Nachtkrieger: Ewige Begierde
biss sich auf die Zunge, sonst hätte sie ihm diese Worte hinterhergeschleudert. Sie stand auf, ging auf unsicheren Beinen zu den Büschen und verschwand dahinter. Was war da gerade passiert? Sie waren ganz kurz davor gewesen. Ihr Körper pulsierte noch immer, und sie wusste, dass es ihm noch schlimmer erging. Sie konnte nicht begreifen, warum und wie er abgebrochen hatte, und auch wenn sie noch so angestrengt nachdachte und fluchte, wurde ihr sein plötzlicher Sinneswandel nicht verständlicher.
Sie kam gerade noch rechtzeitig hinter den Büschen hervor, um zu sehen, dass Steinarr aufsaß, ohne Sattel ritt, mit nur einem dünnen Bündel und seinem Bogen über der Schulter. Erschrocken rannte sie über die Lichtung und stellte sich ihm in den Weg. »Wo wollt Ihr hin? Ihr könnt mich doch nicht allein hier zurücklassen. Ich bitte Euch, Mylord, ich schwöre, ich werde tun, was immer Ihr …«
»Beruhige dich, Marian. Ein Freund von mir wird kurz nach Sonnenuntergang hier sein.«
»Ein Freund? Aber …«
»Er wird die ganze Nacht draußen Wache halten, während du in der Klause schläfst.« Seine Stimme klang gelassen, aber dennoch schroff, und er hatte den Blick abgewandt. »Deine Sachen befinden sich schon drinnen. Du bist in Sicherheit, bis ich morgen früh zurückkomme.«
»Aber …«
»Mein Freund heißt Torvald.« Das Pferd tänzelte seitwärts, und Steinarr ritt einen Bogen, damit er sie wieder ansehen konnte. Dieses Mal sah er ihr direkt in die Augen, und einmal mehr spürte sie sämtliche Leidenschaften, die hinter seiner kontrollierten Fassade brodelten. »Ich würde dir raten, keinen Versuch zu unternehmen, ihm das anzubieten, was du unter einem Ehrenwort verstehst. Ich vertraue ihm zwar mein Leben an und deins auch, aber ein Mann mag noch so diszipliniert sein, einem solchen Kuss würde er nur schwerlich widerstehen können.«
Dennoch konnte
er
widerstehen, obwohl alles an ihm, jede Berührung, jede zornige Geste, jeder Anflug von Lust, der gegen ihre inneren Mauern prallte, ihr sagte, dass er dem eigentlich gar nicht widerstehen wollte. Er wollte sie, trotz des Versprechens, das er Robert gegeben hatte, und solange er sie wollte, hegte sie noch Hoffnung, besaß sie noch genug Macht, ihn an sich zu binden und ihr Unternehmen erfolgreich zu beenden.
»Dann begleitet Ihr mich also auch den Rest des Weges, so wie Ihr es mir versprochen habt?«
»Das habe ich noch nicht entschieden.« Er gab dem Pferd die Sporen und galoppierte davon. Sie blieb allein in einem Wald voller Wölfe zurück.
Kapitel 8
D ieser Satansbraten«, murmelte Matilda, als er am Ende des Waldwegs verschwand.
Dämlicher Mistkerl.
Sie rannte zurück zu der Feuerstelle und trat gegen einen Stein. Sie zitterte vor lauter Empörung über sich selbst und über ihn.
Was tat sie hier eigentlich? Hier, mitten im Nirgendwo hatte sie diesem fremden, wilden Mann ihren Körper angeboten? Dabei wollte sie ihn doch gar nicht. Sie
mochte
ihn nicht einmal. Dieses unbändige Bedürfnis … es konnte unmöglich von ihr selbst kommen. All das kam von
ihm,
von ihm und seiner ungezügelten Begierde, die ihren Körper so fieberhaft glühen ließ und wer weiß was mit ihrem Geist und ihrer Seele anstellte. Verflucht sollte er sein, und dabei war sie nicht einmal sicher, ob ihr Zorn überhaupt ihr eigener war. Wie sollte sie fast drei Wochen überstehen in der Nähe eines solchen Mannes oder gar mit ihm in einem Bett liegen?
Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper, starrte ins Feuer und suchte krampfhaft nach einer Ablenkung, um die Kontrolle über ihre Gedanken und ihren Körper zurückzugewinnen. Doch es gab nichts, das sie hätte ablenken können. Es gab nur Steinarr, und ihr war, als blickten ihr seine sonderbaren blaugoldenen Augen höhnisch aus den tanzenden Flammen entgegen.
Erst nach geraumer Zeit ließ ein weit entferntes Geräusch sie aufsehen. Es war schon fast dunkel, und die Wolken weit über ihr glühten in den rosafarbenen und goldenen Tönen des Sonnenuntergangs. Kurz darauf ertönte hinter den Bäumen abermals das gleiche Geräusch.
Der nahezu menschlich klingende Klagelaut jagte Matilda einen eisigen Schauer über den Rücken. Sie zog sich in die Sicherheit der Türöffnung zurück und suchte den dunkler werdenden Wald nach einem Anzeichen des Freundes ab, der sie, wie Steinarr versprochen hatte, beschützen sollte. Was, wenn er es war, verletzt und schreiend vor Schmerz? Ein leichter Wind zog auf, wehte einen Hauch von Kälte
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