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Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Strudeln durch ihr geheimnisvolles Fleisch, in unterschiedlichen Tiefen und mit verschiedener Intensität, und es zeigte, was die dunklen Klumpen innerer Organe sein könnten, die von einer größeren Dichte als das umliegende Gewebe waren. Sie hatte die Länge eines sich anschleichenden Löwen, war aber fast so groß wie ein Mann und schien in dem unzulänglichen Mondschein auf Insektenbeinen voranzukriechen, die dennoch fleischig waren, ähnlich denen einer Jerusalemgrille. Nach allem, was Fielding sah, hätte der Leib eine Ansammlung von knolligen Formen sein können – geschwollene Blasen, hängende Hodensäcke –, all das um ein unterteiltes Etwas geschlungen, das ihn an einen dicken Bandwurm erinnerte, und dadurch miteinander verbunden. Das Ding bewegte sich nicht schnell, doch er war sicher, dass es in Gegenwart von Beute beträchtlich an Tempo zulegen konnte, und es schien sich auf den Weg zu konzentrieren, der vor ihm lag, als folge es einer Fährte.
    Diese Erscheinung war grotesker als alles, was Fielding Udell in den Albträumen von tausend Jahren hätte einfallen können; keine halluzinogene Droge hätte die Macht besessen, so etwas in der menschlichen Vorstellung heraufzubeschwören, denn in seiner Fremdartigkeit war es grauenerregender, als wenn ein Tyrannosaurus Rex plötzlich mit weit aufgesperrtem Maul und Zähnen, so lang wie Säbel, in den Innenhof gesprungen wäre. Er dachte an weit entfernte Sterne, an die luftlose Weite des tiefen Weltraums, an eine Reise, die nur in Lichtjahren messbar war, denn das Ding im Innenhof war bestimmt nicht auf der Erde geboren worden. Ein Schauer durchzuckte ihn, fuhr ihm durch Leib und Seele, und seine Handflächen wurden kalt und klamm, als schmelze jetzt die eisige Courage, die seinen langen Nachforschungen standgehalten hatte.
    Als Fielding auf die widerwärtige Kreatur hinunterstarrte, gelähmt wie ein Kaninchen, das plötzlich einer zum Angriff bereiten Klapperschlange begegnet, hob das Ding etwas wie einen Kopf, eine klumpige Masse, der die Symmetrie zwischen links und rechts fehlte, die der Kopf aller Tiere in der Natur aufweist. Es wandte ihm ein Gesicht zu, das in zweierlei Hinsicht heimtückisch war: Erstens schien es sich um eine verschlungene Krebsgeschwulst zu handeln und zweitens war es die Fratze des Bösen schlechthin.
    Vielleicht sah es nur den Mond an, so wahnsinnig – oder mondsüchtig –, wie es scheußlich war, aber er glaubte fest daran, dass dieses Ding seinen Blick ganz allein auf ihn richtete, falls es sich bei diesen drei strahlenden silbernen Gestirnen tatsächlich um Augen handelte. Fielding schüttelte seine Trance ab, trat von der schmutzigen Fensterscheibe zurück, verschwand aus der Sicht der Kreatur und war sicher, endlich einen Vertreter der Herrschenden Elite gesehen zu haben, die man nicht zu fassen bekam.
    * * *

Silas Kinsley
    In dem düsteren gelben Licht wichen die öligen Schatten vor dem Schein der Taschenlampe zurück und der riesige Raum schien fast unter Wasser zu stehen, da die Strahlen von oben durch zahllose Faden Tiefe gefiltert wurden. Die kaputten und verrosteten Geräte im Versorgungsraum türmten sich auf und neigten sich zur Seite wie ein untergegangenes Schiff, das schon seit langer Zeit auf dem Meeresboden liegt.
    Es war still im Keller, bis auf ein kaum wahrnehmbares Säuseln, das Zugluft sein konnte, die irgendwo anders im Gebäude ihren Ursprung hatte und durch das Labyrinth von Leitungen kam, die schon lange kein Wasser mehr für die Heiß- und Kühlwasseranlage führten und an manchen Stellen gebrochen oder von den Kniestücken abgekoppelt waren. In Anbetracht der Umstände gelang es Silas nicht, den Verdacht zu unterdrücken, dass er nicht nur einen Luftzug hörte, sondern stattdessen das Flüstern von Menschen, die ihn hinter der Deckung der Geräte überwachten, die nicht mehr in Betrieb waren. Oder wenn nicht Menschen, dann könnte vielleicht in der Nähe ein Geschöpf wie das lauern, das Perry Kyser, der Baustellenleiter, 1973 gesehen hatte, die Abscheulichkeit, die mit der gemarterten Stimme des vermissten Malermeisters zu ihm gesprochen hatte.
    Mit der Pistole des Wächters in der Hand begab sich Silas tiefer in das Labyrinth hinein. Er musste sich möglichst große Klarheit über die herrschende Situation verschaffen. Wenn er der Furcht gestattete zu triumphieren, würde er Entscheidungen treffen, die mehr auf Gefühlen als auf Vernunft gründeten, und das würde auf schnellstem Weg zu seinem

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