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Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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gab es keine Zivilisation, nur das Herz der Dunkelheit, betörend in seiner Unermesslichkeit, bezaubernd, weil es rohe, brutale Kraft, weil es die Freiheit des Wahnsinns, weil es den Tod ohne Sinn versprach.
    Von hier aus schien das rhythmische Wogen der phosphoreszierenden Niederung eine mystische Erfahrung anzubieten, doch Kirby hatte den Verdacht, jeder Spaziergang, den er dorthin unternahm, würde kurz ausfallen und in immenser Grausamkeit enden.
    Trotz seines großväterlichen Auftretens war er ein Griesgram, der die Menschheit – nicht das einzelne Individuum, sondern die Spezies insgesamt – als weitgehend extrem dumm, selbstsüchtig, habgierig und neidisch ansah. Die meisten liebten Macht und Gewalttätigkeit, sie neigten zum Missbrauch und zur Plünderei. Kirby dachte oft, die Welt wäre ein besserer Ort, wenn Hunde die Geschöpfe mit der höchsten Intelligenz wären, die darin lebten. Die verschwundene Stadt vermisste er nicht, da selbst die besten Städte nur aus der Ferne schön waren, aber in unterschiedlichem Maß schäbig und armselig, wenn man sie aus der Nähe erlebte. Dennoch war dies eine Welt ohne Städte, ohne Menschen und zweifellos auch ohne Hunde und andere unschuldige Geschöpfe, nicht eine Welt, die zu paradiesischer Ursprünglichkeit zurückgekehrt war, sondern eine Welt, die verseucht und widernatürlich war.
    »Ich glaube nicht, dass wir jeden Raum gründlich erkunden müssen«, sagte Bailey. »Wenn jemand hier wäre, hätte er reagiert. Was wir bei einer Suche finden, wird die eine oder andere Variante dessen sein, was einem in einem Gruselkabinett entgegenspringt, und für nichts weiter als diesen Nervenkitzel brauchen wir uns nicht in Gefahr zu begeben.«
    Als sie aus Gary Dais Wohnung herauskamen, war die offene Aufzugkabine weiterhin leer, doch murmelnde Stimmen in einer fremden Sprache drangen heraus – oder eher aus dem Aufzugschacht. Sie klangen genauso, wie Bailey sie beschrieben hatte: ominös, drängend, unheilverkündend. In der Welt der Vergangenheit war Sprache ein Werkzeug, das ausschließlich den Menschen zur Verfügung stand, aber Kirby hatte den Verdacht, diese Stimmen seien nicht die von Menschen.
    Als sie in den langen südlichen Hausflur abbogen, pulsierte am hinteren Ende ein blauer Bildschirm, doch keine von einem Computer simulierte Stimme schlug Alarm.
    Auf der linken Seite befanden sich zwei Wohnungen, von denen die erste Mac und Shelly Reeves gehörte. Kirby fand selten die Zeit, Radio zu hören, doch die wenigen Male, die er die Sendung seiner Nachbarn gehört hatte, fand er sie amüsant.
    Die Tür stand offen. Die beiden ersten Räume waren so verwahrlost wie alles, was sie bisher gesehen hatten. Niemand antwortete auf Baileys Rufe.
    »Sie könnten im Theater oder zum Abendessen in einem Restaurant gewesen sein, als der Sprung stattfand«, sagte Kirby.
    »Hoffen wir es für sie.«
    Als sie sich der Tür von Apartment 3-H näherten, der Wohnung von Fielding Udell, sagte der blaue Bildschirm: »Zwei er wachsene männliche Personen. Oberirdisch. Zweiter Stock. Südlicher Hausflur. Eliminieren. Eliminieren.«
    Bailey ließ sich von Mickey Dime inspirieren und schoss auf den Bildschirm.
    »Eine Art Sicherheitssystem?«, fragte Kirby verwundert.
    »Es scheint so.«
    »Wozu sollte ein leer stehendes Gebäude so etwas brauchen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Sie glauben, hier ist noch jemand, der dieser Aufforderung Folge leisten könnte?«
    »Bisher würde ich das verneinen. Bisher.«
    Die Tür zu Fielding Udells Wohnung war abgeschlossen. Die Klingel funktionierte nicht. Bailey klopfte laut. Niemand antwortete.
    Bailey rief durch die Tür: »Mr. Udell? Mr. Udell? Ich bin Bailey Hawks. Ich wohne in der 2- C .« Er wartete. Dann: »Mr. Udell. Wir versammeln uns alle in der Wohnung der Cupps, um das gemeinsam durchzustehen.«
    Als ihnen nur Stille antwortete, sagte Kirby: »Vielleicht war er nicht im Gebäude, als es passiert ist.«
    »Ich glaube nicht, dass er seine Wohnung oft verlässt.«
    »Wollen Sie die Tür aufbrechen, um nachzusehen, ob er in Schwierigkeiten steckt?«
    Bailey dachte einen Moment lang darüber nach. »Kennen Sie diesen Typen?«
    »Ich bin ihm ein- oder zweimal über den Weg gelaufen.«
    »Er ist ziemlich exzentrisch.«
    »So kann man es auch nennen«, sagte Kirby.
    »Ich überlege mir, was ist, wenn er sich, wie ich und wie Martha, eine Schusswaffe geschnappt hat, als es zu dem Sprung kam. Wenn man bedenkt, wie Udell ist, kann es passieren, dass

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