Nachtkrieger: Ewige Begierde
überzeugen, dass du kräftig genug bist, um fortzugehen.«
»Ich werde tun, was nötig ist,
Monsire.
Ich weiß, ich kann hier nicht länger bleiben. Helft mir hoch.«
»Zuerst müssen wir dir etwas anziehen.« Während der Mann draußen abermals gegen die Tür hämmerte, riss Ari Schränke und Truhen auf und warf Robin Kleidungsstücke zu. Dann half er ihm beim Anziehen. Zuletzt überprüfte er noch einmal die Beinschienen. »Bist du so weit?«
Robin nickte, legte Ari eine Hand auf die Schulter und zog sich hoch, bis er auf seinem gesunden Bein stand. Er schwankte gefährlich, und er wurde noch blasser – so weit das überhaupt noch möglich war –, doch einen Augenblick später hatte er sich wieder gefangen.
»Guter Junge. Setz deinen Fuß auf.«
Zögernd verlagerte Robin sein Gewicht auf das verletzte Bein. Ein mattes Lächeln ließ erkennen, dass er sich freute. »Ich kann stehen.«
»Versuch, einen oder zwei Schritte zu gehen.«
Die Hand noch immer auf Aris Schulter, humpelte Robin auf die Tür zu. »Es tut nicht weh, aber es fühlt sich schwach an. Und mir dreht sich alles.«
»Das kommt vom Aderlass. Es sind nur ein paar Schritte bis nach unten und dann bis zu meinem Pferd. Kannst du das schaffen?«
»Das kann ich. Werde ich, aber … bleibt dicht bei mir.« Robin stellte sich vor die Tür und holte tief Luft. »Öffnet sie.«
Es war wundersam anzusehen. Als die Tür sich öffnete, schien Robin um gut zwei Zoll zu wachsen. Er richtete sich auf und nahm die gleiche entschlossene Haltung an, die er auf dem Weg zum Lager der Köhler bereits gezeigt hatte.
»Stimmt etwas nicht?«, fragte er den korpulenten Burschen, den Anführer der Männer, die den Weg versperrten.
»Ähm, äh, also, du bist doch krank. Hat die ehrwürdige Frau Priorin Celestria jedenfalls gesagt.«
»Da hat sie sich wohl eindeutig geirrt«, sagte Ari und stellte sich dichter neben Robin. »Es geht ihm gut, und er möchte sich nun auf den Weg machen.«
»Aber die Priorin sagte, wir sollten ihn nicht …«
»Werde ich hier gefangen gehalten?«, fragte Robin.
»Nein, aber …«
»Dann kann ich gehen, wann immer ich will«, sagte Robin und fügte hinzu: »Und ich möchte jetzt gehen.«
»Wir sind sehr dankbar für die Barmherzigkeit Eurer Priorin«, sagte Ari, »aber für Robin wird es nun wirklich Zeit zu gehen. Richtet der Priorin unseren Dank aus. Wir machen uns nun auf den Weg.«
Robin wollte vorwärtsgehen, aber der Mann versperrte weiterhin den Weg. Ari ging an Robin vorbei auf ihn zu. »Ich sagte, wir gehen. Aus dem Weg!«
Für den Moment eines Herzschlags stand der stämmige Bursche mit finsterem Blick da, dann aber senkte er seinen Blick und sah, dass Ari seine Finger bereits am Griff des Schwertes hatte. »Ich, äh, vermute, der Junge kann gehen. Es ist seine Entscheidung, gesund oder nicht. Aber wenn er stirbt, seid Ihr dafür verantwortlich,
Monsire.
«
»Schon klar. Und jetzt geh zur Seite!«
Der Bursche drehte sich um zu den anderen. »Aus dem Weg, damit er die Treppe hinuntergehen kann.«
Das Scharren schwerer Schritte ließ erkennen, dass die Stufen geräumt wurden. Robin ging bis zum Kopf der Treppe, und Ari blieb dicht neben ihm, bereit, ihn aufzufangen, falls ihm die Beine versagten.
Doch das war nicht nötig. Robin warf einen Blick auf die Männer und Frauen, die ihn vom Fuß der Treppe aus beobachteten, straffte abermals die Schultern und ging die Stufen hinunter und durch die Halle. Einzig und allein sein bleiches Gesicht und die Tatsache, dass er sein geschientes Bein nicht richtig bewegen konnte, ließen erkennen, dass er verletzt war. Draußen angelangt, führte Ari schnell das Pferd zum Aufsitzblock, nahm die Zügel auf, half Robin in den Sattel und schwang sich ebenfalls aufs Pferd. Er griff um Robin herum, um ihn zu stützen und die Zügel in beide Hände zu nehmen.
»Ihr seid ja auch verletzt,
Monsire.
«
Ari sah hinunter auf seine verbundene Hand. »Nicht schlimm. Ich habe mich geschnitten, mehr nicht. Sehen wir zu, dass wir hier wegkommen.«
Die Männer von Headon folgten ihnen in einigem Abstand bis zur Straße, und Gemurmel erhob sich, während sie ihnen hinterhersahen. Ari schnappte sogar ein paar anerkennende Bemerkungen auf.
»Gut gemacht, Junge«, raunte Ari Robin zu, als er den Abzweig zum Lager der Köhler nahm. Er merkte, dass Robin im Sattel hin und her schwankte, und umfasste ihn mit festerem Griff, um ihn zu stützen. »Halt noch ein wenig durch!«
Sie hatten das andere
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