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Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Lüftungsschächte dort gesät worden. In den Hängeschränken folgte etwas den Frauen durch den Raum und ließ die Türen klappern, wenn es sie von innen streifte, als würde es jeden Moment eine der Schranktüren aufstoßen und auf sie herabspringen. Über ihren Köpfen knirschten vermodernde Balken, als würden sie von einem schweren Gewicht niedergedrückt, Rohrleitungen aus Metall vibrierten und rasselten und Staub kam, gefiltert durch die Gittersiebe von Dunstabzugshauben, heruntergerieselt. Der Strahl der Taschenlampe in Sparkles Hand sprang von hier nach dort und wieder zurück, und Twyla entschied sich laufend um, welche Geräusche sie mit der Pistole verfolgen sollte.
    Das, was in diesem Haus herumspukte und viel realer war als jeder Geist, unternahm keine weiteren Versuche, sich wie vorhin in ihre Gedanken zu schleichen, aber Sparkle konnte seine Stimmung, sein dringendes Verlangen, so deutlich fühlen, wie sie Kälte gefühlt hätte, wenn sie aus der offenen Tür eines Gefrierschranks geströmt wäre. Seine Leidenschaft war eisig, ihr Tod sein größter Wunsch, ihr Fleisch sein liebster Humus, um darin seine nächsten Manifestationen zu züchten. All das entnahm sie wortlosen Eindrücken, die keine Übersetzung erforderten.
    Am hinteren Ende der Küche konnten sie durch die Tür sehen, dass der Lagerraum von einer Sukkulente bar jeglichen Chlorophylls überwuchert war; ihre fleischigen Blätter waren so weiß und glatt wie Käse, weiß sogar im Schimmer der Pilzfor mationen in der Küche, aber noch weißer im Strahl der Taschen lampe. Unter den Blättern befanden sich zahlreiche Blüten mit zwei Blatthälften wie die fleischfressenden Fangblätter von Venusfliegenfallen, und die meisten von ihnen hatten ihre glasklaren Borsten in ein Blatt versenkt, das sie in fortwährendem Autokannibalismus langsam zersetzten und verschlangen.
    Es war keine undenkbare Vorstellung, dass Kinderleichen an den Wurzeln dieses Dings liegen könnten und dass fleischige Blattstiele aus leeren Augenhöhlen wuchsen, und während sie ein Schauer des Ekels überlief, wünschte sich Sparkle, sie hätte Benzin und ein Streichholz. Als sei ihr Gedanke empfangen und verstanden worden, knirschten etliche Blüten, deren Mäuler weit offen standen, weil sie noch kein Blatt gefunden hatten, von dem sie sich nähren konnten, mit ihren transparenten Zähnen. Der Hass ihrer Feinde und ihr Hang zur Gewalttätigkeit lasteten drückend auf ihr und sie folgte Twyla erleichtert aus der Küche.
    Aber jetzt drückte die Last dieses Hasses sie nieder, wohin sie auch gingen: durch den Hausflur, in Apartment 1-D, in Apartment 1-E. Selbst da, wo sich nur kleine oder gar keine Manifestationen zeigten, konnte Sparkle Bewegung in den Wänden hören, und an einigen Stellen schien es ihr, als wölbten sich Teile einer Wand oder einer Decke und blähten sich, nicht nur so, als seien sie verfault, sondern auch, als würden sie durch eine dunkle Masse deformiert, die dahinter Metastasen bildete.
    Sie lugten durch das Gitter des Lastenaufzugs am Ende des Hausflurs. Obwohl die große Kabine leer stand, nahm Sparkle deutlich eine Anwesenheit in dem Schacht wahr, etwas, was kurz davorzustehen schien, unter der Kabine aufzuwallen und sich durch das Gitter zu ergießen.
    Als sie zum westlichen Flur eilten, sagte Sparkle: »Fühlst du es? Überall um uns herum?«
    »Klar«, bestätigte Twyla.
    »Es will uns töten.«
    »Warum zum Teufel tut es das dann nicht?«
    »Vielleicht weil die Vorfreude süß ist.«
    »Belohnungsaufschub? Bist du damit jemals bei einem Typen durchgekommen?«
    »Das ist kein Typ. Es ist ein … irgendein verdammtes Ding .«
    Sie bogen um die Ecke in den westlichen Flur und Twylas Stimme wurde von Sorge und Frustration verzerrt, als sie rief: »Winny? Wo bist du, Winny?«
    Es schien keinen Grund mehr für Verstohlenheit zu geben. Derjenige, der in diesem Pendleton herumspukte, schien in jedem einzelnen Moment genau zu wissen, wo sie waren, und seine Anwesenheit war hier genauso greifbar wie in der Partyküche.
    Sparkle rief nach Iris, obwohl sich Iris sogar unter normalen Umtänden meistens zu beklommen fühlte, um ihr zu antworten.
    * * *

Mickey Dime
    Mickey saß in der Küche von Dr. Kirby Ignis und fühlte, wie etwas in seinem Kopf herumkroch, und aus irgendeinem Grund dachte er an die blutroten Fingernägel seiner Mutter und daran, wie sie dicke Packen Post von ihren Bewunderern durchblätterte und einzelne Briefe auswählte, um sie zu

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