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Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Wangen hinunter. Wo sie gewesen waren, befanden sich keine Löcher, sondern neue Augen, vollkommen grau und nur in der Mitte schwarz, wie die Augen des Dings, das ihn gebissen hatte. Der Gebissene würde bald zum Beißer werden.
    »Treten Sie zurück«, drängte Bailey Hawks Dr. Ignis. »Wir dürfen nicht zulassen, dass ihm das zustößt.«
    Kirby Ignis setzte sich in Bewegung und Bailey kniete sich hin. Er hielt die Mündung seiner Pistole an Julians Kopf, sagte: »Gott sei mit dir« und pustete dem Mann das Gehirn raus, das noch menschlicher wirkte als das von dem Ding, das früher einmal Sally Hollander gewesen war.
    * * *

Zeuge
    Das Pogrom lief in zwei Phasen ab, die erste geplant, die zweite unerwartet. In der Übergangsphase begannen gewisse Veränderungen das Pendleton auf einen neuen Zweck vorzubereiten. Aufgrund des plötzlichen Wiederauftauchens der Pogromiten, die, nachdem sie ihren Auftrag ausgeführt hatten, sich selbst hätten zerstören sollen, wurden die meisten dieser Veränderungen an dem Gebäude nie vorgenommen. Zu den wenigen Veränderungen, die abgeschlossen worden waren, zählte der Bau einer Reihe von Geheimgängen, durch die sich der Herrscher dieses Reichs diskret voranbewegen konnte, um seine Gefolgsmänner zu überwachen. In Ermangelung anderer Anwärter, da sämtliche Gläubigen tot waren, wurde Zeuge sozusagen zum Prinzregenten dieses Schlosses. Er konnte sich auf verborgenen Treppen und durch Geheimgänge und Tapetentüren frei in dem Gebäude bewegen.
    Aus dem Dunkel der früheren Damentoilette beobachtete Zeuge durch die Tür, die an rostigen Angeln offen stand, wie der große Mann – jemand hatte ihn Bailey genannt – den Pogromiten zerstörte, der sich innerhalb des Körpers des Blinden entwickelt hatte. Er bedauerte sichtlich die Notwendigkeit, denjenigen zu töten, den sie Julian nannten, doch er handelte mit derselben Entschiedenheit und Überzeugung, die er bereits an den Tag gelegt hatte, als er Julians Angreifer eine Kugel in den Kopf geschossen hatte.
    Andere Bewohner aus anderen Epochen der Geschichte des Gebäudes waren bei ihrem Eintreffen hier nicht bewaffnet gewesen. Aber mindestens vier der derzeitigen Reisenden trugen Schusswaffen bei sich, als es zum Übergang kam. Zeuge machte sich Gedanken darüber, was das über die Gewalttätigkeit im Alltag ihrer Zeit im Vergleich zu früheren Epochen aussagen mochte, und er vermutete, sie könnten besser auf das Überleben vorbereitet sein als jene, die vor ihnen gekommen waren.
    Sie hatten einige der Überwachungskameras, die noch funktionierten, zerschossen. Obwohl er damit gegen seine Weisun gen verstieß und den alleinigen Zweck seines ganzen bisherigen Lebens missachtete, benutzte Zeuge seinen kabellosen Übertragungsmodus, um die verbleibenden Komponenten des Sicher heitssystems zu deaktivieren. Der Pogromit würde trotzdem Jagd auf sie machen, aber vielleicht weniger effizient.
    In Anbetracht dieses vierten mysteriösen Übergangs, all das innerhalb von hundertvierzehn Tagen in Zeuges Zeit, hatte er Grund zu der Annahme, seine endgültige Rolle könnte sich vo n der bisherigen unterscheiden. Er hatte Beweise dafür – er hatte sie in diesem Moment vor Augen –, dass die neunzig Minuten, die dieser Übergang anscheinend erfordern würde, die wichtigsten eineinhalb Stunden der Weltgeschichte sein könnten. Es blieben noch einundsiebzig Minuten und seine größte Befürchtung war, er könnte nicht das Richtige tun, um dafür zu sorgen, dass es niemals zu dieser trostlosen Zukunft kam.
    * * *

Dr. Kirby Ignis
    Als er über dem gemarterten Körper von Julian Sanchez stand, der auf halbem Wege durch seine Gestaltwandlung verendet war, war Kirby Ignis so ungemein alarmiert durch das, was er bisher gesehen hatte, dass zum ersten Mal in seinen fünfzig Jahren sein Verstand sich selbst überholte und mit großen Sätzen von Induktion zu Konklusion zu Deduktion zu einer neuen Induktion sprang, aus einer Unmenge von Rückschlüssen und Fol gerungen zu ein paar gleichermaßen erstaunlichen Theorien ge langte, und im Flug multiplen Erklärungsrouten folgte, mit einer solchen Geschwindigkeit, dass er seine Gedanken nicht adäquat verarbeiten und daraus eine Vorgehensweise ableiten konnte, die eventuell in Betracht käme. Er wünschte, er könnte allein in seiner schlicht möblierten Wohnung sein, mit seinem Aquarium, italienischen Opern, die in chinesischer Sprache gesungen wurden, und einer Tasse grünem Tee. Aber in diesem

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