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Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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seiner Fassung wiedergewann. »Das sollten wir tun.«
    Gemeinsam eilten sie durch den unerklärlich dreckigen und schlecht beleuchteten Korridor zur südlichen Treppe, wobei Tom auffiel, dass hoch oben an der Rückwand ein quadratischer Monitor von dreißig Zentimetern Seitenlänge angebracht war, der vorher nie dort gewesen war. Der Sockel, auf dem er stand, war teilweise abgebrochen und der Bildschirm hing schräg herunter und war dunkel.
    Als sie sich der Tür zum Treppenaufgang näherten, öffnete sie sich, und beide blieben erschrocken stehen. Silas Kinsley trat mit einer Pistole in einer Hand und einer Taschenlampe in der anderen auf den Flur.
    »Mr. Kinsley«, sagte Padmini, »die Welt spielt verrückt, khiskela , nichts stimmt mehr, alles hat sich verschoben.«
    »Ja, ich weiß«, sagte der Anwalt. »Was haben Sie gesehen?«
    »Dämonen«, erwiderte Tom und fragte sich, was es zu bedeuten hatte, dass Silas Kinsley sich nicht im Geringsten über dieses Wort zu wundern schien.
    Padmini sagte: »Wir wollten gerade in den Wachraum runtergehen und nachsehen, ob Vernon Klick vielleicht mehr weiß.«
    »Er ist tot«, teilte der Anwalt ihnen mit. »Der Wachraum ist nicht mehr das, was er früher einmal war. Da unten gibt es für uns nichts zu tun.«
    * * *

Iris
    Es sind zu viele und sie scheinen alle gleichzeitig zu reden und sie haben zu viel zu sagen. Der Wald um Iris herum ist nicht mehr echt genug, sie schafft es nicht, sich in ihn zurückzuziehen und dem Bambipfad zu folgen, wenn so viel geredet wird, summende Stimmen, die auf sie einstürmen, dieses Summen, dieses Summen. Sie hört die Stimmen nicht nur, sondern fühlt auch, wie sie in ihren Ohren sägen, Wörter mit scharfen kleinen Zähnen, und im Moment ist keine der Stimmen zart, sie sind besorgt und rau. Die Wörter ersticken sie aber auch, die Wörter sind wie ein Strick, der sich um ihre Kehle zuzieht wie die Fallenschnur, die Klopfer beinah erdrosselt hätte, und daher fällt ihr das Atmen zunehmend schwerer.
    Die alte Frau hat eine Waffe und Waffen sind böse. Der Jäger hat Bambis Freund Gobo getötet und Bambi an der Schulter verwundet, all dieses Blut, und Bambi will sich hinlegen und schlafen, einfach nur schlafen, nur wäre Schlaf der Tod gewesen.
    Eine Zeitlang hält sich Iris die Ohren zu, aber dann befürchtet sie, dass sie den Ruf des Eichelhähers nicht hören wird, falls er ertönt. Sie muss ihn hören können, weil der Eichelhäher mit seinem Schrei den ganzen Wald warnt, wenn Gefahr naht, wenn der Jäger zwischen den Bäumen ist.
    Sie wagt es nicht aufzuschauen, denn sie ist sich sicher, dass der Anblick all dieser redenden Menschen sie erdrücken wird, und außerdem ist alles anders und nichts so, wie es sein sollte, und daher richtet sie ihre Augen lieber auf den Boden. Mit gesenktem Kopf, die Arme vor der Brust verschränkt, die Hände in den Achselhöhlen, versucht sie, sich möglichst klein und kompakt zu machen, in der Hoffnung, nicht bemerkt zu werden.
    Die Katzen sind wieder auf dem Boden, keiner streichelt sie, und sie schleichen herum. Sie beobachtet sie, weil sie sie an die Tiere im Wald erinnern. Sie erinnert sich an die wunderbaren Rehe wie Faline und Tante Ena und Tante Nettla und Marena, und solange sie an sie denkt, ist sie besänftigt.
    Eine der Katzen raubt ihr restlos die Ruhe, als sie Iris aus der Nähe ansieht und Iris bemerkt, dass sich ihre bernsteingelben Augen verändert haben und jetzt so schwarz wie Tinte sind. Die Katze bewegt sich auch anders als vorher, langsamer, nicht so anmutig, als sei sie krank. Die Katze wendet sich schaudernd von ihr ab. Die andere Katze taucht in ihrer Blickrichtung auf und auch sie hat seltsam schwarze Augen. Sie öffnet ihre Schnauze, in der sich etwas kringelt, als hätte die Katze eine Maus mit sechs Schwänzen gefangen, und die grauen Schwänze schlängeln sich über ihre Zähne, hin und her.
    Der Wald ist nicht mehr da und er wird nie wieder hier in diesem Zimmer sein, weil da zu viele Stimmen und zu viele Veränderungen sind, alles ist anders, sogar die Katzen, nichts ist normal, nichts gefahrlos. Der Wald muss sich an einem anderen Ort finden lassen, wo es keine besorgten Stimmen und grinsenden Katzen gibt.
    So leise wie Klopfer und sogar noch flinker als das Eichhörnchen schlüpft Iris aus dem Zimmer, durch einen Türbogen. Sie versucht die jungen Buchen und Goldrauten und den Schlehdorn und die Erlen zu sehen, auf der Suche nach dem sicheren Dickicht, wo sich Zweige von

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