Nachtkrieger: Ewige Begierde
heraus: »Ich bin nachts gefährlich, Marian.«
Sie legte ihm eine Hand auf die Brust, um ihn zu beruhigen. »Wie kann ein Mann im Schlaf gefährlich sein?«
»Ich bin … besessen von …« Er biss die Zähne aufeinander und schüttelte den Kopf, als müsse er sich beherrschen, etwas auszusprechen, das zu abscheulich war. »Ich habe furchtbare Träume. Ich werde gewalttätig. Ich habe sogar schon anderen Menschen Schaden zugefügt.«
»Dann würde ich dich wecken«, entgegnete sie.
»Ich wache nicht auf aus diesen Träumen. Nicht vor dem Morgengrauen.«
»Torvald könnte dich davon abhalten, Schaden anzurichten. Er beschützt mich vor Wölfen. Da wird er mich doch wohl auch vor dir beschützen können.«
»Nein.« Er riss sich los und drehte sich um zu den Pferden, damit sie seine Augen nicht sehen konnte, aber die Verbitterung, die aus ihm herausbrodelte, sagte genug. »Das kann er nicht. Und willst du wirklich, dass wir es miteinander treiben, während Torvald ganz in der Nähe Wache steht?«
Sie dachte an den schweigsamen Krieger, der Nacht für Nacht Wache hielt, und errötete. »Nein. Aber ich will in Euren Armen liegen, an Eurer Seite, auch dann.«
»Und ich hätte dich so gern an meiner Seite, so gern, aber ich kann nicht bleiben.«
»Ihr könntet wenigstens den Abend mit uns verbringen, mit mir.«
Er ließ die Schultern hängen. »Es geht nicht. Ich muss, solange es noch hell ist, eine Stelle finden, die weit genug von dir entfernt ist.«
Seine Verbitterung hallte in ihr wider und brachte all ihre Enttäuschung zum Vorschein. »Ihr wollt mich bespringen, wenn es Euch passt und die Sonne scheint, aber nicht unter einer Decke mit mir schlafen. Das ist schändlich,
Monsire.
Wahrhaft schändlich!«
»Das ist es, und es tut mir furchtbar leid. Aber mir ist lieber, du bist wütend auf mich, als dass ich aufwache und feststellen muss, dass ich dir nachts etwas angetan habe.« Er band den Hengst los und schwang sich auf dessen Rücken. »Ich kann jetzt nicht weiter darüber streiten. Ich muss fort.«
»Und mir bleibt nichts anderes übrig, als wieder einen Abend damit zu verbringen, ins Feuer zu starren, mit Eurem Gefährten, der die Zähne nicht auseinanderbekommt.«
»Aye. Denn mit Torvald am Feuer passiert dir nichts, und das ist für mich das Wichtigste.« Er dirigierte das Pferd zu ihr hinüber. »Ich stehe dir tagsüber voll und ganz zu Diensten, Marian. Damit musst du dich zufriedengeben.«
»Wie es scheint, Mylord, habe ich wohl kaum eine Wahl.« Sie kehrte ihm den Rücken zu, und als sie sich wieder umdrehte, war er längst fort.
Kapitel 14
A m nächsten Morgen war Marian immer noch wütend, so wütend, dass sie dafür gesorgt hatte, dass das Packpferd bereits beladen war und sie selbst danebenstand, mit zusammengepressten Lippen und verschränkten Armen, bereit aufzubrechen, sobald Steinarr auf dem Lagerplatz erschien. Kratzbürstig wie ein Igel sah sie ihn an, als er ihr zulächelte, und sogleich straffte sich sein Rücken. Er versuchte doch nur, sie zu beschützen. Warum konnte sie das denn nicht einsehen?
Ungeachtet ihres Zorns war sie dennoch nach wie vor dazu bereit, ihn zu versorgen, und so lagen mehrere Scheiben Brot und Käse neben dem Feuer für ihn. Dankbar verschlang Steinarr sie, ohne ein Wort zu sagen. Anschließend sattelte er den Hengst und prüfte das Packpferd, um sich zu vergewissern, dass das Gepäck gleichmäßig verteilt und sicher verstaut war.
Es war tadellos. Er sah Marian an. »Das hast du Torvald machen lassen, oder?«
»Natürlich habe ich das Torvald machen lassen«, gab sie schnippisch zurück. »Ich bin doch kein Stallbursche. Seid Ihr fertig,
Monsire?
«
Steinarr schluckte eine scharfe Antwort hinunter – schließlich war er verantwortlich für das ganze Dilemma – und half ihr aufzusitzen.
Das Volk von Gotham strömte gerade zur Messe, als sie das Land der Domäne erreichten. Steinarr hielt sich eine Weile im Schutz des Waldes, um zu warten, bis die Kirchentür sich hinter den letzten Kirchgängern geschlossen hatte, dann gab er dem Pferd die Sporen. »Wenn wir uns beeilen, schaffen wir es vielleicht, uns deinen Kuckuck zu schnappen und zu verschwinden, bevor überhaupt jemand etwas merkt.«
Sie ritten geradewegs zu der Stelle, die auf der Karte eingezeichnet war. Sogleich zeigte Marian auf den Brunnen. »Dort. Den habe ich gestern gar nicht gesehen.«
»Ich auch nicht. Warte hier.« Steinarr sprang vom Pferd direkt auf den Rand des Brunnens und
Weitere Kostenlose Bücher