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Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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aber …«
    Aber Gunnar war bereits oben und in die Hocke gegangen und spähte über die innere Brüstungsmauer, und was er sah, drohte seine Besonnenheit zu beseitigen. Er schloss einen Moment die Augen, er musste seine Gefühle unter Kontrolle behalten. »Sie ist es.«
    Eleanors totenbleiches Gesicht sprach für ihre Angst. Aber die Tatsache, dass sie an einem Brötchen knabberte, wenngleich auch nur zögerlich, schien ein Zeichen dafür, dass sie zumindest für den Moment in Sicherheit war.
    Dann sah er sich die Vogelfreien selbst näher an. Ein Gesicht stach ihm sogleich in die Augen, und seine Besonnenheit war dahin, denn flammender Zorn packte ihn. »Dieser Hurensohn!«
    »Du kennst einen von ihnen?« Brand spähte ebenfalls über die Mauer.
    »Aye. Es ist dieser Mistkerl von dem Turnier. Der mit dem Messer. Simon Tunstall.«
    »Der Kerl, der versucht hat, den Knappen zu töten?«, fragte Torvald, doch Gunnar ergriff Aris Bogen und Köcher und war weg, rannte in gebückter Haltung den Wehrgang entlang, um nicht gesehen zu werden, Richtung vorderer Mauer. Kopfschüttelnd sah Torvald Brand an. »Immer noch der alte Gunnar.«
    »Aye«, sagte Brand mit grimmigem Lächeln. »Wir sollten uns beeilen.«
    Sie rannten los zu ihren Pferden.

    Eleanor zwang sich, noch einen Krümel von ihrem Brötchen abzubrechen und ihn sich in den Mund zu stecken, obwohl es ihr mit jedem faden Bissen schwerer fiel, ihn hinunterzuschlucken. Ihr Appetit war lediglich vorgetäuscht, um das Essen so weit wie möglich in die Länge zu ziehen und damit denen dort draußen – bitte lass jemanden dort draußen sein – Zeit zu geben, einen Plan zu ihrer Rettung zu schmieden, bevor sie mit Gewalt vor die Wahl gestellt wurde, von der sie ebenso gut wusste wie Tunstall, dass sie sie treffen würde.
    Aber auch ihre Verzögerungstaktik barg gewisse Risiken. Die Männer waren längst fertig mit Essen, und einige von ihnen starrten sie an, mit begehrlichen Blicken, aufgeheizt vom Ale. Tunstall hatte sie kaum noch unter Kontrolle. Wenn sie weiter so viel tranken …
    Einer der Männer zeigte mit dem Finger auf sie. »Sie isst mit Absicht so langsam.«
    »Natürlich tut sie das. Das kann man ihr wohl auch kaum verdenken, sie hat doch eine wichtige Entscheidung zu treffen.« Tunstall steckte sich einen Bissen Käse in den Mund und sah den Mann, der sich beschwert hatte, grinsend an. »Diesen kleinen Triumph solltest du ihr ruhig gönnen. Sie wird ohnehin bald genug abgefüllt.«
    Ein anderer, der neben Tunstall saß, stieß ihn mit dem Ellbogen in die Seite. »Das würde ich gern übernehmen.«
    »Pass auf, was du sagst«, blaffte Tunstall ihn an. »Sie ist eine Edeldame und bald meine Frau.«
    »Stimmt, aber ich hoffe, sie lehnt dich ab.« Ein weiterer Mann auf der andern Seite des Feuers, der Eleanor direkt gegenübersaß, schnupperte in der Luft und griff sich in den Schritt. »Selbst von hier aus kann ich riechen, wie gut sie duftet, so sehr nach Frau, dass ich jetzt schon kurz davor bin abzuspritzen.«
    »Das ist ja wohl nichts Neues«, sagte Donal. »Das passiert dir doch schon, wenn du ein Schaf riechst.«
    Der erste Mann zeigte ihm den Mittelfinger, und sogleich wurden Beschimpfungen ausgetauscht, eine Beleidigung schlimmer als die andere. Malcolm und Angus kamen vom Tor herüber, um sich an der Streiterei zu beteiligen, und bald darauf verdüsterte sich die Stimmung, der Ton wurde rauher.
    Eleanor, nun wirklich zitternd, versuchte, den letzten Bissen Brötchen hinunterzuschlucken, aber mittlerweile war es trocken wie Sägespäne und wollte einfach nicht rutschen. Sie verschluckte sich, unfähig, die Worte auszusprechen, die all dem möglicherweise ein Ende bereitet hätten, bevor es zu spät dazu war. Sie schwor sich, ihn bei der nächsten Gelegenheit, die sich ihr bieten würde, zu töten, spuckte den Bissen aus auf den Boden und wollte Simon Tunstall mitteilen, dass sie ihn am kommenden Morgen heiraten würde.
    »Was ist das?«, Malcolms Frage beendete schlagartig die Beschimpfungen und ließ alle aufspringen, auch Eleanor. Malcolm zeigte auf ein halb eingefallenes Stück Mauer. »Dort.«
    In der Kluft stand ein Mann einem Geist gleich, von hinten beleuchtet vom Licht des aufgehenden Monds, das Haar ein Strahlenkranz. Sein Gesicht war nur schemenhaft zu erkennen, aber sie wusste sofort, wer er war.
    Gunnar.
    Sie schlug die Hände vor den Mund, um ihren Schrei des Erkennens und der Erleichterung zu ersticken. Er war hier. Er war gekommen,

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