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Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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zusammenzuschla gen, falls er überhaupt jemals groß genug würde. Er kannte auch kein Waisenhaus, und selbst wenn er gewusst hätte, wo das nächste stand, hätte er sich für den Rest seines Lebens in der Nähe herumtreiben und auf ein Feuer warten können, das niemals ausbrach, es sei denn, er legte es selbst. Daher versuchte er, wenigstens nie etwas Verweichlichtes zu tun oder zu sagen. Wenn er einen Gruselfilm sah, zeigte er nie seine Angst. Wenn er sich aus Versehen schnitt, weinte er nicht, und er erweckte auch nicht den Anschein, dass ihn der Anblick von Blut alarmierte. Ihm grauste vor Insekten, all diese Beine und Fühler, und daher zwang er sich, Käfer und Dinge, die eklig waren, aber nicht stachen, aufzuheben, um sie auf seiner Handfläche genauer zu betrachten.
    Als der Fernseher »Eliminieren« sagte, hätten viele Jungen in der vierten Klasse der Grace-Lyman-Schule einen Schrecken bekommen, und mindestens ein paar von ihnen wären in heller Panik fortgelaufen, um sich zu verstecken. Winny dagegen blieb ruhig und ging – nein, er rannte wirklich nicht – in die Küche, wo die warme Luft nach Zimt roch. Seine Mom betrachtete etwas durch das Sichtfenster in der oberen Ofentür.
    Winny sagte: »Du solltest dir besser mal ansehen, was auf meinem Fernseher läuft.«
    »Was ist es denn?«
    »Ich kann es nicht erklären. Du musst es dir selbst ansehen.«
    Sie deutete auf einen Flip-down-Fernseher unter einem Hängeschrank neben dem Kühlschrank und sagte: »Zeig es mir auf dem hier, mein Süßer.«
    »Ich glaube, das läuft nur auf meinem Fernseher. Meiner hat sich von allein eingeschaltet. Der hier nicht. Du solltest besser mitkommen und es dir ansehen.«
    Winny verschwand eilig aus der Küche – aber er rannte nicht, damit es nicht etwa aussah, als fürchte er sich – und hörte seine Mutter dicht hinter sich. Er nahm an, wenn er in sein Zimmer zurückkehrte, würde sich der Fernseher ausgeschaltet haben. Er würde keinen Beweis haben, und sie würde ihm nicht glauben – bis vielleicht irgendein Killertrupp auftauchte, muskulöse tätowierte Schlägertypen in schwarzen Uniformen und bis an die Zähne bewaffnet. Zu seinem Erstaunen pulsierten die Ringe aus blauem Licht immer noch auf dem Bildschirm.
    »Eine Art Testbild«, sagte seine Mutter.
    »Nein. Das ist 106, ein unbelegter Kanal. Und er spricht.«
    Ehe Winny dazu kam, weitere Erklärungen abzugeben, sprach wieder die tiefe, ausdruckslose Stimme: »Erwachsene weibliche Person und Junge. Oberirdisch. Erster Stock. Westflügel. Eliminieren. Eliminieren.«
    Seine Mutter sagte stirnrunzelnd: »Was ist der Witz daran?«
    »Das ist nicht mein Witz«, beteuerte Winny.
    »Erwachsene weibliche Person. Schwarzes Haar. Dunkelbraune Augen. Einsfünfundsechzig.«
    Sie nahm die Fernbedienung vom Tisch neben dem Sessel, aber sie funktionierte nicht. Sie konnte den Fernseher nicht abstellen und auch nicht auf einen anderen Kanal schalten.
    »Eliminieren. Eliminieren.«
    Seine Mom ging auf den Fernseher zu und sagte: »Ist das eine DVD ?«
    »Nein. Es ist … ich weiß es selbst nicht, etwas anderes.«
    Sie überprüfte trotzdem den DVD -Player.
    Winny sagte: »Das passiert nicht zum ersten Mal, aber bisher hat er außer ›Junge‹ nie etwas gesagt.«
    »Wann ist es zum ersten Mal passiert?«
    »Gestern. Zweimal.«
    »Warum hast du mir nichts davon gesagt?«
    »Es gab nichts zu sagen. Er hat einfach nur ›Junge‹ gesagt.«
    »Hier hat jemand einen abartigen Humor.«
    »Aber wie kann er uns sehen?«, fragte Winny.
    »Er kann uns nicht sehen.«
    »Wieso weiß er dann, wie wir aussehen?«
    »Das heißt ja nicht, dass der Mistkerl uns sehen kann. Es heißt nur, dass er weiß, wer wir sind. Er weiß, wer in dieser Wohnung wohnt. Das ist eine Sicherheitslücke. Wir werden der Sache sofort nachgehen. Das sollte sich schnell klären lassen. Ich verständige den diensthabenden Wachmann.«
    Sie zog den Stecker aus der Steckdose und der Bildschirm des Fernsehers wurde schwarz.
    Sowie der Fernseher ausgeschaltet war, fühlte Winny sich besser, und die Zuversicht seiner Mom gab ihm ein größeres Gefühl von Sicherheit, das allerdings nicht lange anhielt.
    Als sie von dem Fernseher zurücktrat, veränderte sich die Wand. Dort standen niedrige Schränke mit Bücherregalen darüber, doch dann kräuselte sich die Wand. Die Verwandlung begann dicht unter der Decke und floss nach unten wie Wasser, das etwas fortspült und dafür etwas anderes zurücklässt, als seien die

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