Nachtkrieger: Ewige Begierde
Dutzend Männer und Frauen, die sich bei ihrer Ankunft in der Halle von Headon aufgehalten hatten, standen auf, ebenso wie der Verwalter.
»Wir hatten Euch nicht erwartet, ehrwürdige Mutter«, sagte er, während sie sich verstohlen die Hände an ihrem Habit abwischte. »Niemand ließ uns eine Nachricht zukommen.«
»Es war mein Wunsch, das Gut zu besuchen, ohne den Steward davon in Kenntnis zu setzen, denn ich wollte feststellen, wie die Dinge hier wirklich stehen. Wo ist er?«
»In Leicester, ehrwürdige Mutter. Er begab sich dorthin, um die diesjährigen Seile zu verkaufen. Er erzielt dort einen besseren Preis als in Nottingham.«
»Nun, gut, dann werde ich mir eben ansehen, wie
du
während seiner Abwesenheit das Gut verwaltest. Lass ausgeruhte Pferde satteln. Ich möchte überprüfen, wie es mit der Ernte vorangeht.«
»Jetzt? Ich meine, verzeiht, aber es ist schon spät, ehrwürdige Mutter. Wollt Ihr nicht lieber bis morgen früh warten?«
»Fürchtet Ihr, was ich sehen könnte?« Sie tat den Protest des Verwalters mit einer Geste ab. »Ich werde meine Abendmahlzeit im herrschaftlichen Gemach einnehmen. Kapaun mit Bittergemüse und Mandelkuchen.«
»Jawohl, ehrwürdige Mutter.« Der Verwalter schnauzte den Dienstboten ein paar Anweisungen zu, dann folgte er ihr nach draußen. Verwirrt sah er sich auf dem Hof um. »Ihr reist doch sicher nicht allein, ehrwürdige Mutter. Wo sind Eure Begleiter?«
»Die habe ich leider unterwegs verloren. Sowohl Vater Renaud als auch Schwester Paulina.«
»Verloren? Wollt Ihr damit etwa sagen, sie sind tot?«
Eigentlich wollte sie gar nichts sagen, aber es würden Fragen aufkommen. Also konnte sie die Geschichte ebenso gut sofort erzählen. »Nein. Aber unglücklicherweise sind Ihre Seelen verloren. Sie sind zusammen durchgebrannt und haben ihr heiliges Gelübde gebrochen.«
Die Augen des Verwalters weiteten sich vor Entsetzen. »Schlimmer als tot, also.«
»Man wird sie finden und bestrafen«, sagte Cwen. Und das nicht zu knapp. In der zweiten Nacht hatte sie die beiden erwischt, als sie es wie die Schweine im Wald miteinander trieben, womit die Jungfräulichkeit des Mädchens dahin war, noch bevor ihr Blut zu seinem eigentlichen Zweck vergossen werden konnte. Eigentlich hätte man sie an Ort und Stelle töten müssen, angesichts dieser Blasphemie sowohl den alten Göttern als auch ihrem neueren Gott gegenüber, aber es waren andere Leute in der Nähe gewesen, und aus Furcht, entdeckt zu werden, hatte sie die beiden am Leben gelassen. Am nächsten Morgen waren sie geflohen und hatten sie zurückgelassen, mit nichts außer der Gewissheit, dass sie diese Reise wohl aus irgendeinem anderen Grund angetreten hatte. »Zeigt mir zunächst das Getreide und anschließend die Erbsen und Bohnen.«
Sie saßen auf und ritten hinaus auf die Felder, wobei Cwen dem Gutsverwalter die gleichen Fragen stellte, die auch ein Grundherr ihm gestellt hätte, und die der Verwalter auch alle beantwortete. Sie aber widmete den Antworten keine große Aufmerksamkeit, sondern war vielmehr damit beschäftigt herauszufinden, was es nun war, das die Götter mit ihr vorhatten. »Wo sind die Köhler, die Lord Matthew uns geschickt hat?«
»Im entlegenen Teil der östlichen Wälder«, antwortete der Verwalter. »Zu weit entfernt, um noch heute dorthin zu reiten, ehrwürdige Mutter, aber morgen will ich Euch gern dorthin bringen.«
»Sind irgendwelche anderen Fremden hier vorbeigekommen?«
»Merkwürdig, dass Ihr gerade jetzt danach fragt, ehrwürdige Mutter. Es gibt da zwei Fremde im Lager der Köhler. Ein Bauernjunge, der sich das Bein gebrochen hat, und ein Ritter, der sich mit ihm angefreundet hat. Und noch ein Ritter war dort und ein Mädchen, die Cousine des Jungen. Aber man sagte mir, sie seien letzte Woche fortgeritten.«
»Ritter?« Cwen kribbelte es in den Händen, und sie setzte sich aufrechter in den Sattel. »Was sind das für Ritter, die sich lieber im Lager von Köhlern aufhalten als in einem Gutshaus?«
»Ziemlich seltsame, mit noch seltsameren Namen. Einer nannte sich Sir Steinarr, und der andere, der, der noch im Lager der Köhler ist, heißt Sir Ari. Hochgewachsene Männer, beide gutaussehend und mit goldblondem Haar. Sie haben den verletzten Jungen gefunden, als …«
Die Stimme des Verwalters verhallte im Nichts, während Cwen in sich hinein lächelte.
Der Löwe und der Rabe. Habt Dank, große Götter.
Sie unterbrach das lästige Geplapper des Verwalters mit einem
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