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Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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konnte sie zwar noch nicht erklären, doch er ahnte, dass ihm ein Verständnis dämmerte, ein Korallenriff der Theorie, das langsam wuchs, im Moment noch unbewusst, aber mit Sicherheit früher oder später an die Oberfläche kommen und sichtbar werden würde. Das scheinbare Chaos könnte möglicherweise nur als solches erscheinen, weil eine logische historische Ursache und eine rationale Ordnung darauf warteten, enthüllt zu werden.
    Er und Bailey ließen die Frauen und Kinder mit einer der Schusswaffen und einer der Taschenlampen in der Wohnung der Cupps zurück. Die Begegnung mit der sporenbildenden Pilzkolonie in Kinsleys Badezimmer bewies, dass Momente kommen würden, in denen eine schnelle Reaktion entscheidend für das Überleben war, aber je größer der Suchtrupp, desto weniger flink würde er sein.
    Durch den Hintereingang der Wohnung der Cupps betraten sie den südlichen Flügel im zweiten Stockwerk. Der hoch oben angebrachte Bildschirm in der Ecke, wo der kurze und der lange Hausflur aufeinandertrafen, zeigte kein pulsierendes blaues Licht. Er war zerbrochen. Eine Kolonie phosphoreszierender Pilze hatte sich in der flachen Röhre ausgebreitet, was darauf hinwies, dass dieser Monitor schon lange nicht mehr funktionsfähig war.
    Links von ihnen stand die Aufzugtür offen und der Innenraum aus Edelstahl war in blaues Licht getaucht. Auf Kirby Ignis wirkte die unbesetzte Kabine des Fahrstuhls wie eine Aufforderung, einzusteigen. In Anbetracht von Winnys Erfahrung und Kirbys eigener Begegnung mit dem blutbespritzten Butler, der kurz vor dem Zeitsprung in diese Zukunft dem nördlichen Aufzug aus dem Jahr 1935 entstiegen war, zog er für den Moment allerdings die Treppe vor.
    Die obere Etage von Gary Dais zweistöckiger Wohnung lag gleich rechts von ihnen, gegenüber dem südlichen Aufzug. Die Tür war aufgebrochen. Sie lag direkt hinter der Schwelle, geborsten und mit einer unberührten Staubschicht bedeckt; die Angeln im Türstock waren verbogen und zur Hälfte aus dem Holz gerissen. Im Jahr 2011 war Gary in Singapur, und daher hätte der Zeitsprung ihn nicht gemeinsam mit den anderen Bewohnern in dieses Pendleton gebracht.
    Dennoch wagten sie sich in Apartment 3- B hinein, die obere Etage, wo sich die schillernden Pilze so ausgebreitet hatten wie überall sonst auch, und Bailey rief mehrfach laut: »Ist hier jemand?«, während sie sich von der Diele ins Wohnzimmer begaben. Die Worte hallten durch die anderen Räume und die Treppe in die untere Etage der Maisonettewohnung hinunter, aber niemand antwortete.
    Vor den Fenstern nach Westen lag die Steppe aus phosphoreszierenden Gräsern, die sich hypnotisch wiegten, und die schroffen schwarzen Bäume, die in Kreisen angeordnet waren, wurden von oben durch den Mond, aber auch von unten durch die schimmernde Niederung angeleuchtet. Der beunruhigende, aber dennoch unbestreitbare Reiz dieser zukünftigen Welt unterschied sich von der Schönheit der vergangenen nicht nur in der Beschaffenheit ihrer Landschaften, sondern in ihren grundlegenden Eigenarten.
    Schönheit ist Wahrheit, Wahrheit Schönheit: Philosophen vieler Epochen hatten behauptet, Schönheit sei ein Beweis für den Weltentwurf durch eine höhere Macht, da lebende Dinge ebenso gut funktionieren konnten, wenn sie hässlich waren; wenn Lebewesen – also auch der Mensch – nichts weiter als Maschinen aus Fleisch und wenn Pflanzen lediglich Maschinen aus Zellulose und Chlorophyll wären, die durch die blinde und unbekümmerte Natur produziert wurden, und wenn Landschaf ten ohne die Inspiration eines grandiosen Ingenieurs durch geologische Prozesse gestaltet wurden, dann gä be es keinen Grund, warum sie auf das Auge ansprechend wirken sollten. Schönheit musste demnach eine Gnade, ein Geschenk an die Welt sein.
    Kirbys Interesse an der Theorie einer Verbindung zwischen Schönheit und dem Göttlichen in der Welt, die er verlassen hatte, war nicht groß genug, um eine Meinung dazu zu haben. Aber ihm schien es, während er aus Gary Dais Fenstern blickte, als sei das, was das Auge in dieser Welt ansprach, nicht gut und wahr, sondern böse und trügerisch. Was diesen Ausblick reizvoll machte, war nicht echte Harmonie, die ihm gewissermaßen fehlte, sondern das Geheimnisvolle und das Gefühl, dort draußen könnte alles sein und alles passieren, was einen großen Reiz auf den barbarischen Aspekt des menschlichen Herzens ausübte, der in der alten Welt im Interesse der Zivilisation unterdrückt werden musste. Hier

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