Nachtkrieger: Ewige Begierde
Sudwell.«
»Vielleicht dachte er, es wäre schwieriger für Robin zu entschlüsseln, was er überhaupt meinte, und gestaltete das Auffinden des Hinweises selbst einfach.«
»Vielleicht. Kommt zurück und helft mir graben.« Sie begann, mit ihrem Messer den Boden zu bearbeiten.
»Nein, ich sollte hindurchkriechen, für den Fall, dass dort etwas Ungewöhnliches zu sehen ist.« Steinarr tastete sich mit einem Arm vor, fand Halt und schob sich langsam vorwärts, bis er herausplumpste. »Und?«
»Mir ist nichts aufgefallen.«
»Mir auch nicht. Also graben wir.«
Der Kiesboden innerhalb des Umrisses war beinahe so hart wie der Stein selbst, aber sie hackten darauf herum, bis ihre Messer auf etwas noch Härteres stießen. Steinarr beseitigte so viel Boden, bis er es sehen konnte. »Massiver Stein. Hier ist es nicht.«
»Könnte er Mörtel benutzt haben?«, fragte Matilda.
Steinarr schüttelte den Kopf. »Nein. Du sagtest ja bereits, das Ganze wäre zu einfach, und damit hattest du recht. Es muss noch etwas anderes geben. Einen weiteren Schatten.« Er erhob sich, ging um den Stein herum und sah sich die Oberfläche von oben bis unten genau an.
Unterdessen musterte Matilda das Loch. »›Um den Wert deines Blutes zu beweisen, werde wiedergeboren aus des Hexenmeisters Stein unter der Mittagssonne.‹ Werde wiedergeboren unter der Mittagssonne.«
»Soll ich noch einmal hindurchkriechen?«
»Ihr wollt doch bloß noch einmal in ein Loch hineingleiten.« Schockiert über sich selbst, schlug sie die Hand vor den Mund. »Habe ich das wirklich gesagt?«
Steinarr musste sich das Lachen verkneifen. »Allerdings, das hast du. Torvald hat einen schlechten Einfluss auf dich.«
»Nicht halb so schlecht wie Ihr, Mylord.« Ein wohliger Schauer überlief sie, als sie daran dachte, was sie kurz zuvor getan hatten, und so legte sie ihm eine Hand auf die Brust. »Und auch nicht halb so gut.«
»Das möchte ich ihm auch nicht raten. Soll ich jetzt noch einmal hindurch?«
Matilda sah hinauf zum Himmel. Die Sonne hatte ihren höchsten Stand bereits überschritten, und wenn sie die Mittagssonne nicht nutzten, mussten sie einen ganzen Tag lang warten. So gern sie auch eine weitere Nacht in dem Elfenhaus verbracht hätte, und zwar mit Steinarr, blieb ihnen doch nicht genug Zeit dafür. »Ja, wenn Ihr so freundlich wärt.«
Steinarr verschwand hinter dem Stein, und sie hörte ein Schaben, bevor sein Kopf in der Öffnung erschien und er begann, sich hinauszuzwängen.
Sie wischte ihm mit ihrem Ärmel die Stirn ab. »Ihr schwitzt.«
»Geboren zu werden ist ziemlich anstrengend.«
»Geboren zu werden«, wiederholte sie. Da war doch etwas …
»Ihr liegt falsch herum. Wenn ein Kind auf die Welt kommt, liegt es zunächst mit dem Gesicht nach unten, aber sobald der Kopf heraus ist, dreht es sich um.« Sie drehte ihre Hände. »So, bis es fast ganz mit dem Gesicht nach oben liegt.«
»Und woher weißt du das? Haben die Bauernmädchen da in deiner Scheune auch Kinder zur Welt gebracht?«
»Nein, aber Lady Amabel, auf deren Gut ich zur Erziehung war, bekam jedes Jahr ein Kind, und wir mussten alle zugegen sein. Sie sagte, wir sollten es lieber bei jemandem sehen, der es leicht hinter sich bringt. Dreht Euch um!«
Steinarr brummte und stöhnte, was sie durchaus an Lady Amabels Wehen erinnerte. »Zu eng. Lass mich zurückkriechen und es andersherum versuchen.«
Er verschwand wie ein Wurm in seinem Loch. Kurz darauf erschienen seine Arme wieder, dann seine Stirn. Dann aber hielt er inne. »Es geht nicht. Ich kann mich nicht drehen.«
»Ihr könntet, wenn Ihr nicht so ein Riesenbaby wärt«, sagte sie und ergriff seine Hände. Dann hielt auch sie inne. »Ihr seid zu korpulent. Robin ist schlank wie ein Schilfrohr, so wie es Vater war. Kommt heraus da! Jetzt bin ich dran. Schnell, bevor die Mittagssonne weg ist.«
Sie rannte um den Stein herum und schlüpfte in das Loch hinein, sobald er draußen war. Ohne allzu große Mühe drehte sie sich in die richtige Position. Doch als sie aus dem Loch herauskam, war Steinarr nicht da. Sie rief nach ihm. »Was macht Ihr?«
Eine Hand hob ihre Röcke an, und sie spürte einen Luftzug auf ihren Schenkeln und ein wenig oberhalb davon. »Die Aussicht genießen.«
»Hört auf damit!« Sie trat aus und traf etwas, was ein schmerzvolles »Uff« auslöste. Einen Augenblick später erschien er vor ihrem Kopf, mit rotem Gesicht, aber lachend. »Du solltest nicht nach etwas treten, das du nicht sehen kannst,
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