Nachtkrieger: Ewige Begierde
Aufgabe erfüllt ist, überlasse ich sie der Obhut ihres Bruders und bin meiner Pflicht entbunden.«
Er wollte sich auf den Weg zur Treppe machen, aber Peter streckte den Arm aus und blockierte die Tür. »Teufel noch mal! Sie bedeutet Euch etwas. Das sieht man in Euren Augen, wann immer Ihr sie anschaut. Und in ihren, wenn sie Euch anschaut oder auch nur von Euch spricht.«
In
ihren?
»Tatsächlich?«
»Aye, sogar meine Frau sieht es, obwohl sie halbblind ist. Oder vielleicht hört sie es an Eurer beider Stimmen, da sie ja Ohren hat wie ein Luchs.« Er lachte leise. »Marian hat es genau erkannt. Nichola hört Dinge, die den meisten entgehen. Aber ganz gleich, ob sie es nun gesehen oder gehört hat, sie weiß, dass Ihr beide etwas füreinander empfindet, und sie sagte, ich solle Euch klarmachen, dass wenn ihre Freundin hier erscheint und ein Kind erwartet und Ihr sie nicht heiratet, ich Euch die Eier abschneide. Und das werde ich,
Monsire,
denn erstens höre ich auf den Rat meiner Frau, und zweitens sehe ich sie gern lächeln.« Er streckte sich und klopfte Steinarr freundschaftlich auf die Schulter. »So wie Ihr Marian, will ich doch annehmen. Und nun wollen wir uns zu den Damen gesellen, bevor sie noch beschließen, sich allein auf den Weg zur Abtei zu machen.«
Steinarr folgte ihm hinunter, wo Marian und Nichola an der Hohen Tafel Hof hielten. Der in Grün und Braun gekleidete junge Mann saß an einem der niederen Tische daneben und starrte Marian an, während sie an einer Scheibe Käse knabberte. Steinarr setzte sich auf einen Schemel neben sie und nahm sich ein wenig Eintopf und eine dicke Scheibe kalten Rinderbraten. Der Geschmack von Rindfleisch nach so langer Zeit lenkte ihn bald ab von Lord Peters Worten.
Aber doch nicht so ganz. Ein Kind konnte durchaus möglich sein. Das hatte er von Anfang an gewusst. Voller Scham erinnerte er sich daran, dass er die Absicht gehabt hatte, seinen Sprössling einem anderen Mann unterzujubeln. Aber wenn sie tatsächlich schwanger war, was sollte er dann machen? Er wusste, was er tun wollte – genau das, wozu Lord Peter ihn gedrängt hatte –, doch er wusste ebenfalls, was möglich war und was nicht. Andererseits jedoch hätte er zwei Wochen zuvor noch geschworen, es wäre niemals möglich, dass diese Frau, die ihm damals so lästig war, sein Herz erobern würde. Er bedachte den in Grün und Braun Gewandeten mit einem finsteren Blick, bis der junge Bursche aufhörte, Marian anzustarren.
Sie verzehrten die einfache Mahlzeit und sagten einander im Anschluss an eine kurze Messe in der Kapelle Lebewohl, das seitens der beiden Frauen aus zahlreichen Umarmungen und Besuchsversprechen bestand, während die beiden Männer lächelnd zusahen. Lord Peter geleitete sie zu einem alten Pfad, der direkt von Hokenall nach Newstead führte, und versicherte ihnen, dieser sei nicht so schlammig wie die Straße.
Und das war er auch nicht. Der Pfad wurde so selten benutzt, dass er größtenteils mit Gras bewachsen war, wodurch sich der Schlamm in Grenzen hielt, aber doch oft genug, dass die Sträucher nicht zu sehr wuchern konnten. So war es ein leichter Ritt für Steinarr. Doch der ansonsten angenehme Vormittag war durchwirkt von den Gedanken an Lord Peters halb scherzhaft gemeinte Drohung, nicht aus Angst vor Peter, sondern aus Angst um Marian und wegen der Unmöglichkeit, sich ihr gegenüber in irgendeiner Weise anständig zu verhalten.
Sie rieb mit der Handfläche über seine Brust und riss ihn aus seinen Gedanken. »Ihr seid heute Morgen so schweigsam,
Monsire.
Was beschäftigt Euch?«
»Du. Dein angenehmer Duft. Es ist, als würde ich mit einem Rosenstock hinter mir reiten.«
»Ihr hättet gestern Abend bleiben sollen, um ein Bad zu nehmen. Nichola und ich hätten Euch auch noch gewaschen, und ich hätte Euch rasieren können.« Sie strich mit den Fingern über die Barthaare an seinem Kinn. »Ihr könntet jetzt ebenfalls nach Rosen duften.«
»Vielen Dank, aber nein. Du hast dabei geholfen, Lord Peter zu baden?«
»Natürlich. Nichola und ich, wir haben zusammen viele Edelmänner gewaschen, die zu Besuch waren, als wir bei Lady Amabel zur Erziehung waren. Er ist ein attraktiver Mann«, sagte sie nachdenklich, als ob es ihn interessierte, dies zu hören. »Ich glaube, Nichola genießt die ehelichen Freuden.«
Sie lachte, als er ein Schnauben hören ließ. »Ich hätte nicht gedacht, dass es noch etwas gibt, womit ich Euch schockieren kann, Mylord.«
»Eine unverheiratete
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