Nachtkrieger: Ewige Begierde
genug ist. Ich werde das Lager aufschlagen, Holz sammeln und mich dann um die Pferde kümmern.«
Matilda ging mit ihrem Beutel hinüber zu dem umgestürzten Baum und setzte sich auf den Stamm. Sie zog das Pergament heraus und strich es auf ihren Knien glatt. »›Als Nächstes besuche das Dorf, wo weise Männer einen König täuschten, und nimm den Vogel mit, den sie in einem Strauch verborgen halten.‹ Es muss möglich sein, den Kuckuck mitzunehmen.«
»Hat ganz den Anschein«, sagte Steinarr.
Sie sah sich das Pergament genauso gründlich an wie das von der Marienquelle. An einer Ecke waren Abdrücke zu sehen, woran ersichtlich war, dass es schon einmal beschrieben worden war, aber ansonsten schien es keine weiteren Geheimnisse zu bergen. Matilda zog den Schwertgriff hervor, in dem das Pergament gesteckt hatte, und sah sich auch diesen Stück für Stück an, auf der Suche nach der kleinsten Spur.
Währenddessen war Steinarr damit beschäftigt, das Gepäck abzuladen und alles für die Nacht vorzubereiten, Holz zu sammeln und ein Feuer anzulegen. Als er sich auf den Boden kniete und Feuerstein und Feuerschläger hervorholte, schweiften Matildas Gedanken sogleich zurück nach Harworth, so wie jedes Mal seitdem, wenn er Feuer schlug.
Dich gleich hier nehmen,
hatte er gesagt, als er hinter ihr gekniet hatte. Sie malte sich aus, wie es wäre, wenn er auf diese Weise in sie eindringen würde. Sie hatte mehr als einmal gesehen, dass Leute es so machten, und obwohl die Priester eindringlich davor warnten, schienen sowohl Mann als auch Frau Vergnügen daran zu empfinden. Und dann hätte Steinarr seine Hände frei, um sie auf delikateste Art und Weise zu berühren …
»Wir sollten zunächst diesen Teil des Rätsels lösen«, sagte er.
»Was?« Sie tauchte auf aus ihrer Träumerei und sah, dass er sie mit zusammengekniffenen, hungrigen Augen betrachtete. Sein Blick spiegelte genau, was sie empfand, und sie fragte sich, ob es ihr so deutlich anzusehen war.
»Bevor wir uns die Zeit nehmen, das zu tun, woran du gerade denkst, müssen wir erst das nächste Rätsel lösen.«
Sie fühlte, wie sie errötete. »Woher wisst Ihr, woran ich denke?«
»Weil ich ebenfalls daran denken muss, jedes Mal, wenn ich Feuer schlage, wegen meiner Dummheit in Harworth. Aber wenn ich bei jedem Gedanken an dich dementsprechend handeln würde, kämen wir nie dazu, Robins Schatz zu finden, weil wir es die ganze Zeit miteinander treiben würden.«
»Mir geht es ebenso.«
Er erstarrte. Seine Lippen wurden zu einem dünnen Strich, und er schloss die Augen, holte tief Luft und stieß dann einen Seufzer aus. »Das musste ich jetzt nicht unbedingt hören.«
»Ihr sagtet doch einmal, es sei keine Schande, aufrichtig zu sein.«
»Ein bisschen weniger Aufrichtigkeit deinerseits,
Frau,
wäre hilfreich, um meine Gedanken von deiner Scham fernzuhalten. Wir müssen uns zusammenreißen, es sei denn, es bleibt wirklich einmal Zeit, während der wir uns nicht auf unsere Aufgabe konzentrieren müssen.«
Sie kaute auf ihrer Unterlippe. »Natürlich, aber …«
»Aber
nun
wird es Zeit für das Rätsel«, sagte er mit Bestimmtheit. »Was hast du entdeckt?«
»
Rien.
Nichts.«
»Wäre es möglicherweise hilfreich, wenn du mir die Geschichte ausführlich erzählen würdest?«
»Das meiste davon habt Ihr bereits gehört. Vater mag … mochte Geschichten, aber er gehörte nie zu den Menschen, die dazu neigen, eine Geschichte über das Wesentliche hinaus auszuschmücken. Die Geschichte von Gotham erzählte er nur, weil er, sosehr er den König auch mochte, Edwards Besuche gleichermaßen als eine Last empfand und er die Leute von Gotham dafür bewunderte, wie sie einst die Besuche ihres Königs vermieden hatten.«
Steinarr schnaubte verächtlich. »Diese miese Ratte.«
»Mein Vater?«, fragte sie und sträubte sich innerlich, obwohl sie ihn gelegentlich im Geiste mit noch Schlimmerem tituliert hatte. Dennoch fand sie, dass anderen Menschen etwas Derartiges nicht zustand.
»Nein, Guy. Er hat mir erzählt, dein Vater hätte die
gestes
geliebt und zugelassen, dass du dir damit den Kopf anfülltest. Er sagte, nur aufgrund deiner Liebe für
gestes
hätte der Bastard le Chape dich von zu Hause weglocken und zu dieser Schatzsuche überreden können. Das hat noch dazu beigetragen, dass ich dachte, du und Robin …«
»Guy lügt in vielerlei Hinsicht. Wenn ich ein Mann wäre …« Um auf andere Gedanken zu kommen, fingerte sie an dem Schwertknauf herum, hob
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