Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
Vom Netzwerk:
Schränke und die Bücherregale und alles, was auf den Regalbrettern stand, nie wirklich vorhanden gewesen, sondern nur ein sehr realistisches Gemälde, das sich jetzt auflöste. Über den kleinen Wellen, die sich nach unten fortsetzten, hatte die neue Wand keine Schränke oder Regale, und sie sah auch nicht neu aus, sondern fleckig und schmierig, der Verputz bröckelte ab, und dunkler Schimmel breitete seine schwarzen Tentakel ungleichmäßig aus.
    Seine Mom stieß einen erschrockenen Laut aus und hob eine Hand, als wollte sie der Veränderung Einhalt gebieten, doch die Wellen rasten an der Wand hinunter, zogen bebend über den Boden, nahmen poliertes Mahagoni mit und ließen zerschrammte, schmutzige Bodendielen zurück, nagten dann an dem großen Teppich, bis nichts mehr von ihm übrig war, und all das geschah so schnell, dass weder Winny noch seine Mutter Zeit für den Gedanken hatten, vielleicht würden auch sie verschwinden, jedenfalls nicht, bevor die seltsame Flut plätschernd auf ihre Füße zukam.
    Seine Mom sprang zurück und packte Winny am Arm, um ihn mitzuziehen, doch die Wellen brachen sich wie eine Brandung, fiederten sich um ihre Schuhe herum auf und zersetzten den Teppich unter ihnen, ließen die beiden jedoch unberührt. Und genauso wie eine Welle, die sich an der Küste bricht, zogen sich die Wellen zurück und hinterließen alles so, wie es sein sollte – den Teppich intakt, den Mahagoniboden frisch poliert. Die Wellen zogen sich an der Wand nach oben zurück und machten die Verwandlung rückgängig, die sie selbst bewirkt hatten, stellten die Unterschränke, die Bücherregale, die Bücher und den Fernseher wieder her, als hätte ein Zauberer eine Verwandlung bewirkt, diese augenblicklich bereut und mit einem Gegenzauber widerrufen, um seinen groben Unfug ungeschehen zu machen.
    Die Wellen zogen sich am Übergang von der Wand zur Decke zurück. Sie kamen nicht gleich wieder hervor. Vielleicht würden sie nie mehr auftauchen. Vielleicht war es vorbei, was auch immer es gewesen sein mochte.
    Winnys Herz galoppierte, als rase er auf eine Ziellinie zu. Er bekam keine Luft. Etwas schien sich in seiner Kehle eingekeilt zu haben. Einen Moment lang glaubte er, er hätte vielleicht vor Schreck seine Zunge verschluckt, denn er hatte gelesen, dass manche Menschen das taten, wenn sie einen Anfall hatten. Dieser Gedanke ließ ihn würgen, doch das, was ihn zu ersticken drohte, war nur die Vorstellung und nicht seine Zunge, von der sich herausstellte, dass sie dort war, wo sie hingehörte – in seinem Mund.
    Seine Mom hatte ihn immer noch am Arm gepackt und hielt ihn sehr fest, als befürchte sie, er würde davonschwimmen und ertrinken oder so. Im ersten Moment sagte sie kein Wort und Winny auch nicht, denn es war sinnlos, dummes Zeug zu quasseln. Sie wussten, was sie gesehen hatten, und keiner von beiden konnte es erklären, weil es total durchgeknallt war, ein Ding der Unmöglichkeit, das ihren Verstand restlos ausfüllte und keinen Raum für andere Gedanken ließ. Aber dann fielen Winny die blauen Ringe aus Licht und die tiefe Stimme wieder ein – »Eliminieren. Eliminieren«. Seine Mutter musste sich ebenfalls daran erinnert haben, denn sie sagte: »Komm, lass uns gehen«, und zog ihn zur Tür.
    »Wohin gehen wir denn?«, fragte er.
    »Ich weiß nicht – irgendwohin, egal wohin, Hauptsache, weg von hier, raus aus dem Pendleton.«

Das Eine
    Für euch Tiefgläubige bin ich das Produkt eurer Weisheit und der Garant eurer Unsterblichkeit.
    Sie, die den Blitz fürchtet, hat geschrieben, eine Stadt sei ein Wald von Gebäuden, der von einem immerwährenden Interessensturm geschüttelt wird, ihre Menschen die Früchte seiner Äste, von denen manche zur Vollendung heranreifen, andere an den Ästen verdorren und wieder andere vorzeitig auf den Boden fallen und dort verfaulen. Ich werde sie lehren, dass die Stadt nichts so Hehres ist wie ein Wald, dass sie ein trostloser Obstgarten der Verzweiflung ist, an dessen krummen und unbelaubten Zweigen nur verfaulte Früchte hängen, dieser wurmstichige Apfel, der als Menschheit bekannt ist. Ich werde in die Ritzen ihres Gehirns kriechen und ihr ein Verständnis für die Wertlosigkeit ihrer Gattung einflößen, sodass sie um den Tod flehen wird, weil sie es nicht mehr ertragen kann, ein Mensch zu sein.
    Sie spricht von vollendeten Früchten, obwohl sie selbst eine unvollkommene Tochter hervorgebracht hat. Sie bildet sich ein, das verkümmerte Kind sei ein Segen. Diese

Weitere Kostenlose Bücher