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Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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fester um die Schultern. Dann schloss er die Augen, um erneut in Schlaf zu sinken.
    Feuer. Die Tür flog auf, das plötzliche Geräusch ließ Gunnar senkrecht in die Höhe schießen. Schon war er auf den Beinen, sein Messer in der Hand, noch bevor er richtig wach geworden war.
    »Feuer!«, rief die Wache. »Feuer im Kemenatenbau! Der Herzog! Die Frauen!«
    Die Frauen. In Gunnars Mund sammelte sich der bittere Geschmack von Furcht. Als die Halle in Chaos ausbrach, steckte Gunnar sein Messer zurück in die Scheide und rannte zur Tür, stieß auf dem Weg dorthin verwirrte und schlaftrunkene Männer um. Rauch, Geschrei und Pferdegewieher erfüllten die Luft, während gelbrot flackernde Flammen an der Ostmauer des zweigeschossigen Kemenatenbaus hochschlugen. Gunnar lief auf das Gebäude zu, drängte an verängstigten Frauen vorbei, die zur Tür hinausströmten. Als er das Haus betrat, erschien auf der Galerie Edward von Norwich, der Herzog von York, mit nichts weiter am Leib als seiner Bruche. Hastig zerrte er die Frauen zur Tür hinter ihm heraus, schob sie vor sich her, eine nach der anderen, und die Treppe hinunter. Sobald sie stolpernd unten ankamen, packte Gunnar sie und drängte sie zur Tür, die hinaus ins Freie führte. »Lauft!«
    Nach einem Dutzend hörte er auf mitzuzählen, aber es kamen immer noch mehr – Frauen und Mädchen und kleine Jungen, Adel und Dienerschaft, alle rannten um ihr Leben. Der Rauch wurde dichter, nahm Gunnar den Atem, und seine Augen tränten.
    »Nichts wie raus da, Mann!«, rief jemand von draußen.
    Blinzelnd warf Gunnar einen Blick nach oben, wo der Herzog stand, inmitten von Rauch und stiebenden Funken. »Euer Hoheit. Kommt herunter!«
    Hustend spähte der Herzog zurück in das Frauengemach. »Ich weiß nicht, ob …«
    Von den hölzernen Bohlen stiegen schon Rauchsäulen auf, und Gunnar schüttelte den Kopf. »Sofort, Euer Hoheit, solange es noch geht. Dort oben könnt Ihr nichts weiter tun.«
    Der Herzog warf einen letzten Blick zurück in das rauchgeschwängerte Gemach. Er zögerte für einen Augenblick kaum merklich, dann rannte er die Stufen hinunter – fluchend, nachdem er mit einem seiner nackten Füße in Glut getreten war. Er geriet ins Stolpern, doch Gunnar fing ihn auf, und dann duckten sich beide und rannten weiter, während glühende Asche auf sie herabregnete. Gerade hatten sie die Tür erreicht, da hörte Gunnar hinter sich einen Schrei. Eine eisige Hand griff nach seinem Herzen. Kolla …
    Augenblicklich drehten der Herzog und er sich um. Auf der Galerie, nahezu vollkommen in eine Rauchwolke gehüllt, rangen zwei junge Mädchen miteinander. Die eine schrie und wich zurück in das Schlafgemach. Die andere packte sie und zerrte sie vorwärts. »Nein! Wir können nicht zurück.«
    »Lady Eleanor!« Sogleich machte der Herzog kehrt.
    Gunnar verdrängte das alte Schreckensbild und hielt ihn fest. »Lauft, Euer Hoheit! Ich werde sie holen.«
    Er drängte den Herzog hinaus ins Freie, wo zwei von seinen erleichterten Männern ihn sogleich fortzogen. Dann wandte Gunnar sich wieder um. Während dieses kurzen Augenblicks hatten die hölzernen Stufen der Treppe Feuer gefangen, und Flammen schlugen hoch. Für die beiden Mädchen gab es keine Möglichkeit, nach unten zu gelangen. Ohne auf die stiebenden Funken zu achten, lief Gunnar unten an der Galerie entlang, bis zu der Stelle, wo die Mädchen standen, und breitete die Arme aus. »Springt! Ich fange euch auf.«
    Der Klang seiner Stimme reichte, um das schreiende Mädchen verstummen zu lassen, doch dann warf sie einen Blick nach unten und wich zurück. »Ich kann nicht.«
    Hustend drängte das andere Mädchen sie an den Rand des Gangs. »Du kannst. Los!«
    Die Schreiende erstarrte. »Ich kann nicht.«
    »Springt!« Gunnars laut gebrüllte Anweisung ließ die Luft erzittern, und die beiden Mädchen kreischten auf, als größere Mengen Glut vom brennenden Dach niedergingen. Als die Schreiende sich noch immer nicht rührte, packte das andere Mädchen sie an den Schultern und gab ihr einen Stoß. Für den Moment eines Herzschlags schien die Schreiende zu schweben, dann stürzte sie in Gunnars Arme.
    Er wollte sie absetzen, doch der Boden war mit herabgefallenem brennenden Gebälk übersät, und das Mädchen fing abermals zu schreien an, sobald sie mit einem ihrer nackten Füße den heißen Boden berührte. Sie versuchte, an Gunnar hinaufzuklettern, als sei er ein Baum. Mit einem wütenden Knurren hastete er mit dem schreienden

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