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Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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trauern, aber seine Wut würde noch länger währen, glühende Wut auf die Ideen und die Kräfte, die die Zivilisation in dieses Verderben gestürzt hatten.
    Um seine Wut gegen die richtigen Ziele zu richten und die Ursprünge dieser Hölle auf Erden zu erfassen, musste er aber zunächst verstehen, was hier geschah. Als Kirby Ignis, dessen Augen vor Wissbegierde leuchteten, den Strahl seiner Taschenlampe über die bespritzte Wand gleiten ließ, erkannte Bailey, dass das Hirngewebe viel dunkler war als das von Menschen, dunkle Grautöne mit silbrigen Spuren. Er sah kein Blut.
    »Es hat eine Art Restleben«, sagte Kirby.
    Bailey warf alarmiert einen Blick auf die Leiche des Dämons und sagte: »Was? Wo?«
    Kirby deutete auf den Stoff an der Wand und sagte: »Die Gehirnmasse. Sie krabbelt.«
    Statt nach unten in Richtung Boden zu sickern breitete sich die klebrige Masse von dem ursprünglichen Sprühmuster nach allen Seiten aus und wurde dabei immer dünner. Im ersten Moment erschien dieser Vorgang wie das Verhalten jeder Flüssigkeit, die sich in einem trockenen und porösen Material ausbreitet. Aber bei näherem Hinsehen erkannte Bailey, dass es sich bei dem wachsenden dunklen Flecken auf der Wand nicht um Flüssigkeit handelte, die aus dem nassen Gewebe in eine trockene Gipsbetonplatte sickerte. Stattdessen war es eine wuselnde Masse von unvorstellbar kleinen Dingern, so klein, dass er nicht wirklich einzelne von ihnen sehen konnte, vielleicht mikroskopische Kreaturen, die nur in großer Menge sichtbar waren, als Gemeinschaft.
    »Die Funktionen lassen nach«, sagte Kirby. »Es scheint so, als könnten sie ihre Funktionen außerhalb des geschlossenen Schädels nicht allzu lange aufrechterhalten.«
    »Sie? Was meinen Sie damit?«
    Kirby zögerte und kratzte sich mit der freien Hand den Kopf. Dann: »Tja, mit Sicherheit weiß ich es nicht … aber wenn ich auch nur halbwegs richtig liege … dann sehen Sie vor sich Millionen – nein, Hunderte von Millionen – von mikroskopischen Computern, Nanocomputern, die bewegungsfähig sind, damit sie sich in einem enorm wandlungsfähigen Substrat umgruppieren können.«
    »Was zum Teufel hat das zu bedeuten?«
    »Miteinander vernetzt hatten diese Hunderte von Millionen von Nanocomputern vielleicht die Funktion des Gehirns oder zumindest eines großen Teils des Gehirns, wenn wir davon ausgehen, dass es auch nasse Intelligenz enthalten hat.«
    »Nasse Intelligenz?«
    »Biologische Gehirnmasse.«
    Kirby erkundete mit dem Strahl der Taschenlampe die Austrittswunde im Schädel des Dämons, wo mehr von dem Schleim an den Rändern des zerschmetterten Knochens herumkroch, als wollte das Zeug sich ein Bild von dem Schaden machen.
    »Ich rechne damit, dass sie in einer Minute nicht mehr funktionsfähig sind«, sagte Kirby. »Nur gut, dass Sie zuerst in den Kopf geschossen haben. Vielleicht ist das die einzige Wunde, die es töten konnte.«
    »Woher haben Sie diesen Kram – von Raumschiff Enterprise ? Wie weit in der Zukunft sind wir überhaupt?«
    »Vielleicht nicht so weit, wie Sie glauben würden. Wenn das Gehirn intakt ist und die Billionen von anderen Nanomaschinen steuern kann, die innerhalb der Körpermasse existieren, würden sich Wunden im Rumpf oder in den Gliedmaßen rasch wieder schließen. Und es besitzt kein biologisches Blut, um des sen Verlust es sich sorgen muss, und hat wahrscheinlich auch kein Schmerzempfinden, das es behindert.«
    »Sie meinen, es ist eine Maschine?«, fragte Bailey. »Es sieht doch gar nicht aus wie ein Roboter.«
    »Ich habe den Verdacht, dass es ein Hybride ist, eine Mischform aus biologisch und Maschine, eine Art Android, aber nichts Fabriziertes.« Der Strahl der Taschenlampe richtete sich auf die röhrenförmige Zunge, die schlaff aus dem Mund des toten Dämons hing. Aus der hohlen Zunge sickerte mehr grauer Schleim, der keine Spur von Leben aufwies. »Das ist keine weitere Gehirnmasse. Es sieht genauso aus, weil es Nanomaschinen sind, aber ich würde vermuten, dass sie vollkommen andere Funktionen haben als die Nanocomputer der Gehirnkolonie. Sie sind jetzt inaktiv, weil es kein Gehirn gibt, das sie aktiviert.«
    »Das ist mir zu hoch«, sagte Bailey.
    Kirby nickte. »Das geht uns allen so. Ich stelle auch lediglich Vermutungen an.«
    »Sie können Ihre Vermutungen auf mehr begründen als ich. Bei mir ist da null Grundlage.«
    »Ich will nicht behaupten, dass ich in irgendeinem Punkt recht habe. Ich bin kein Futurist. Oder vielleicht bin ich es

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