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Nachtjaeger

Nachtjaeger

Titel: Nachtjaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Geissinger
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spannender war – erfüllt von einer atemberaubenden Schönheit des Lichts, der Geräusche und des Geschmacks.
    Jeder Atemzug fühlte sich rein und kalt an, als ob sie Schnee inhalieren würde. Jeder winzige Lichtstrahl, der nun durch die schwarzen Wolken über ihr drang, kam ihr wie eine Million schimmernder Fäden in einer Glühbirne vor, während jeder Geruch in einem Umkreis von vielen Kilometern in ihre Nase drang und über ihre Zunge strich und dabei um so vieles besser als die teuersten Weine schmeckte.
    Außerdem sah sie alles. Alles. Sie öffnete den Mund, um über dieses überraschende Hochgefühl zu lachen. Es war eine heftige Freude in ihr, die sie aus dem Nichts am Hals zu packen schien und alle anderen weltlichen Sorgen in tausend Stücke zerschmetterte. Der Laut, der aus ihrer Kehle kam, ließ den Mann vor ihr aufspringen.
    Es war ein grollendes Dschungelgeräusch, vollklingend und erschütternd, vor Gefahr und Macht vibrierend. Endlich schien sie ihre wahre Gestalt gefunden zu haben.
    Es war der schönste Ton, den sie jemals gehört hatte.
    Der Mann wich einen Schritt zurück und streckte dabei eine Hand aus. Er schien zu zögern. Voller Bewunderung und Ehrfurcht flüsterte er ihren Namen.
    Sie kannte ihn. Sie wusste, dass er keine Gefahr für sie bedeutete. Sie wusste auch, dass er keine Angst vor ihr empfand, obwohl er die Augen weit aufgerissen hatte und kaum atmete. Sie wusste, dass er der Alpha war, denn sie konnte die Macht und Souveränität riechen, die er wie ein herrliches Parfüm ausströmte und das sich um sie legte, jede ihrer Poren füllend, jedes Atom ihres Körpers ergriff.
    Sie kannte seinen Namen, auch wenn er jetzt kaum eine Rolle spielte. Nur ein Wort stieg in ihr auf, als sie zu ihm aufblickte, wie er groß und männlich und vor dem wilden, regennassen Himmel stand.
    Partner.
    Sie hatte keine Ahnung, woher sie das wusste, aber sie war sich absolut sicher, dass er zu ihr gehörte. Und beide gehörten sie zu der fruchtbaren Erde, dem wilden Wald und dem herzzerreißenden Lied der Natur, das sie von überallher, aus allen Ecken und Enden der Welt erreichte.
    Dieses Lied war hinter ihr am stärksten. Es lockte sie mit süßen, hohen Tönen, die sie gnadenlos und unausweichlich umtanzten. Es lockte sie von den Bäumen.
    Sie drehte den Kopf, um in den Wald zu blicken, zu jenem Ort, wo das Lied so klar und unwiderstehlich wie der Gesang einer Sirene HIER HIER HIER zu singen schien. Dann drehte sie sich zu dem Mann zurück.
    Sie versuchte zu sprechen. Aber der einzige Laut, der aus ihrer Kehle kam, war ein seltsames, grollendes Knurren, das jedoch nicht unfreundlich klang. Die Schultern des Mannes entspannten sich sichtbar. Er füllte seine Lungen mit Luft, sein Körper wurde weicher, und er lächelte sie an. Sein Gesicht und seine Augen strahlten vor Glück.
    Mit einer schnellen Bewegung, der kein Gedanke, kein bewusstes Überlegen vorausging, stieß sich Jenna mit vier fremden, wunderbaren Pfoten vom Boden ab. Mitten in der Luft drehte sie sich, um in einer perfekten, lautlosen, kauernden Stellung auf dem Boden wieder zu landen, jetzt von dem Mann abgewandt. Ein reines weißes Licht zog an ihren Augen vorbei, als sie sich bewegte. Mit der Nase tief über dem Boden suchte sie die Bäume ab, roch, schmeckte und hörte alle Aspekte der Natur, die sich vor ihr ausbreitete und um sie herum tummelte. Ein Summen in ihrem Kopf wurde immer lauter, steigerte sich zu einer wahren Symphonie, zu einem Kunstwerk, das nur für sie geschrieben war. Der Wald rief sie mit dem süßesten Lied, das sie je in ihrem Leben gehört hatte.
    Ein Lied der Zuflucht. Ein Lied, das sie nach Hause lockte.
    Jenna stieß sich von der Erde ab und begann in großen Sätzen zu den Bäumen zu laufen. Ihre Füße nahm sie nur noch verschwommen wahr, als sie in die Arme des Waldes sprang.
    Sie blickte sich kein einziges Mal um.
    Er folgte ihr, weil er musste. Seine Füße ließen ihm keine andere Wahl.
    Leander rannte hinterher, wobei er sich die größte Mühe geben musste, sie nicht aus den Augen zu verlieren. Schon bald war sie nur noch ein weißer Streifen, der über die Lichtung auf die Bäume zuraste. Das Tier in ihm erwachte zum Leben und bahnte sich einen Weg aus seiner Haut. Mitten im Sprung verwandelte er sich ebenfalls in einen Panther. Der Regen fiel nun auf schimmerndes schwarzes Fell und feste Muskeln, und Leander hielt nicht einmal inne, um sich seiner Verwandlung bewusst zu werden.
    Stattdessen ließ er sie

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