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Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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zuzubereiten.
    Was auch immer sie vorzubereiten gedachte – sie würden nicht hier sein, um es zu essen. Die Zeit wurde knapp und der Moment rückte bedrohlich näher.
    Zeuge schlenderte zum Klavier zurück und blieb vor der Vitrine mit Twylas Auszeichnungen als Songwriterin stehen. Sie hatte schon viel erreicht und bemerkenswerten Erfolg gehabt, bevor sie dreißig wurde. Er erinnerte sich an ihre Songs, weil er nichts vergaß. Überhaupt nichts. Er hatte die CD besessen, die sie aufgenommen hatte, die, auf der sie ihre eigenen Kompositionen sang, mit einer warmen, kehligen Stimme.
    Dort, wo er herkam, gab es keine Songwriter, keine Songs, keine Sänger, keine Musiker, kein Publikum. Der Morgen däm merte unbesungen und im Laufe des Tages und der Nacht wurde die Atmosphäre nicht ein einziges Mal durch einen Ton der Musik der Natur aufgehellt. Unter den letzten Menschen, die er getötet hatte, waren ein Mann gewesen, der mit großer Raffinesse Gitarre spielen konnte, und ein junges Mädchen von vielleicht zwölf Jahren, dessen Stimme klar, lieblich und engelhaft geklungen hatte.
    Damals war er nicht er selbst gewesen. Früher einmal hatte er das Recht und die Musik geliebt. Aber dann hatte er sich verändert, war verändert worden, in mancher Hinsicht absichtlich, in anderer nicht. Einst hatte er Musik genossen. Jetzt, da er ohne Musik lebte, verehrte er sie.
    Seine Verehrung vermochte ihn allerdings nicht in Twyla Traherns Arbeitszimmer festzuhalten. Alles löste sich flimmernd auf.

10 Der Wachraum im Keller
    Als Devon Murphys Dienst am Donnerstag um sieben Uhr morgens endete, war Logan Spangler für die nächsten acht Stun den dran. Von den fünf Wachmännern, die sich die 21 Schichten pro Woche im Pendleton teilten, war Logan der dienstälteste, der Sicherheitschef.
    Er war erst Streifenpolizist und dann bei der Mordkommission gewesen und er hatte mehr Dreckskerle festgenommen als die Serienhelden von hundert Krimiautoren zusammen, was vielleicht nicht viel besagte, da nach Logans Schätzung 99 Prozent der Typen, die diese Bücher zusammenschmierten, Waschlappen waren, weniger über das wirklich Böse wussten als eine durchschnittliche Bibliothekarin und nicht härter waren als ein Cremetörtchen. Er war seit seinem 52. Lebensjahr pensionsbe rechtigt, gab seine Marke jedoch erst mit 62 ab, denn das war das vorgeschriebene Pensionsalter. Jetzt, mit seinen achtundsechzig, konnte er immer noch jedem 40-jährigen bei der Polizei den Arsch versohlen.
    Logan ging ganz in seinem Posten als Sicherheitsmann auf. Wenn er nicht sein Bestes gab und mit demselben Ernst an diesen Job heranging wie früher an den Polizeidienst, dann wäre das nicht nur eine Geringschätzung seiner Arbeitgeber gewesen, sondern er hätte auch den Respekt vor sich selbst verloren. Demzufolge war er nicht geneigt, das Versagen der Videoüberwachung während der vergangenen Nacht mit einem Schulterzucken abzutun, obwohl das System nur kurz ausgefallen war.
    Devon glaubte, die Kameras seien nur etwa eine halbe Minute außer Betrieb gewesen. Nachdem der Junge fortgegangen war, sah sich Logan die Aufzeichnungen, die mit exakten Zeitangaben versehen waren, noch einmal an – die Aufnahmen der Kameras wurden dreißig Tage lang gespeichert – und stellte fest, dass die Betriebsstörung tatsächlich gerade mal dreiundzwanzig Sekunden gedauert hatte.
    Im Lauf des Morgens und des frühen Nachmittags ließ Logan immer dann, wenn seine Pflichten es zuließen, das Diagnoseprogramm des Sicherheitssystems laufen und erhoffte sich davon, die Ursache für die Unterbrechung der Überwachung zu entdecken, doch er konnte keine Erklärung finden. Er sah sich auch die Stop-Motion-Aufnahmen der entscheidenden Kameras im Keller und im Erdgeschoss in den zwei Stunden vor dem Aussetzen an, das zwischen 2:16:14 und 2:16:37 aufgetreten war. Er rechnete fast damit, darauf einen bislang unentdeckten Ein dringling zu sehen, der versucht haben könnte, die Überwachungsanlange zu sabotieren, doch jeder auf diesen digitalen Aufzeichnungen war entweder ein Bewohner oder ein Ange stellter des Pendleton, der legitimen Beschäftigungen nachging.
    Ein paar Minuten vor Beginn seiner Schicht am Donnerstagnachmittag um 15 Uhr traf Vernon Klick ein, dessen eulenhafte grüne Augen nur unscharf hinter stark verschmutzten Brillengläsern zu sehen waren, die dieser grob geschätzt seit Thanksgiving nicht mehr gereinigt hatte. Er trug einen Henkel mann und die übliche dicke Aktentasche, als

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