Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)
ich meinem künftigen Mann, wer immer er auch sein wird. Und ich schulde ihm gleichermaßen mein Herz, wenn ich es so lange bewahren kann. Aber wenn ich Euch jetzt beides schenke, wird sowohl das eine wie das andere auf ewig verloren sein.« Sie konnte kaum sprechen, hatte ein würgendes Gefühl im Hals, das ihr die Kehle zusammenschnüren wollte. Dann machte sie einen Schritt zur Seite. »Ich bin nicht für Euch bestimmt.«
Als sie sich zu ihm umdrehte, schien seine Miene unbewegt. »Wir sollten zu den anderen gehen.«
Er bedeutete ihr mit einer Geste, vorauszugehen. Sie schob sich an ihm vorbei und schaffte es irgendwie, einen Fuß vor den anderen zu setzen, um ihn durch den Streifen Waldland zu führen, der die beiden Wiesen voneinander trennte. Als sie wieder in das Sonnenlicht hinaustraten, konnte sie das Grüppchen am anderen Ende der Wiese erkennen und stieß einen Seufzer aus. Endlich in Sicherheit.
Kaum hatte dieser Gedanke Gestalt angenommen, schlossen sich Henrys Finger über ihren Schultern. Er zog sie noch einmal zu sich heran und brachte seinen Mund dicht an ihr Ohr. »Ihr seid für mich bestimmt, holde Lucy. Lasst Euch das gesagt sein und behaltet es stets im Gedächtnis. Und lasst Euch ebenfalls gesagt sein, dass ich tun werde, was auch immer nötig ist, um Euch für mich zu gewinnen.«
Dann ließ er sie los, und sie lief davon.
Irgendetwas war zwischen Henry Percy und Lucy geschehen, so viel war sicher. Eleanor beruhigte sich durch das Wissen, dass die beiden nicht lang genug allein gewesen waren, als dass etwas zu Unbedachtes hätte passieren können – es sei denn, Henry hätte sich als wahrer Schuft erwiesen und Lucy zu etwas gezwungen. Sollte dem so gewesen sein, hätte Eleanor persönlich dafür gesorgt, ihn auspeitschen zu lassen.
Aber Lucy ließ keine Anzeichen von Gewalt erkennen, ebenso wenig wie irgendwelche anderen Spuren, die Eleanor hätten auffallen können, abgesehen von einem mit Moos bewachsenen Zweig, der in ihrem Haar steckte, aber der konnte sich auch ganz normal auf dem Weg durch den Wald dort verfangen haben. Es waren ihr Blick aus weit aufgerissenen Augen und ihre Art, Harrys Nähe zu meiden, die auf mehr als einen Spaziergang durch den Wald hinwiesen.
Eleanor brannte darauf zu erfahren, ob dieses Mehr gut oder schlecht gewesen war, aber in Gegenwart all der anderen, schien es unmöglich, danach zu fragen. Nach einem erfolglosen Versuch, Lucy beiseitezunehmen – Mary hatte mit der Bitte um Lucys Hilfe bei einem Fadenspiel dazwischengefunkt, absichtlich, wie Eleanor vermutete –, beschloss sie, ihre Neugierde zu bezähmen, bis zu einem späteren Zeitpunkt, wenn sie mit Lucy allein in ihrer Schlafkammer wäre. Vorerst wollte sie sich möglichst unbefangen geben, so tun, als machte es ihr nichts aus, dass Sir Gunnar nicht mit von der Partie war, und den Rest des Nachmittags genießen.
Und es war wirklich ein herrlicher Nachmittag, nun, da Königin Anne keine Gelegenheit mehr hatte, ihn zu verderben – strahlende Sonne, Spiele und Unmengen portugiesischen Weins, den Raffins Diener Cedric aus Ihrer Gnadens Vorräten losgeeist hatte. Als die älteren Jungen später beschlossen, sich mit Schilfrohren im Zweikampf zu üben, gingen Henry und Raffin mit ihnen auf die andere Seite der Lichtung. Die Kleineren nahmen sie mit, um mit ihnen Page und Knappe zu spielen und als Pferde zu fungieren.
Eleanor begann, einen Kranz aus Wiesenblumen zu flechten, und Mary überredete Lucy, etwas zu singen. Leider war Lucy zu sehr damit beschäftigt, Henrys Blicken auszuweichen, und konnte sich nicht so recht auf ihr Lied konzentrieren. Nachdem sie zum fünften Mal den Text vergessen hatte, bedeutete Mary ihr, aufzuhören.
Mit glühenden Wangen faltete Lucy die Hände und legte sie in den Schoß. »Verzeiht, Mylady. Vielleicht ein anderes Lied.«
»Ich glaube nicht, dass sich das Problem dadurch lösen wird«, sagte Eleanor.
»Es ist ja nicht allein Lucys Schuld«, sagte Mary. »Die Männer machen einen ziemlichen Lärm. Ich wünschte, sie wären ein Stück weiter weg gegangen.«
»Nein, das wünschst du nicht«, gab Eleanor zurück. »Wenn überhaupt, würdest du dir wünschen, sie wären in der Nähe geblieben, damit du besser sehen könntest, wie Raffin für dich posiert.«
Mary errötete beinahe ebenso sehr wie Lucy. »Er posiert nicht, weder für mich noch für sonst jemanden.«
»Tut er wohl, und dir gefällt das ganz gut«, konterte Eleanor lachend. Die aufkommende
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