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Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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verabschiede«, sagte Logan, »werde ich noch schnell nach einem der Bewohner im zweiten Stock sehen.«
    Klick deutete auf den Bildschirm, den sein Boss eingehend studiert hatte, und sagte: »Sie meinen den Senator?« Als Logan nicht antwortete, sagte Klick: »Sie glauben, er ist tot?«
    »Nein, ich glaube nicht, dass er tot ist.«
    »Dann glauben Sie, er hätte jemanden umgebracht?«
    »Es ist niemand umgebracht worden.«
    »Ich wette, hier ist jemand umgebracht oder ausgeraubt worden. Oder ausgeraubt und umgebracht.«
    Als er von seinem Stuhl aufstand, sagte Logan Spangler: »Vernon, womit haben Sie ein Problem?«
    »Ich? Ich habe keine Probleme.«
    »Irgendein Problem haben Sie.«
    »Mein einziges Problem sind diese fehlenden 23 Sekunden.«
    »Die sind nicht Ihr Problem«, sagte Logan. »Die sind mein Problem.«
    »Wenn das so ist, dann hätten Sie gar nicht erst damit anfangen sollen. Jetzt mache ich mir Sorgen.«
    »Es besteht kein Grund zur Sorge.«
    »Oh, doch, wenn jemand einen Mord begangen hat oder ermordet wurde, dann besteht sehr wohl Grund zur Sorge.«
    »Machen Sie Ihre Arbeit. Halten Sie sich an die Vorschriften. Lassen Sie Ihre Fantasie nicht ins Kraut schießen«, riet ihm Logan und ließ Klick allein, damit er machen konnte, was immer er während seiner Schicht machte, statt seinen Dienst zu tun.
    Als Logan die Tür des Wachraums hinter sich schloss, stieg anscheinend direkt unter seinen Füßen ein Rumpeln auf, und das Pendleton erschauerte. Das Gleiche war vorher schon mal passiert. Am östlichen Hang von Shadow Hill waren Fundamentarbeiten für ein Hochhaus im Gange, die zweifellos die Ursache für diese Erschütterung waren. Er beschloss, sich bei der städtischen Baubehörde zu erkundigen, sowie er nach dem Senator gesehen hatte.

11 Apartment 3-F
    Mickey Dime ließ Jerry tot auf einem Sessel im Arbeitszimmer zurück.
    In der Küche wusch er sich die Hände. Er hatte das Wasser gern so heiß, dass es brannte. Die schäumende flüssige Seife wirkte besänftigend. Sie roch nach Pfirsich. Pfirsiche mochte er lieber als jedes andere Obst.
    Vor dem Fenster blitzte es am Himmel. Es blitzte und blitzte. Er wünschte, er wäre draußen und könnte das Zittern der Luft fühlen und genüsslich den scharfen Ozongeruch einatmen, der auf Blitze folgte. Der Donner krachte. Er fühlte es bis ins Mark.
    Er schenkte sich ein Glas Schokoladenmilch ein und legte einen Zitronenmuffin auf einen Teller. Das Glas war von Bacca rat, der Teller Limoges-Porzellan, die Gabel von Tiffany. Ihm gefiel, wie diese Gegenstände aussahen und wie sie sich anfühlten. Der Muffin war mit einem dicken Zuckerguss glasiert. Er setzte sich an den Frühstückstisch vor einem Fenster mit Blick auf den Innenhof. Er aß langsam und genoss die Gaumenfreude.
    Viel Zucker machte die meisten Menschen hyperaktiv, doch auf Mickey wirkte er beruhigend. Seit er ein kleiner Junge war, hatte seine Mutter gesagt, er sei anders als andere Leute. Das war keine reine Angeberei. Mickey war in vielerlei Hinsicht tatsächlich anders. Zum Beispiel war sein Metabolismus eine Hochleistungsmaschine, wie ein Ferrari. Er konnte futtern, was er wollte, und nahm nie ein Gramm zu.
    Nach dem Muffin aß er genüsslich drei Oreos. Er zog die Kekse auseinander und leckte zuerst die Füllung ab. Seine Mom hatte ihm beigebracht, sie so zu essen. Seine Mom hatte ihm so viel beigebracht. Ihr verdankte er alles.
    Mickey war fünfunddreißig. Seine Mutter war vor sechs Monaten gestorben. Er vermisste sie immer noch.
    Sogar jetzt konnte er sich noch an die deutlich wahrnehmbare Kälte und die zu weiche Konsistenz ihrer Wange erinnern, als er sich über den Sarg gebeugt hatte, um ihr einen Kuss zu geben. Er hatte ihr auch auf beide Augenlider einen Kuss gedrückt und fast damit gerechnet, dass sie sich unter seinen Lippen flatternd öffnen würden. Aber sie waren zugenäht.
    Er aß seinen Snack auf. Er hielt den Teller, das Glas, die Gabel unter fließendes Wasser. Er ließ alles auf dem Abtropfbrett stehen, damit die Haushälterin, die zweimal in der Woche kam, die Sachen gründlich spülte.
    Eine Zeitlang blieb er vor dem Spülbecken stehen und sah zu, wie Regentropfen an das Fenster klopften. Ihm gefielen die Muster von Regen auf Glas. Und er mochte das Geräusch.
    Es zählte zu seinen Lieblingsbeschäftigungen, durch warmen Sommerregen und durch kalten Herbstregen zu laufen. Er besaß ein Wochenendhäuschen auf dem Land, mit knapp fünftausend Hektar Grund. Er saß gern

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