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Nachtkalt: Psychothriller (German Edition)

Nachtkalt: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachtkalt: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Franley
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schlagen, aber seine Anwesenheit bedeutete eine gewisse Sicherheit. Anja hatte sich abgeschnallt, war in die Mitte der Rückbank gerückt und versuchte verzweifelt Gerald zu entdecken, doch der Weg bis zum Haus war völlig menschenleer. Hecktisch umherblickend, stieg Anja aus dem Wagen und hatte keine Ahnung, was sie tun sollte. Gerald konnte überall sein und wenn sie das Taxi warten ließ, würde auch das Taxameter weiterlaufen. Den jungen Griechen konnte sie ja wohl kaum bitten, mit ihr durch den Wald zu schleichen.
    »Das macht dann 21 Euro.« Der Mann hatte sein Fenster heruntergelassen und streckte nun seine Hand heraus. Noch einmal sah Anja sich um, kramte dann ihre Geldbörse heraus und zahlte.
    Der Grieche sagte erst »Danke«, dann »Adios« und ein paar Sekunden später war das Auto nicht mehr zu sehen.
    Für einige Augenblicke blieb Anja einfach nur stehen und lauschte, doch außer der Natur und ganz weit entfernten Straßengeräuschen war nichts zu hören. Ihr Blick tastete jede Stelle zwischen den nahen Bäumen ab, aber Geralds auffällig rote Jacke war nirgends zu erkennen. Ob er doch einen Schlüssel dabeihatte? Sie zog ihren eigenen heraus, ging durch den Vorgarten bis zur Tür und schloss auf. Im Gegensatz zu draußen wagte sie hier lauter »Gerald!« zu rufen, erhielt aber keine Antwort. Sie versuchte es noch ein weiteres Mal, diesmal noch etwas lauter, jedoch wieder ohne Erfolg. Enttäuscht stieß sie einen Fluch aus und zog die Tür wieder von außen zu, um dem gepflasterten Weg, der um das Haus herum bis in den Garten führte, zu folgen. Mit jedem Schritt, der sie weiter von der Vorderseite und damit von der Straße wegführte, kamen ihr mehr Worte dieses irren Anrufers in den Sinn. Sagte dieser nicht, sie solle gut auf ihren Bruder aufpassen?
    Plötzlich hörte sie ein Geräusch, das sich anhörte, als würde ein Ast brechen – und das nur wenige Meter neben ihr im Unterholz. Anja zuckte zusammen und schon der nächste Pulsschlag schien ihre Brust sprengen zu wollen, so stark pumpte ihr Herz. Sie nahm allen Mut zusammen und fragte, vermutlich viel zu leise: »Gerald?« Doch statt einer Antwort fuhr eine kurze Windböe durch das Geäst und löste einige der noch verbliebenen Blätter. Für einen Augenblick lang dachte sie die Jacke ihres Bruders zwischen den dünnen, aber zahlreichen Stämmen des Dickichts erkannt zu haben, was sich aber nur als ein herbstlich rotes Blatt herausstellte, das in einer Astgabel hängengeblieben war. »Gerald?«, versuchte Anja es erneut, doch wieder antworteten ihr nur die Geräusche des Waldes.
    Als ihr Puls sich wieder etwas beruhigt hatte, folgte sie weiter dem gepflasterten Weg bis zu dem schmalen Durchlass in der Hecke, der in den Garten führte. Mit einem schnellen Blick zur Terrasse, die links von ihr lag, versicherte sie sich, dass dort niemand war. Etwas unschlüssig, wo sie ihre Suche beginnen sollte, folgte sie der Hecke bis zu dem schmalen Bachlauf am Ende des Gartens, der die Grenze zum Wald bildete. Wieder hörte sie das Brechen eines Astes, und dieses Mal war sie sich sicher, dass es auch so war. Anja nahm ihren Mut zusammen und rief laut und deutlich: »Gerald! Bist du hier?«
    Ein weiteres Knacken half ihr die Richtung zu bestimmen. Dort wo der dichte Bewuchs des Waldrandes zu einem echten Wald wurde, erkannte sie eindeutig die rote Jacke ihres Bruders, doch nicht nur er war dort. Eine zweite Person löste sich von der Stelle und verschwand, nur als Schatten sichtbar, zwischen den dicht stehenden Stämmen der hohen Fichten.
    Panik stieg in Anja hoch und am liebsten wäre sie einfach weggerannt, doch sie konnte ihren Bruder nicht alleine dort sitzen lassen. Noch einmal rief sie seinen Namen, dann griff sie sich einen herumliegenden Ast und rannte los. Es waren nur wenige Meter, trotzdem konnte sie Gerald erst genauer erkennen, als sie nur noch wenige Schritte von ihm entfernt war. Er saß mit dem Rücken zu ihr und schien sich nicht bewegen zu können. Auch auf ihr wiederholtes Rufen erhielt sie keine Reaktion. Erst als sie ihn endlich erreicht hatte und vor ihm stand, hob er seinen Kopf, sah sie mit überraschtem Blick an und sagte emotionslos: »Hallo.«
    Anja war zunächst erleichtert, dass ihm offenbar nichts weiter passiert war, dann fiel ihr Blick auf den Malblock, den er in seinen Händen hielt. Es war wie immer ein erstaunlich realistisch aussehendes Bild, doch was es zeigte, jagte ihr erneut einen Schauer über den Rücken. Die fein

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