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Nachtjaeger

Nachtjaeger

Titel: Nachtjaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Geissinger
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Mitte. Es gab keine Fenster.
    Jenna spürte, wie sich Angst in ihr ausbreitete und den Zorn verdrängte.
    Die Angst wurde zu eiskalter Panik, als sie sich umdrehte und eine eineinhalb Meter lange geschwungene Säge mit Griffen an beiden Seiten entdeckte, die an der ungestrichenen Wand neben einem hohen Regal unbehandelter Holzpfosten lehnte. Das Regal bestand aus zwei Beinen und einem Querbalken am oberen Ende. Von dort hingen eiserne Fußfesseln herab.
    Sie hatte diese Art von Folterapparat einmal in einem Programm des History-Channels gesehen, das sich mit den Foltermethoden der Inquisition beschäftigt hatte. Man nannte diesen Apparat ›Die Säge‹. Das Opfer wurde kopfüber aufgehängt und wurde dann langsam mittig durchgesägt, bis man die Informationen hatte, die man wollte. Oder bis das Opfer starb.
    Normalerweise taten sie beides.
    Mit pochendem Herzen sprang sie auf und eilte zu einem Tisch, wo sie nach dem Schlüssel für die Handschellen suchte. Der Gestank dieser Männer, der Geruch von Darias Blut und die unverständliche Brutalität, die alles in diesem Zimmer ausstrahlte, hingen fast greifbar in der Luft. Jenna wurde beinahe übel.
    Was hatten die Ikati diesen Männern angetan, um eine solche Grausamkeit zu rechtfertigen? Welches Verbrechen konnte so etwas jemals entschuldigen?
    Es gab keinen Schlüssel. Weder auf dem Schreibtisch noch in dem Aktenkoffer oder in den Schubladen, die sie herauszog und auf den Boden warf. Sie durchsuchte Papiere und kleine Notizbücher, ehe sie einen dicken Stapel von Polaroid-Bildern entdeckte, die mit einem Gummiband zusammengehalten waren. Beinahe würgte sie, als sie einen Blick auf das oberste warf.
    Es war ein Foto von Daria, die nackt von vier Männern umringt war. Ihre Nase war blutig geschlagen, und sie starrte mit wilden Augen ins Leere. Voller Entsetzen hockte sie an der äußersten Wand dieses spartanischen, furchtbaren Zimmers.
    Ein drahtiger Mann in Schwarz, der der Kamera den Rücken zugewandt hatte, hielt ein langes Messer in einer Hand. In der anderen hatte er eine angezündete Zigarette. Innen an seinem Handgelenk war eine Tätowierung zu sehen. Obwohl sie klein war, vermochte Jenna sie genau zu erkennen. Es war ein kopfloser, schwarzer Panther, der von einem Speer durchbohrt war.
    Die anderen Fotos sah sie sich nicht an. Sie fielen ihr aus der Hand auf den Boden.
    Mit drei langen Schritten war sie wieder am Bett. Sie riss mit beiden Hängen an dem Eisenrahmen und versuchte dann, das Kopfteil zu lösen, indem sie sich mit einem Fuß am Rahmen abstützte. Nichts rührte sich. Laut fluchend vergrub sie ihre Hände in den Haaren und biss sich auf die Zunge, um nicht in lautes Schreien auszubrechen.
    Bitte hilf mir nur dieses eine Mal, betete sie und starrte an die Decke.
    Panik, Verzweiflung und ein beinahe animalischer Horror drückte ihr auf die Lungen, sodass sie kaum zu atmen vermochte. Ihre Hände zitterten so stark, dass sie befürchtete, sie könnte sie zu nichts mehr gebrauchen.
    Daria lag stumm und gebrochen auf dem Bett. So wächsern und grau wie eine Tote.
    Bitte hilf mir nur dieses eine Mal, und ich schwöre, dass ich nie mehr um etwas bitten werde.
    Sie zwang sich dazu, ruhig zu atmen, um nicht ganz die Nerven zu verlieren. Sie musste nachdenken. Ihre Finger umfassten den kalten Eisenrahmen. Sie hob ihren nackten Fuß und stemmte ihn gegen den Bettrahmen, verlagerte ihr ganzes Gewicht auf ihr hinteres Bein und holte tief und langsam Luft.
    Dann schloss sie die Augen und lauschte der Stimme ihres Vaters in ihrem Inneren.
    Du bist eine Prinzessin … Eine Prinzessin, die eines Tages eine Königin sein wird.
    »Ich brauche dich«, flüsterte sie panisch in den stillen Raum. »Ich brauche deine Hilfe. Bitte hilf mir!« Sie riss so stark sie konnte. Ein quietschendes Ächzen war zu hören, als sich das Metall ein wenig bog und das Bett bebte. Das Kopfteil gab um etwa einen Zentimeter nach. Darias Kopf rollte auf dem Kissen hin und her, und sie gab ein leises, würgendes Geräusch von sich.
    Jenna riss erneut. Das Kopfteil löste sich mit einem lauten, metallischen Kratzen aus seinen Verankerungen, sodass sie rückwärtsstolperte. In der Faust hielt sie ein Stück Metall. Einer von Darias Armen glitt nun aus dem zerstörten Kopfteil und baumelte über dem Rand des Bettes. Die silbernen Handschellen, die noch immer um ihr Handgelenk befestigt waren, funkelten in dem dämmrigen Licht, das den Raum erhellte.
    »Was haben wir denn da?«, sagte eine

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