sie zu lösen und sie glücklich zu machen, und sie war sowohl in Mathe als auch im Kochen gut.
    Sanjay, ihr Freund, sagte, sie hätte auch das richtige Aussehen, sie sei phatakdi , so sexy wie ein Feuerwerkskörper, und besäße doch gleichzeitig eine solche Würde und Eleganz und schwesterlichen Charme, dass sie nie den Neid anderer Frauen erregen würde. Sanjay wollte immer nur chodo , ein Wort, das Padmini niemals in irgendeiner Sprache laut sagen würde. Wenn Sanjay zwischen essen und chodo wählen müsste, würde er wahrscheinlich verhungern. Aber er war ein guter Junge, der seine eigene Karriere ernst nahm, und sie hatte nie erlebt, dass er log, noch nicht einmal, um seinen stets bereiten Lauda dahin zu kriegen, wo er ihn haben wollte.
    Wenn es für eine Concierge, eine Hotelmanagerin und – letzten Endes – eine Hotelbesitzerin von Vorteil war, gut auszusehen, dann konnte es doch manchmal durchaus auch lästig sein. Senator Blandon hatte sie immer mit besonderer Aufmerksamkeit bedacht, und seine Vorstellung von einem Flirt bestand darin, ihr unangebrachte Witze zu erzählen, die fast schon schweinisch zu nennen waren und sie zum Erröten brachten. Er hatte auch jemanden gefunden, der ihm Wörter in ihrer Sprache beibrachte, die er in das Gespräch einfließen ließ; damit wollte er ihr zeigen, dass er locker mit ihrer Kultur umgehen konnte. Manchmal sagte er, sie sei eine der Apsaras , der himmlischen Nymphen, oder er nannte sie Batasha , was Kandiszucker hieß. Gelegentlich sprach er sie als Bibi Padmini an, was nichts weiter als »Miss« bedeutete. Aber derjenige, der ihn mit diesen Worten eindeckte, musste Verachtung für ihn empfunden haben, denn Blandon nannte sie unwissentlich auch Bjajiyas , was der Name für einen frittierten Snack war, und Akha Anda , was »totales Ei« bedeutete, oder Chotti Gadda , was »kleine Matratze« hieß. Ihre Geduld und ihre Fassung wurden auf eine harte Probe gestellt, doch es gelang ihr immer, ihm vorzumachen, sie fühle sich geschmeichelt von seinen ungeschickten Versuchen, die Sprachen Indiens zu verwenden, und sie lachte ihm nie ins Gesicht.
    Bisher war Padmini eine Begegnung mit dem Senator während ihrer aktuellen Schicht erspart geblieben, was sie als göttliche Vorsehung auffasste, aber als es auf ihrer Uhr 17 Uhr 51 war, passierte etwas viel Schlimmeres. Ein elektronisches Kreischen stürmte abrupt von allen Seiten auf sie ein und sie sprang erschrocken von ihrem Hocker auf. Die Zeitschrift Hotelier , in der sie gelesen hatte, fiel auf den Boden. Sie stieß die Schwingtür auf, kam hinter ihrem Empfangsschalter hervor und stürzte ins Foyer. Wenn der Feueralarm getestet wurde, erzeugte er ein elektronisches Blöken, aber das hier klang ganz anders. Trotzdem wusste Padmini, dass derart schrille Geräusche nichts Gu tes zu bedeuten hatten.
    Als um sie herum alles verschwamm und die verschwommenen Umrisse, die immer noch vertraut waren, sich dann plötzlich zu etwas Unkenntlichem verzerrten, als das Kreischen vielleicht aus dem Inneren ihres Kopfes zu kommen schien und nicht aus den Wänden und als außerdem ein unheilverkündendes Rumpeln zu vernehmen war, glaubte sie, sie müsse wohl gerade einen

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