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Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Ostocks kam ein bestürzter Mann namens Ricky Neems allein aus der Vergangenheit, ein Bauarbeiter aus dem Jahre 1973, den kurz nach seinem Eintreffen ein grausiges Schicksal ereilte.
    Jeder Gruppe, die aus früheren Jahren hierhertransportiert worden war – zumindest diejenigen, die überlebten –, blieb achtunddreißig Prozent weniger Zeit in dieser Zukunft als ihren Vorgängern. Die Toten blieben für immer. Andrew Pendleton und seine Familie waren am längsten hier, nämlich 380 Minuten. Die Ostocks harrten etwa 235 Minuten aus, was achtunddreißig Prozent weniger war. Der Übergang, in dem Ricky Neems krepierte, dauerte etwa 146 Minuten. Falls das Muster weiterhin Bestand hatte, würde die derzeitige Ausbeute für 90,6 Minuten hier festsitzen, was zweiundsechzig Prozent von 146,1 waren. Zeuge verstand weder den Grund für die Periodizität noch die Bedeutung der Zahl achtunddreißig, aber er war sich sicher, was die Zeitdauer jedes Übergangs betraf, da es ein Teil seiner Natur war, sich des Vergehens der Zeit so bewusst zu sein wie jede Uhr.
    Desgleichen kannte er auch nicht den Grund für dieses Ereignis und wusste nicht, ob es sich um ein natürliches Phänomen ohne jegliche Bedeutung handelte oder ob irgendeine Absicht dahintersteckte. Wenn das Pendleton rein zufällig über einer Raum-Zeit-Verwerfung erbaut worden war, dann geschah alles aus reinem Zufall. Aber ob es Zufall war oder nicht – die Kräfte, die daran beteiligt waren, gingen weit über Zeuges Verständnis hinaus und besaßen so immense Macht, dass sie die Zeit zusammenfalten konnten, um verschiedene Epochen zusammenzubringen, was nach den physikalischen Gesetzen unmöglich war – oder besser gesagt: unmöglich nach dem, was man für die physikalischen Gesetze hielt.
    Sein Eindruck von zunehmender Beschleunigung, der sich immer mehr verstärkte, führte dazu, dass er ein nahendes Crescendo erwartete, nicht nur ein Ende dieser Phänomene, sondern eine Vollendung, die sein Vorstellungsvermögen übertraf. Vielleicht wurde seine Erwartungshaltung durch die Gewalttätigkeit geprägt, die er so lange Zeit beobachtet hatte, durch die Zerstörung der weltweiten Zivilisation, und vielleicht irrte er sich, aber er war der festen Überzeugung, das Ende dieser Übergänge würde, wenn es kam, umwälzend sein, katastrophal und vernichtend. Noch schlimmer als alles, was er jemals in seinem Leben gesehen hatte.
    Als er jetzt in der verlassenen Bibliothek stand und den Frauen im Nebenzimmer lauschte, glaubte er, wenn er sie besser gekannt hätte, hätte er sie wirklich gemocht. Er mochte sie sogar jetzt schon ein bisschen und seine Zuneigung war groß genug, um ihn hoffen zu lassen, sie würden nicht hier verrecken, obwohl die Chancen, dass einer der Hausbewohner die nächsten neunzig Minuten überlebte, sehr gering waren. Er würde sie nicht töten, aber retten konnte er sie auch nicht.
    * * *

Tom Tran
    Im westlichen Hausflur des Erdgeschosses packte Tom Padminis Hände und küsste sie, während er ihr überschwänglich dafür dankte, dass sie ihn vor der Ausgeburt des Massengrabs von Nha Trang, oder was auch immer es gewesen war, gerettet hatte. Sie nannte es Rakshasa und sagte, das sei ein Geschlecht von Dämonen, und obwohl er nicht viel über Hinduismus wusste, fand Tom, das könnte für dieses Geschöpf eine ebenso gute Erklärung sein wie jede andere.
    » Baba «, sagte sie, »was ist passiert? Wissen Sie, warum sich alles verändert hat?«
    Baba , hatte sie ihm einmal erzählt, sei eine liebevolle Form der Anrede, die in Indien benutzt wurde, wenn man mit kleinen Kindern oder alten Männern sprach. Er war zwar erst sechsund vierzig, aber mehr als doppelt so alt wie sie, und daher nahm Tom Tran keinen Anstoß daran. Manchmal dachte er an Padmini als die Tochter, die er nie gehabt hatte. Jedenfalls sorgte ihr reizendes Naturell dafür, dass nur die streitsüchtigsten Miesepeter es fertigbrachten, sie anzufeinden.
    »Meiner Erfahrung nach«, sagte er und ließ ihre Hände los, »zerbricht die Welt von Zeit zu Zeit und wahnsinnige Dinge passieren, aber nicht ein solcher Wahnsinn.«
    »Ich habe den Haupteingang von der Straße aus abgeschlossen«, sagte sie.
    »Gut, gut«, sagte er und warf einen Blick auf den Innenhof hinter der Glastür, wo der Rakshasa hinter Unmengen von eigen tümlicher Vegetation verschwunden war.
    »Ich wollte gerade in den Wachraum runtergehen und fragen, was der Wächter weiß.«
    »Ja«, sagte Tom, der langsam einen Teil

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