Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
Vom Netzwerk:
sei er ein Anwalt, der seine Prozessakten mit sich herumschleppt. Seine Schuhe waren nicht geputzt, die Kakihose schlampig gebügelt. Er hatte sich rasiert, aber unter einigen seiner Fingernägel saß gerade noch so viel Dreck, dass Logan den Wunsch verspürte, seinem Untergebenen mit einer Wurzelbürste die Hände zu scheuern. Aus irgendeinem Grund war es mit Klick, seit er eingestellt worden war, bergab gegangen. Er wusste es noch nicht, aber am kommenden Tag um diese Uhrzeit würde er seinen Job los sein.
    Logan erwähnte die zerknitterte Hose und die abgewetzten Schuhe, aber er enthielt sich jeden Kommentars zu den Fingernägeln. Wenn Klick den Abscheu bemerkte, den er bei seinem Boss hervorrief, konnte er vorgewarnt sein und ahnen, dass seine Tage hier gezählt waren. Logan zog es vor, einen Angestellten nur wenige Minuten, bevor er aus dem Gebäude begleitet wurde, mit seiner Kündigung zu überraschen.
    Logan trat den Hauptgefechtsstand an ihn ab und zog auf den Reservestuhl um. Er ließ das Diagnostikprogramm noch einmal laufen und suchte ergebnislos nach der Ursache für den kurzen Ausfall.
    »Was ist los?«, fragte Klick.
    »Was soll los sein?«, fragte Logan.
    »Wonach suchen Sie?«
    »Nach nichts.«
    »Nach irgendetwas müssen Sie doch suchen.«
    Logan seufzte. »Letzte Nacht haben die Kameras kurz versagt.«
    »Das ist doch eine heiße Sache.«
    »Nein, nicht besonders heiß«, sagte Logan. »Sie sind nur für 23 Sekunden ausgefallen.«
    »Vielleicht hat jemand ein ganz großes Ding abgezogen. Einen bewaffneten Raubüberfall.«
    »Es gab keinen bewaffneten Raubüberfall.«
    »Irgendwas hat hier jemand abgezogen«, sagte Klick.
    »Niemand hat was abgezogen.«
    »Doch, ganz bestimmt«, beharrte Klick. Er war nie Polizist gewesen, immer nur Wachmann, aber er glaubte fest daran, dass er die Intuition eines echten Bullen besaß. »Vielleicht ist auch jemand umgebracht worden.«
    »Es ist niemand umgebracht worden.«
    »Bloß weil Sie die Leiche noch nicht gefunden haben, heißt das noch lange nicht, dass sie nicht irgendwo in dem Gebäude liegt und irgendwann von jemandem gefunden wird.«
    Logan weigerte sich, dieses idiotische Gespräch fortzusetzen. Er sah sich das Video von Senator Earl Blandons Rückkehr ins Pendleton in der vergangenen Nacht mehrfach genau an, diesmal im Aufzug und in den Fluren des zweiten Stockwerks direkt nach der Auflösung der blauen Statik.
    Er nahm deutlich Vernon Klicks kaum unterdrückten Frust wahr, weil er mehr als ein oder zwei Minuten in einem Raum mit seinem Boss sein musste. Zweifellos hatte diese Missgeburt ein Pornomagazin oder eine Halbliterflasche Whiskey in der Aktentasche, wenn nicht gar beides, und konnte es kaum erwar ten, sich auf die eine oder andere Weise zu vergnügen.
    Logan gab deshalb nicht auf, weil ihn das exakte Timing von Earl Blandons Rückkehr in seine Wohnung vor ein Problem stellte. Der Aufzug brauchte einundzwanzig Sekunden von seinem vollkommenen Stillstand im Erdgeschoss bis zu seinem vollkommenen Stillstand im zweiten Stock. Nach der Aufzeich nung mit dem Zeitstempel zu urteilen, war die Kameraüberwachung vier Sekunden, nachdem sich der Aufzug in Bewegung gesetzt hatte, unterbrochen worden. Wenn man die nächsten siebzehn Sekunden für die Fahrt von den dreiundzwanzig Sekun den Ausfallzeit abzog, blieben nur sechs Sekunden blaue Statik. Innerhalb dieses Zeitraums müsste der Mann aus dem Aufzug gestiegen, durch den kurzen Flur im Westflügel des zweiten Stocks gelaufen, nach rechts in den nördlichen Flur eingebogen sein, seine Tür aufgeschlossen und seine Wohnung betreten haben.
    Ebenso wie Devon Murphy kannte auch Logan die verräterischen Anzeichen dafür, dass der Senator betrunken war: die straffe Haltung und das übertriebene Auftreten. Die Aufzeichnung von Blandon, als er das Foyer durchquert hatte, ließ keinen Zweifel daran, dass er volltrunken nach Hause gekommen war.
    Vielleicht hätte ein nüchterner Mann in nicht mehr als sechs Sekunden forsch vom Aufzug zur Tür von 3- D laufen, sie aufschließen und die Wohnung betreten können. In seinem Zustand der Trunkenheit bewegte sich Earl Blandon nicht forsch, sondern gemächlich, fast so gemessen wie eine Braut, die ihre Schritte auf dem Weg zum Traualtar dem Hochzeitsmarsch anpasst. Bestimmt hatte er schon allein dafür, den Schlüssel aus seiner Tasche zu fischen und ihn erfolgreich in das Schloss zu stecken, mindestens sechs Sekunden gebraucht.
    »Bevor ich mich für heute

Weitere Kostenlose Bücher