Nachtkrieger: Ewige Begierde
Bescheid geben, dass Ihr hier seid.«
Steinarr verschränkte die Arme und blieb schweigend stehen. Marian hingegen spielte unruhig mit den Enden ihres Gürtels, der Lasche ihres Beutels und ihrem Haar unter ihrem Schleier, bis Steinarr schließlich zu ihr hinüberging, während sie rastlos hin und her lief, und ihre Hände in seine nahm, damit sie sie endlich ruhig hielt. »Warum bist du so aufgeregt?«
»Es fühlt sich nicht richtig an, hier zu sein ohne ein Rätsel oder einen Hinweis irgendeiner Art. Was ist, wenn wir in Hokenall etwas übersehen haben?«
»Dann reiten wir dorthin zurück, und du kannst Lady Nichola schon wieder besuchen, während wir noch einmal alles absuchen. Aber wir wollen erst einmal sehen, was der Abt zu erzählen hat, bevor wir uns diese Mühe machen.«
»Mein kluger Ritter.« Sie hauchte ein paar Küsse auf die Knöchel seiner Hände. »Was würde ich nur ohne Euch machen?«
Die gleiche Frage hatte Steinarr sich im Morgengrauen gestellt. Was würde er nur ohne sie machen? Wie sollte er ohne sie weiterleben, wenn all das vorbei war?
Sie standen immer noch so da, als ein Schatten den kleinen Raum verdunkelte. »Seid Ihr gekommen, um zu heiraten, meine Kinder?«
Hastig lösten sie sich voneinander, und Marian machte einen Knicks und küsste den Ring des Abts. »Nein, Herr Abt. Wir sind gekommen, weil wir Euch etwas fragen wollen.«
Im Gegensatz zu dem Mönch, der sie an der Pforte in Empfang genommen hatte, trug der Abt keine Mönchstracht, sondern einen weißen Talar und einen vorn geknöpften Schulterkragen aus Pelz, das Erkennungszeichen der Augustiner-Chorherren, die hinter den Mauern von Newstead lebten. »Worum geht es bei dieser Frage?«
»Um meinen Vater, Lord David Fitzwalter, und um ein gewisses Rätsel, das er, wie ich glaube, bei Euch hinterlegt hat.«
»Ah, Ihr müsst Matilda sein. Und Ihr wart bereits in Hokenall. Gut gemacht, Mylady! Aber wo ist Euer Halbbruder, der junge Robert? Ich kenne ihn nur flüchtig, aber doch gut genug, um zu wissen, dass es nicht dieser Ritter ist.«
»Das stimmt, Herr Abt. Sir Steinarr begleitet mich, um mir zu helfen, Vaters ausgelegten Hinweisen zu folgen.«
»Es ist aber Roberts Aufgabe, den Hinweisen zu folgen, nicht Eure, Mylady.«
»Wohl wahr, Herr Abt. Aber Vaters Rätseljagd hat dazu geführt, dass Robert sich ein Bein gebrochen hat. Deshalb bin ich ihm behilflich, und dieser Ritter wiederum ist mir behilflich. Wisst Ihr, wo der nächste Teil des Rätselspiels verborgen ist?«
Das Gesicht des Abts legte sich in Falten, als er erst Steinarr und dann Marian ansah. »Ich fürchte, diese Frage kann ich nicht beantworten. Ich habe Lord David und – was noch wichtiger ist – dem König geschworen, dass ich den nächsten Teil des Rätsels nur Robert offenbaren würde. Sie fürchteten nämlich, er würde jemanden finden, der ihm die Arbeit abnahm.«
»Er würde selbst kommen, wenn das mit seinem Bein nicht wäre, wofür wiederum Vater und König Edward verantwortlich sind«, wandte Marian ein.
Der Abt streckte seine leeren Hände aus, um zu zeigen, dass er diesen Tatsachen hilflos gegenüberstand. »Schickt ihn her, wenn sein Bein geheilt ist, dann werde ich ihm gern den nächsten Hinweis geben.«
»Er befindet sich also hier?«
»Aye, mit absoluter Sicherheit.«
»Ich bitte Euch, Mylord. Uns bleiben keine zwei Wochen mehr, bis Robert dem König den Schatz präsentieren muss, und wir wissen nicht einmal, wie viele Hinweise es noch gibt, geschweige denn, wo der König sich aufhält.«
Die besorgte Miene des Abts hellte sich auf. »Dabei kann ich Euch behilflich sein. Das Rätsel, das sich in meinem Besitz befindet, ist das letzte. Sobald Robert hier erscheint, braucht er ihm nur noch bis zu dem Schatz zu folgen und selbigen zum König zu bringen.«
»Wenn Ihr uns schon nicht sagen wollt, wo der Schatz sich befindet, würdet Ihr uns dann wenigstens sagen, woraus er besteht?«
Der Abt presste die Lippen aufeinander. »Nein. Aber ich kann Euch verraten, dass es sich um etwas handelt, was Robert und Ihr sehr gut kennt. Bringt ihn her, Mylady, und alles wird sich offenbaren.«
»Also gut. Das können wir machen«, sagte Steinarr und nahm Marians Hand. »Mittlerweile kann Robin bestimmt wieder reiten. Ich werde ihn hierherbringen und mich anschließend auf die Suche nach dem König machen, um Robin zu ihm zu geleiten. Das verspreche ich dir.«
»Das wird nicht allzu schwer,
Monsire.
« Der Abt strahlte über das ganze Gesicht.
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