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Nachtjaeger

Nachtjaeger

Titel: Nachtjaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Geissinger
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dass du eine Antwort für mich hast?«
    Er führte die Zigarette zu seinen Lippen und sog den Rauch ein. Die Spitze erglühte, ehe er den Rauch durch die Nase wieder ausblies, wie ein Drache. Die Schmerzen, die in Wellen ihren Körper durchrollten, waren fast unerträglich. Aus irgendeinem Grund fielen ihr seine Fingernägel auf, die abgebissen waren und ekelhaft gelb schimmerten.
    Dürr und spinnenhaft beugte er sich über sie und ließ den Rauch gespenstischen Fingern gleich um ihr Gesicht wehen.
    »Wo ist die vierte Kolonie, Miezekätzchen?« Seine Stimme klang verspielt und so locker, als ob sie sich bei einer Tasse Tee unterhielten. »Wir kennen Quebec, Sommerley und die in Nepal. Und wir wissen, dass es eine vierte Pestbeule gibt, wo der Rest von euch widerwärtigen Kreaturen lebt. Aber wir wissen nicht, wo sie sich befindet. Und wir können unsere Pläne nicht in die Tat umsetzen, solange wir das nicht wissen. Ich muss schon sagen: Eure sogenannten Hüter der Geschlechter waren erstaunlich wenig mitteilungsfreudig.«
    Sein bösartiges Lächeln wurde breiter. Er sah sie aus seinen leeren Augen durchdringend an. »Selbst wenn wir ihre Köpfe mit einem Küchenmesser abgeschnitten haben«, fügte er leise hinzu. »Einem sehr, sehr stumpfen Küchenmesser.«
    Die anderen Männer, die sie nicht sehen konnte, lachten höhnisch. Sie wollte ihm ins Gesicht spucken, aber ihr Mund war zu trocken.
    »In unserem Hauptsitz in Rom gibt es eine wunderbare Vitrine, in der wir die Köpfe aufbewahren. Als Trophäen, könnte man sagen«, erklärte er ruhig. »Die Sammlung ist ziemlich beeindruckend. Schließlich reicht sie schon Jahrhunderte zurück. Formaldehyd ist wirklich ein erstaunliches Konservierungsmittel. Wenn ich gewusst hätte, dass wir heute gleich zwei Gäste haben, hätte ich eine kleine Diavorführung für euch organisiert.«
    Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und rauchte, wobei er ganz gelassen und kontrolliert wirkte. Keinen Moment lang ließ er Jenna aus den Augen. »Obwohl die meisten Frauen sind und für uns deshalb nicht sonderlich wertvoll. Es sind die Alpha, die wir wollen.«
    Die kleine Geste, die er mit seiner Zigarette machte, wirkte bedauernd. »Wie es so schön heißt: ›Wenn man den Kopf der Schlange abschlägt, wird auch der Körper sterben.‹ In diesem Fall ist es eure gesamte Spezies, die dann sterben wird. Wir brauchten die Hüter, um uns zu sagen, wo sich die wirklich wichtigen Schmusekatzen befinden. Aber aus irgendeinem Grund scheinen es bei euch immer die Frauen zu sein, die besonders scharf aufs Reden sind.«
    Seine glitzernden Augen wurden schmäler. »Obwohl deine Freundin im Nebenraum bisher nicht sonderlich hilfreich war. Bisher.«
    Sein bösartiges Lächeln umspielte noch immer seinen Mund, als ob es für immer auf seinem Gesicht eingebrannt wäre.
    »Aber vielleicht bist du ja entgegenkommender. Wie wäre es mit einem Deal? Du sagst mir jetzt, was ich wissen will, und dafür ist das Ganze hier schnell vorbei.« Er wies mit dem Arm in den Raum und auf die Werkzeuge und Jennas nackten Körper, der auf dem Bett lag. Dann lehnte er sich auf dem Stuhl nach vorn und begann langsam, den Arm zu senken. Er blinzelte nicht, und sein Lächeln wurde auch nicht merklich schwächer.
    »Oder du kannst dir auch alle Zeit der Welt lassen, wenn dir das lieber ist.« Nur wenige Zentimeter von ihrem rechten Auge entfernt stieg der Rauch der Zigarette gemächlich in die Luft.
    »Ich …«
    Es war ein erbärmliches Wimmern, das ihr über die Lippen kam. Demütigend. Sie hielt inne und fuhr sich mit der Zunge über den Mund. Der rauchende Mann zog seine Augenbrauen hoch. Geduldig und mit undurchdringlicher Miene wartete er, bis sie einen erneuten Anlauf nahm.
    »Ich habe Ihnen etwas zu sagen.«
    Wieder war es nur ein gebrochenes Flüstern, das diesmal weniger erbärmlich, wenn auch schwach und schmerzverzerrt klang. Der Blick des rauchenden Mannes schoss einen Moment lang in die Richtung der anderen Männer, die sich wohl auf der anderen Seite des Zimmers befanden. Dann kehrte er zu ihr zurück.
    »Nun.« Sein Lächeln wurde breiter. Er richtete sich auf und rückte mit seinem Stuhl näher an ihr Bett. Sie starrte in sein Gesicht und musterte den kahlen, schimmernden Kopf und die toten Augen. Dann betrachtete sie erneut den kleinen schwarzen Panther auf der Innenseite seines Handgelenks.
    »Ich glaube …«, begann sie und versuchte, sich von dem Fluss der Schmerzen nicht treiben zu lassen, der drohte,

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