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Nachtkalt: Psychothriller (German Edition)

Nachtkalt: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachtkalt: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Franley
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Wochen hier bleiben und Gerald versorgen musste. Glücklicherweise hatte auch ihr zuständiger Chefarzt Verständnis für die Situation. Anja versprach, so viel Theorie wie möglich zu lernen, was zwar nicht dem Sinn eines Praxisjahres entsprach, aber ihr Chef würde darüber hinwegsehen, wenn sie sich danach wieder richtig ins Zeug legte.
    Erleichtert dachte Anja darüber nach, Ute anzurufen, und hatte auch schon deren Nummer gewählt, als ihr einfiel, dass es immer noch Vormittag war und ihre Freundin Tagschicht in der Klinik hatte. Etwas enttäuscht drückte sie die rote Taste und wollte das Telefon schon weglegen, als erst die Displaybeleuchtung anging und dann die nervige Melodie des Klingeltons ertönte. Anja zuckte zusammen. In der Anzeige stand nur »Anruf von extern«, folglich wurde keine Rufnummer übermittelt. Unsicher, was sie nun tun sollte, nahm sie das Gerät und starrte einfach auf die nichtssagende Anzeige. Gerade als die Melodie wieder verstummte, fiel Anja ein, dass auch Krankenhäuser keine Rufnummer übermittelten. Hecktisch drückte sie auf die grüne Taste, aber es kam nur das langgezogene Pfeifen des Freizeichens. Was, wenn mit Mutter etwas ist?, ging es ihr durch den Kopf und sie schimpfte sich selbst eine Närrin. Zu einem weiteren Gedanken kam sie nicht, erneut erwachte das Telefon zum Leben. Dieses Mal hob sie entschlossen ab, meldete sich mit »Anja Lange« und lauschte.
    Nach einem kurzen Augenblick der Stille hörte sie dieselbe Männerstimme wie am Vortag tief und ruhig reden: »Hallo, meine Süße, ich dachte schon, du willst nicht mit mir sprechen.«
    Nach einem kurzen Schock riss sich Anja zusammen und sagte entschlossen: »Das will ich auch nicht! Es war das letzte Mal, dass ich ans Telefon gehe. Außerdem wird dieser Apparat von der Polizei überwacht.«
    Nach einem tiefen Lachen folgten Worte, die Anjas Knie weich werden ließen. »Ach, süße Anja, du solltest gar nicht erst anfangen mich zu belügen, denn du musst wissen, dass ich ab heute jedes Fehlverhalten von dir bestrafen werde. Dein Telefon wird nicht überwacht, ganz im Gegenteil, die Polizei hat dich noch nicht einmal ernst genommen.«
    »Was wollen Sie von mir?« Anja hatte kein anderes Gegenargument parat und wusste, dass sie dadurch, dass sie in den Hörer schrie, nur Schwäche zeigte.
    Wieder war seine Stimme derart ruhig, dass dies alleine schon genügte, um sie wütend zu machen: »Ich habe dir doch schon gestern gesagt, was ich von dir will ... wir werden ein Stück unseres Weges gemeinsam gehen. Ich habe dich dazu auserkoren, mein Leben zu bereichern, das alleine sollte dir Ehre genug sein. Alleine dein nackter Anblick letzte Nacht hat mir viel gegeben. Du siehst wirklich anmutig aus, wenn du Sex machst, wusstest du das?«
    Anja wurde schlagartig übel und alles, was sie noch herausbrachte, war »Sie sind ja wahnsinnig!«, dann legte sie auf, stürzte in die nahe Gästetoilette und übergab sich hinein. Anschließend ließ sie sich neben die Schüssel auf den Boden sinken, zog die Knie an den Körper und blieb einfach dort sitzen. Es dauerte eine ganze Weile, bis sich das Chaos in ihrem Kopf etwas beruhigt hatte und sie einen halbwegs klaren Gedanken fassen konnte. Sie konnte es drehen und wenden, es fiel ihr nichts und niemand ein, dem sie so etwas zutraute. Nicht in der Klinik, nicht im Freundeskreis und auch nicht in ihrer Vergangenheit. Diese Anrufe ergaben keinen Sinn. Sicher war nur, dass er sie beobachtete und es nicht der Wind war, der letzte Nacht an den Rollos gezerrt hatte. Anja riss ein paar Blätter Toilettenpapier ab und putzte sich die Nase, als ihr ein schrecklicher Gedanke kam. Was, wenn dieser Irre auch jetzt hier war und sie die ganze Zeit beobachtet hatte?!
    Hatte sie die Terrassentür nach dem Rauchen wieder verschlossen? War der äußere Kellerzugang abgesperrt? Erneut durchlief ein Zittern ihren Körper, das sie nur sehr langsam unter Kontrolle bekam. Sie musste hier raus, musste zur Polizei, und dieses Mal mussten sie die Sache ernst nehmen!
    Nach weiteren zehn Minuten nahm Anja ihren ganzen Mut zusammen. Sie stand auf, blickte vorsichtig den Flur entlang und als sich nirgends etwas regte, holte sie sich ihre Jacke und die Schuhe in die Toilette und zog sich beides an.
    Erneut stieg Panik in ihr auf. Fast schon rennend, verließ sie das Haus und stürzte, ohne die Tür hinter sich extra abzuschließen, die Straße entlang. Erst als sie das erste Nachbarhaus erreicht hatte, wurde sie

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