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Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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beantworten, wogegen sie andere als ihrer Korrespondenz nicht würdig aussortierte. Das in seinem Kopf waren natürlich nicht ihre Finger. Vor dem heutigen Abend hätte ihn dieses Gefühl möglicherweise ausflippen lassen. Obwohl Sinneseindrücke der einzige Sinn und Zweck des Daseins waren, wollte man doch jedes schlechte Gefühl vermeiden. Aber da er seinen Wahnsinn erkannt und ihn mit offenen Armen willkommen geheißen hatte, nahm er an, das sei einfach nur der bekloppte Teil von ihm, der gewissermaßen aufgestanden war und einen Spaziergang durch seinen Schädel unternahm. Oder so ähnlich. Er sagte: »Okay«, entspannte sich einfach und ließ es geschehen.
    Das Nächste, was er wusste, war, dass er sich in einem Wachtraum befand, die Küche um sich herum wahrnahm, aber auch kreisförmig angeordnete, schroffe schwarze Baumriesen sehr lebhaft vor sich sah. Von dort aus begab er sich auf eine Reise durch das Fleisch der Bäume und in die Erde, an alle möglichen interessanten Orte und sah die erstaunlichsten Dinge, darunter das Pogrom an der Menschheit, die Zerstörung der Städte und den raschen Aufstieg des Einen. Es war wie der verrückteste Film aller Zeiten mit dem größten Budget für Spezialeffekte in der Filmgeschichte, unter der Regie von James Cameron auf Amphetaminen und Red Bull. Obwohl er hinterher den Eindruck hatte, das Eine fände ihn zu unzuverlässig, um ihm von Nutzen zu sein, war die Erfahrung so erstaunlich, dass Mickey entschied, der Wahnsinn könnte sich durchaus als das Beste erweisen, was ihm jemals zugestoßen war.
    * * *

Winny
    Wenn sie an der Wand entlangliefen, waren sie zu exponiert. Sie mussten Winkelzüge machen und sich einen Weg um Geräte bahnen, die nicht mehr funktionierten, die kaputten Boiler und die Kellerregale, über dicke gebündelte Rohrleitungen klettern und unter ihnen durchkriechen.
    Da ihm nur die phosphoreszierenden Pilze den Weg wiesen, begannen Winnys Augen schließlich zu schmerzen, und helle Bereiche und Schatten begannen auf seltsame Weise ineinanderzufließen. Davon wurde ihm ein bisschen schwindlig, nicht so schlimm, dass er das Gleichgewicht verlor, aber doch genug, um seinen Orientierungssinn zu verwirren. Er glaubte, sie sollten besser auch nicht durch die Gänge zwischen den Geräten laufen, denn in diesen breiten Gängen würde der Deckenkrie cher sie leichter sehen können, ganz gleich, ob er noch dort oben war oder ob er sich auf den Boden hinab begeben hatte. Als sie sich in der schlechten Beleuchtung zwischen all den kaputten Geräten durchschlängelten und die Gänge schnell im Zickzack überquerten, fiel es ihm noch schwerer, die Orientierung zu behalten und sich zu der Tür vorzuarbeiten, die in den Flur des Kellers führte.
    Auf dem Boden lag so viel Unrat herum, das es ein Hindernislauf war, der sich nur entweder rasch oder leise zurücklegen ließ, beides auf einmal ging nicht. Nachdem sie einen Teil der Wegstrecke hastig, aber nicht leise zurückgelegt hatten, entschied sich Winny für Verstohlenheit, weil er wusste, dass das Ding, das er an der Decke gesehen hatte, jeden Wettstreit gewinnen würde, bei dem es um Schnelligkeit ging.
    Er hielt Iris fest an der Hand und starrte konzentriert auf den Boden vor ihnen, während er einen eineinhalb Meter breiten Gang überquerte und sich zwischen zwei klobige Geräte von mehr als zwei Metern Höhe zwängte. Er zog Iris mit sich in den schmalen Zwischenraum, wo die nächste Reihe von Geräten Rücken an Rücken mit der vorherigen Reihe stand.
    Dort blieb er in den tiefen Schatten stehen, atmete flach durch den Mund und spitzte die Ohren, um etwas anderes als seinen Herzschlag zu hören. Die Luft roch nach Rost und Schimmel und nach Dingen, die er nicht benennen konnte, und sie hatte einen leicht bitteren Beigeschmack, während sie kühl über seine Zunge strich. Winny fragte sich, was er da wohl einatmete, denn es konnte sich vielleicht dauerhaft in seiner Lunge einnisten.
    Iris umklammerte Winnys Hand fester, und als er den Kopf nach rechts drehte, sah er sogar in den tintigen Schatten, dass ihre Augen vor Furcht weit aufgerissen waren. Durch einen Spalt zwischen zwei Geräten schien sie in dem nächsten Gang etwas Beunruhigendes entdeckt zu haben.
    Vorsichtig neigte er seinen Kopf nach links und lugte durch den Spalt auf jener Seite – und sah den Deckenkriecher aufrecht gehend am Boden. Er hatte etwas von einem Reptil, aber auch etwas von einer Katze und war letzten Endes doch keines von beidem.

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