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Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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ringen, und wenn er daran gearbeitet hätte, sich Haare auf der Brust wachsen zu lassen. Winny hatte bisher noch kein einziges Haar auf der Brust, und dazu würde es jetzt wahrscheinlich ohnehin nicht mehr kommen.
    Die arme Iris. Sie hatte all ihren Mut zusammengenommen und das getan, was für sie das Schwierigste war, aber was nutzte ihr das, wenn sie dabei ausgerechnet dem Trottel des Jahres, des Jahrzehnts, des Jahrhunderts vertraute. Wahrscheinlich hatte sie ihn für Clark Kent gehalten, und dabei war er in Wirklichkeit bloß SpongeBob Schwammkopf, wenn überhaupt irgendein Comicheld. Da er, was Strategien betraf, ein Reinfall war, suchte er nach Worten, um ihr die schlechte Nachricht mit zuteilen.
    Natürlich fielen ihm auch die nicht ein, und während er darum rang, sie zu finden, schwebten vor seinem einen unbedeckten Auge Bröckchen phosphoreszierender Pilze vorbei wie gelbe Schneeflocken, was ihm passend erschien. Als der zweite Schauer von Pilzflocken vor ihm herabrieselte, wurde ihm mit Verspätung klar, was das zu bedeuten hatte.
    Er sagte sich: Sieh nicht nach oben , als könnte das, was jeden Moment passieren musste, nur dann eintreten, wenn er diese gesamte Reise in die Zukunft träumte. Wenn er träumte, dass die phosphoreszierenden Pilzflocken nie an ihm vorbeischwebten, dann würden er und Iris in Sicherheit sein. Wenn er sie alle in das gute alte Pendleton in ihrer Zeit zurückträumte, dann würden sie plötzlich dort sein und das Schlimmste, worüber er sich Sorgen machen müsste, wäre, dass sein Dad auftauchte und als Geschenk einen Sandsack und Boxhandschuhe mitbrachte.
    Wenn man im Traum zu sich sagte: Sieh nicht nach oben , dann sah man früher oder später trotzdem immer nach oben, und im wirklichen Leben war es genauso. Winny legte seinen Kopf zurück, der stinkende Stoff rutschte von seinem Gesicht, und als er an dem grinsenden Schädel des Skeletts, das an ihm lehnte, vorbei und nach oben blickte, sah er in die grimmigen Augen der Bestie, die mit ihrem spitzen Kopf nach unten an der Wand hing und deren Gesicht nicht mehr als einen halben Meter von seinem entfernt war. Die grauen Lippen waren von den Reihen scharfer grauer Zähne zurückgezogen.
    * * *

Bailey Hawks
    Als er Zeuge in Apartment 2-F folgte, war es fast, als sei Bailey mit einem einzigen Schritt in eine frühere Zeit gelangt und in das Pendleton des Jahres 2011 zurückgekehrt. Die Wohnung war eingerichtet wie damals und alles war so, wie er es in Erinnerung hatte, von den Möbelstücken über die Bücherwände voller Bände über obskure naturwissenschaftliche Themen bis hin zu dem beleuchteten Aquarium. Die einzigen Unterschiede bestanden in den schmutzigen Fensterscheiben und dem Fehlen von Fischen in dem großen Glastank. Sämtliche elektrischen Lichter funktionierten und hier waren auch keine phosphoreszierenden Pilze eingedrungen.
    »Was ist das für ein Ort?«, fragte Bailey, doch er glaubte es zu wissen.
    Zeuge sagte: »Ein Schrein. Und mich könnten Sie als seinen Wächter bezeichnen.«
    Tom Tran stand staunend da, als sei das nicht nur die Wohnung von Kirby Ignis, sondern als sei es entweder Magie oder ein Wunder, sie in diesem Pendleton aus der Zukunft zu sehen.
    »Zeuge. Um was denn zu bezeugen?«, fragte Bailey.
    »Die Geschichte der nunmehr untergegangenen Welt«, sagte Zeuge, »und insbesondere die Ursprünge des Einen.«
    »Sie sind davon losgelöst«, erinnerte sich Bailey. »Es gestattet das.«
    »Ich wurde 1996 geboren. Und in meinen Zwanzigern war ich einer der Ersten, die in vollem Umfang von Bio MEMS profitierten, nicht nur in Form von Respirozythen und anderen physischen Verbesserungen, sondern auch durch erhöhte Leistungsfähigkeit des Gehirns. Deshalb besitze ich die Fähigkeit, die ganze Weltgeschichte in meinem Gedächtnis aufzubewahren. Ich altere nicht. Ich werde nicht krank. Ich kann nur durch einen ganz extremen Gewaltakt getötet werden, weil … ich mich selbst repariere.«
    »Unsterblichkeit.«
    »Gewissermaßen.«
    »Der fundamentale Traum der Menschheit, der lang ersehnte Segen.«
    »Ja.«
    Bailey starrte Zeuge an. Er konnte die Melancholie in seinen Augen sehen und fast fühlen , dass er sie ausstrahlte. »Unsterblich … und allein.«
    »Ja.«
    Tom Tran sagte: »Der letzte Mensch auf Erden.«
    »Rein technisch gesehen bin ich posthuman. Ein Hybride. Ein Mensch, der mit Milliarden von Nanomaschinen angereichert ist.«
    Irgendwo anders in der Wohnung rief jemand: »Höre ich da Bailey

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