Nachtkrieger: Ewige Begierde
ihm aufs Pferd hinaufhelfen und wartete, bis er ebenfalls im Sattel saß. »Ich muss feststellen, dass ich es allmählich leid bin, Dinge kaputt zu schlagen. An der Kirche in Harworth, auf dem Friedhof in Sudwell und nun hier. Wir haben sogar einem Baum einen Ast genommen, wenn auch einen morschen, und von einem Grabstein in Blidworth ein Stück abgeschlagen. Und so wird es weitergehen. Vater lässt uns überall in der Grafschaft etwas zerstören, bloß wegen dieser wahnwitzigen Idee. Ich möchte wenigstens etwas davon wiedergutmachen, wenn wir am Ziel der Suche sind.«
»Dann werden wir das tun.«
»Wir?«
»Ich bin dein Gefolgsmann, so lange du mich brauchst. Das habe ich geschworen. Wenn du mich also dabei auch benötigst, werde ich dir zu Diensten sein.«
»Aber letzte Nacht wart Ihr mir nicht zu Diensten.« Ein Vorwurf klang in ihrer Stimme mit, ebenso wie Verlangen und Ärger und Verheißung – alles zur gleichen Zeit. »Da brauchte ich Euch.«
»Nicht mehr als ich. Aber es geht nicht, Marian. Ich kann die Nächte nicht mit dir verbringen, so gern ich es auch möchte. Du sagtest, selbst der eine Morgen wäre dir genug, wenn das alles wäre, was ich dir geben könnte.«
»Da habe ich gelogen. Nein, so ist es auch wieder nicht. In dem Moment meinte ich es so, aber nun möchte ich mehr als das. Und das wollt Ihr auch. Ich
weiß
es.«
»Aber nicht auf Kosten von Robins Titel.«
»Nein, natürlich nicht. Aber wenn nicht nachts, wann dann? Unsere Tage sind ausgefüllt mit Reiten, dem Lösen von Rätseln, dem Entschlüsseln der Hinweise meines närrischen Vaters.«
»Nicht der ganze Tag. Die Pferde brauchen gelegentlich eine Pause. Wir brauchen eine Pause oder müssen bei schlechtem Wetter Schutz suchen, oder es gibt Zeiten, wo wir einfach nichts mehr tun können für Robin und wir uns ein wenig Zeit für uns nehmen können.«
»Aber werden wir das?«
Er war froh, dass sie hinter ihm saß, so dass sie nicht sehen konnte, wie sehr er sich in diesem Moment zusammenreißen musste, um sich von ihr fernzuhalten. Denn er wusste, wie sie sich anfühlte, wie sie schmeckte … »Ja. Ja, das werden wir. Ich gebe dir mein Wort darauf, dass …«
»Ich brauche kein Ehrenwort. Ich kann die Aufrichtigkeit, die Euch innewohnt, fühlen. Hier.« Sie legte ihre Hand auf sein Herz, um ihm mit dieser einfachen Geste zu vergeben, und etwas in seinem Inneren schien zu schmelzen.
Diese Frau.
Er wollte diese Frau, er wollte sie ganz für sich. Und nicht nur, um mit ihr zu schlafen. Sondern auch, um mit ihr zu lachen, friedlich am Feuer zu sitzen, ihr beim Nähen zuzusehen, mit ihr zu streiten und all das. Er schloss die Augen, als die Erkenntnis über ihn hereinbrach, dass all diese Gedanken müßig waren.
Bitte, Odin,
so flehte er stumm.
Lass mich ihr Herz wenigstens für kurze Zeit gewinnen. Lass sie etwas für mich empfinden, und wenn es nur für einen Tag ist, so wie ich etwas für sie empfinde. Gib mir diesen einen, winzigen Trost in all den Jahren der Qual.
» … Geduld«, sagte sie.
Er schlug die Augen auf. »Verzeih. Ich war mit meinen Gedanken woanders.«
»Ich sagte, alles was ich brauche, ist ein wenig Geduld.«
»Aye, Geduld ist gut.« Ihm schien, dass er nichts außer Geduld gehabt hatte, solange er zurückdenken konnte. Und er hoffte, dass sie nun genug für sie beide hatte, denn er war nicht sicher, wie viel Geduld er noch aufbringen konnte.
Bitte. Odin. Bitte.
»Die Straße führt hier entlang. Ich glaube, wir müssen es wagen, zumindest ein paar Meilen weit. Wir werden in Richtung Osten reiten und uns dann wieder in die Wälder schlagen, um Nottingham und Sudwell zu umgehen.«
»Was immer Ihr wollt, mein Ritter.« Sie schlang die Arme fester um seine Hüften und lehnte seufzend den Kopf an seinen Rücken. »Ich bin in Euren Händen.«
Und in meinem Herzen,
dachte er im Stillen.
Und in meinem Herzen.
Ari machte einen weiteren Besuch in Retford, gleich am nächsten Samstag, aber nicht etwa weil Edith oder Ivetta irgendetwas von dort brauchten, sondern weil
er
etwas von dort brauchte. Er stellte fest, dass der Schankwirt sein Wort hielt, und so verbrachte er eine Zeitlang damit, Geschichten gegen Wein zu tauschen, bevor er sich der Schankmaid näherte, derentwegen er noch einmal ins Dorf gekommen war. Auch sie hielt Wort: Sosehr sie auch schäkerte und scherzte, verlangte sie doch mehr als eine Geschichte für ihre Gefälligkeiten. Er drückte ihr eine Münze in die Hand, ein stiller Heuboden fand
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