Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)
ohne irgendetwas von ihr zu wissen, außer dass sie zu Gunnar gehörte. Sie musste heftig blinzeln, um die Tränen zu vertreiben, bevor sie noch daran erstickte. »Ich wusste bereits, dass er mich gerettet hat. Aber trotzdem habe ich das Gefühl, er mag mich nicht besonders.«
»Das betrifft nicht nur Euch, Mylady. Er fasst nicht so leicht Vertrauen. Gunnar und er halten sich aus gutem Grund in der abgelegenen Wildnis auf.«
»Weil Wölfe gejagt werden?«
»Wölfe sind hier fast ausgestorben, und so wird es von Jahr zu Jahr schwieriger für Jafri, sich zu verstecken. Gunnar und Torvald können sich ganz einfach unbemerkt unter die Kühe und Pferde auf irgendeinem Anwesen mischen, und ich bin stets nur einer mehr unter zahlreichen Raben. Aber wenn jemandem zu Ohren käme, dass es einen Mann gibt, der zu einem Wolf wird, oder einen, der zu einem Bären wird, dann würde man Jagd auf die beiden machen, ungeachtet dessen, wie man sie vorfinden würde.«
»Und dann würde man sie foltern, weil man sie für Teufel hielte. Ich verstehe, Sir. Von mir wird niemand etwas über sie erfahren.«
»Ich schätze, dass ich Euch glauben kann, Lady Eleanor.« Sie kamen zu einem Wasserfall, der eine Felsspalte hinabstürzte, die so eng war, dass sie nicht vorbeikamen, und Ari zeigte auf den Weg, der herumführte.
»Ihr wolltet doch wissen, ob ich ebenso viele Schmerzen leide wie die anderen.« Er hielt sich dicht in ihrer Nähe, als sie über die Felsen kletterte, um sie jederzeit auffangen zu können. »Für mich besteht die Qual nicht in der Umwandlung – auch wenn ich mir liebend gern den rechten Arm abhacken und Euch schenken würde, wenn es damit erledigt wäre – sondern vielmehr in der Magie, die sie umgibt. Ich bin hellsichtig, Mylady. Zum Magier geboren.«
»Ein Hexenmeister.«
»Ein Seher, wenn es den Göttern beliebt, mir Visionen zu schicken. Aber Cwens Magie hat meine eigene irgendwie getrübt. Die Visionen sind seltener geworden, und sie werden von Jahr zu Jahr weniger verlässlich.«
Sie erreichten eine breitere Stelle, von wo aus Eleanor sehen konnte, in welchem Teil des Tals Brand und Torvald ihr Lager aufgeschlagen hatten. Der Anblick des Pferches voller Pferde erinnerte sie daran, dass Ari eigentlich einige davon zum Markt bringen sollte, anstatt ihren Pagen zu spielen. Aber es war das erste Mal, dass einer der Männer so offen mit ihr über den Fluch sprach, und sie wollte das Gespräch jetzt nicht beenden.
»Gibt es denn nichts, was man in Bezug auf Eure magischen Kräfte tun könnte, Monsire? «
»Nur den Fluch brechen.«
»Ihn brechen?« Aufregung packte Eleanor. »Ich wusste nicht, dass man einen Fluch auflösen kann.«
»Natürlich kann man ihn auflösen. Hat Gunnar Euch das nicht erzählt?«
»Er hat mir erzählt, wie Ihr mit dem Fluch belegt wurdet, und dass zwei Eurer Gefährten ihm entkommen sind, aber nicht, dass sie den Fluch aufgelöst haben. Ich hatte ihn so verstanden, als wären sie trotz des Fluchs irgendwie gestorben.« Derart, wie Ari die Augen verdrehte, entnahm sie, dass er aus irgendeinem Grund entrüstet über Gunnars Verhalten war, und so suchte sie sogleich nach einer Entschuldigung. »Vielleicht wusste er nicht, dass sie ihn aufgelöst hatten.«
»Er weiß es. Wir alle wissen seit über dreihundert Jahren davon, seit der Erste von uns frei wurde.«
»Dann sagt mir, wie der Fluch aufgehoben wurde. Kann ich Gunnar irgendwie helfen?« Er sah sie so lange nachdenklich an, dass sie bereits dachte, sie hätte etwas Törichtes gesagt. Und wenn schon, es war ihr egal. Sie drängte weiter. »Wirklich, Sir, ich würde alles tun. Sagt es mir einfach. Bitte! Ich liebe ihn. Ich möchte ihm helfen.«
Allmählich ließ ein Lächeln Aris Gesicht erstrahlen. »Ah, holde Lady. Ihr erfüllt mein müdes Herz heute mit Freude.«
»Wie denn das?«
»Ganz einfach. Ihr habt die magischen Worte ausgesprochen.«
Kapitel 21
G unnar hatte sein Amulett und die Frau, die ihn liebte. Alles war da – und trotzdem stimmte etwas nicht.
Ari saß mit Jafri draußen vor der Höhle, in der Lady Eleanor den Tag verschlief, und konnte sich kaum auf das Würfelspiel konzentrieren. Seine linke Hand brannte, als hätte er Salz in die Wunden gestreut. Er kratzte sich durch den Handschuh, aber das Leder erlaubte ihm keine Erleichterung. Er war so abgelenkt und machte so viele Fehler, dass Jafri sich schließlich die Würfel schnappte und den Becher hinter seinem Rücken versteckte.
»He!«
»Bald schuldest
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