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Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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habt also die Wahl: mich und ein paar Worte vor einem Priester … oder die beiden. Und mich natürlich noch dazu.«
    Sie spuckte ihm vor die Füße. »Widerlicher Dreckskerl!«
    »Man hat mich schon als Schlimmeres bezeichnet«, sagte er ungerührt. Er stand auf und blieb vor ihr stehen. Mit bohrendem Blick sah er auf sie hinunter, und sie musste sich beherrschen, um nicht den Stein zu verschwenden und ihn nach ihm zu werfen. »Obwohl es eigentlich eine ganz einfache Entscheidung ist, sehe ich Euch an, dass Ihr wohl noch ein wenig Bedenkzeit braucht. Ihr könnt es Euch so lange überlegen, bis wir …«
    Ein Pferd wieherte, irgendwo hinter der Westmauer.
    »… essen. Was zum Teufel war das?«
    Ein Schrei, offenbar von einem Menschen, erschallte aus Richtung Osten. Tunstalls Männer brummten so etwas wie Mord und Dämon und rannten mit gezogenen Schwertern zum Tor.
    Die Geräusche wurden lauter und verschmolzen, der menschliche Schrei steigerte sich zum Geheul eines Tiers, und das Wiehern des Pferds verklang zum Stöhnen eines Mannes. Eleanor sträubten sich die Haare, teils vor Entsetzen, teils vor Aufregung. Sie hatte diesen heftigen Schmerzensschrei schon einmal gehört, bei der Umwandlung von Tier in Mensch. Es war nicht Gunnar, es war nicht der Stier, aber … Bitte, o bitte, heilige Muttergottes, lass es einen seiner Freunde sein!

    »Au.« Gunnar schlug um sich, um zu vertreiben, was auch immer ihn an den Haaren zog. Einen Moment lang ließ der Schmerz nach, um beim nächsten kräftigen Zerren sogleich zurückzukehren.
    Gunnar drehte sich auf den Rücken, und als er den Kopf hob, sah er in ein Paar schwarze Knopfaugen, kaum eine Fußlänge weit entfernt.
    Eigenartig. Der Rabe besuchte ihn nur selten, und wenn, dann nie so schnell nach der Umwandlung. Nun aber war er da. Er hüpfte krächzend herum und schlug mit den Flügeln gegen Gunnars Kopf. Gunnar versuchte abermals, ihn zu verscheuchen, und der Vogel flatterte ein Stück außer Reichweite, hörte aber nicht auf zu krächzen. Irgendetwas musste Ari beunruhigt haben – ein Fremder vielleicht, der zu nahe gekommen war, oder einfach nur ein paar Ratten im Vorratslager. Wäre in beiden Fällen nicht das erste Mal.
    »Ja, ja. Schon gut.« Gunnar rappelte sich auf, kratzte sich das Hinterteil und streckte sich einige Male, um seine Gelenke zu lockern. Der Rabe flatterte um seinen Kopf herum. Dann setzte er sich kreischend auf den Griff eines Messers, der direkt vor Gunnars Augen aus einem Baumstamm herausragte. Noch immer nicht ganz klar im Kopf, starrte Gunnar auf den Fetzen Pergament, der mit einem Messer an der Baumrinde befestigt war.
    Der Vogel pickte an dem Pergament, dann sah er Gunnar an und kreischte so laut, als wolle er Tote zum Leben erwecken.
    Und es wirkte. Gunnars Herz machte einen Sprung, und durch das in seinen Adern rauschende Blut bekam er einen klaren Kopf. Er riss den Fetzen ab und entzifferte mit dem wachsenden Gefühl einer bangen Vorahnung die Runen, so schnell er konnte. Verdammt!
    »Verdammt!«
    »Brand! Brand, schnell!«
    Er rannte hinüber zu Kleidung und Waffen.
    Als sie die Burg erreichten, war es schon fast Nacht, und Gunnars Wut war kühler Vernunft, nüchterner Ruhe und einem zielgerichteten Vorgehen gewichen. Reingehen. Sie rausholen. Sie unversehrt zu ihrem Mann zurückschicken. Hier ging es nicht um ihn. Es ging darum, Eleanor zu retten, wenn sie es überhaupt war.
    Nun, da er Zeit hatte, darüber nachzudenken, bezweifelte er, dass sie es war. Jafri hatte Eleanor das letzte Mal im vergangenen Herbst gesehen. Es schien unwahrscheinlich, dass er sie von weitem erkannt hatte, und abgesehen davon hätte sie kaum einen Grund gehabt, sich in der Nähe dieses Tals aufzuhalten. Wahrscheinlich handelte es sich ganz einfach um eine andere Frau mit schwarzem Haar, die das Pech gehabt hatte, ein paar Vogelfreien in die Hände zu fallen. Trotzdem würden sie sich natürlich als ritterlich erweisen und sie befreien, aber sicher war es nicht Eleanor. Sie konnte es nicht sein.
    Sie ließen die Pferde zwischen einer Baumgruppe versteckt zurück und näherten sich der Burg zu Fuß. Als Torvald Gunnar und Brand sah, winkte er sie zu einem eingefallenen Stück Mauer, wo sie leicht hinaufklettern konnten.
    »Und?« Brands Stimme war kaum eine Armesbreite weit zu hören.
    Torvald hielt zehn Finger hoch. »Zwei am vorderen Tor. Die anderen sitzen am Feuer und essen.«
    »Die Frau?«, fragte Brand.
    »Auch am Feuer. Unverletzt, noch,

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