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Nachtklinge: Roman (German Edition)

Nachtklinge: Roman (German Edition)

Titel: Nachtklinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Courtenay Grimwood
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absichtlich.
    Er stand nicht mehr in ihrer Schuld.
    »Als du mich damals im Kanal entdeckt hast, auf den Steinstufen …«
    »Welche Steinstufen?«
    »Du hast mich im Canal Grande gefunden, mich ans Ufer gezogen und die silbernen Handschellen an meinen Gelenken durchschnitten.« Ihr Nicken zeigte, dass sie zuhörte. Sie war sichtlich auf der Hut.
    »Erinnerst du dich daran?«
    Rosalie versuchte, ihren Kopf zu befreien, aber er hielt ihr Gesicht fest.
    »Ich weiß überhaupt nichts mehr davon.«
    Tycho ließ sie los.

46
    P rinzessin Giulietta …« Eleanor sah die Dogaressa flehentlich an. Alexa war so zornig, dass alle in dem überfüllten Flur ängstlich vor ihr zurückwichen.
    »Was soll das heißen, sie will nicht aus ihrem Zimmer kommen?« Alonzo war vor ihnen stehen geblieben, nachdem er sich rücksichtslos durch die Menge geschoben hatte.
    »Sie hat sich eingeschlossen.«
    Alonzo drückte erst die Klinke herunter und hämmerte dann mit voller Kraft gegen die Tür. Er forderte seine Nichte lautstark auf, unverzüglich ihr Zimmer zu verlassen, sonst würde er höchstpersönlich die Tür einschlagen.
    »Komm heraus!«
    »Nein«, sagte Giulietta.
    Alonzos Gebrüll enthielt so viele Schimpfwörter, als wäre er ein Seemann der
schiavoni.
    »W-was ist denn los?«
    Der Doge war plötzlich aufgetaucht. Er hatte sich vorsichtig zwischen den nervösen Höflingen hindurch bis zur Tür geschoben. Das Kätzchen in seinen Armen trug eine Art Haube.
    »Giulietta will nicht herauskommen.«
    »A-a-ber es ist doch ihr Fest.« Er schob Eleanor zur Seite und horchte an der Tür. »Sie weint«, sagte er. »Ich glaube, ihr s-solltet jetzt alle gehen, a-alle bis auf mich. Ich rede mit ihr.«
     
    Zuerst hatte Tycho die Galerie der Basilika gewählt.
    Da ihn dort aber die Menge auf der Piazza San Marco hätte entdecken können, war er zum südwestlichen Teil des Kuppeldachs geklettert. Auch von hier aus überblickte er den Platz und außerdem nach Süden über die
piazzetta
zur Lagune, wo das Prunkschiff des Prinzen lag.
    Einige Seeleute waren an Deck beschäftigt, andere ließen ein kleineres, ebenso prächtiges Boot zu Wasser.
    Soll ich hier bleiben, oder in den Palast gehen?
    Arsenalotti,
betrunken vom Wein, der zur Feier des Tages umsonst ausgeschenkt wurde, lärmten auf der Piazza San Marco und schnitten Scheiben vom halbgaren Ochsen ab, der sich am Spieß drehte. Zwischen den Grillfeuern und den Säulen vor dem Dogenpalast standen finster dreinblickende Wachposten, die darauf achteten, dass niemand zu nahe kam.
    Die Wachen der Zollbehörde hatten auf dem Molo Stellung bezogen, zwischen Dogenpalast und Bacino di San Marco. Sie waren besser ausgerüstet als die Stadtwache und kampferfahrener als die Palastwache, die sich am Ufer zwischen Löwen und Drachen versammelt hatte.
    Venedig würde Sigismunds Sohn mit allen Ehren begrüßen.
    Reiche Bürger und Adelige trafen seit Stunden auf dem Platz ein, je vornehmer, desto später. Der vergoldete Tragestuhl, der nun auf dem Platz ankam, wurde von einer Gruppe Werftarbeiter aufgehalten. Ein betrunkener Schiffszimmermann löste sich aus der Gruppe und riss die schwarzsamtenen Vorhänge zurück.
    Auf sein Nicken hin setzte sich der Tragestuhl erneut in Bewegung und bahnte sich langsam den Weg durch die Menge, wo sich andere selbsternannte Beschützer der Stadt zu einer weiteren Prüfung berufen fühlten. Nur Narren hätten dagegen protestiert und den Zorn der
Arsenalotti
auf sich gezogen.
    Am Molo nahm die Wache der Zollbehörde unter dem Kommando von Graf Roderigo Haltung ein. Die Wolken hatten sich verzogen und der Halbmond beleuchtete die Szenerie, aber selbst bei bewölktem Himmel hätte man das prächtig beleuchtete Boot des deutschen Prinzen erkennen können.
    Mehr und mehr Adelige trafen auf der Piazza ein, eine Sänfte vornehmer als die nächste.
    Die Träger waren edler gekleidet als mancher Bürgerliche, denn die Bekleidung der Dienerschaft fiel nicht unter die Luxusgesetze.
    Plötzlich nahm Tycho ein leises Scharren wahr, wie von einer Ratte. Ratten hätte er ignoriert, die gab es in Venedig überall. Das dumpfe, etwas blecherne Geräusch weckte jedoch seine Aufmerksamkeit.
    »Tycho.«
    Als Rosalie aufstand, packte Tycho sie warnend am Handgelenk. Sie musste vollkommen mit der Dunkelheit verschmelzen. Sie begriff sofort und hüllte sich in die Schatten, bis Tycho sie kaum noch erkennen konnte.
    Sogar Atilo wäre stolz auf sie gewesen.
    Unter ihnen klirrte es leise. Eine Gruppe

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