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Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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Angst befiel. Entsetzt versuchte sie, den Blick abzuwenden, vermochte es aber nicht, und ebenso wenig konnte sie sich bewegen oder schreien, geschweige denn atmen. Alles, was sie vermochte, war, zuzusehen – fassungslos –, wie der Stier verschwand und allmählich durch das, was im Innern war, ersetzt wurde.
    Aber keineswegs ein Gott, sondern ein Mann. Dann bog er den Kopf nach hinten, und sie sah sein Gesicht deutlich, verzerrt vom Schmerz, und die Wahrheit traf sie mit voller Wucht.
    Gunnar.
    Ein qualvoller Schrei entfuhr seiner Kehle, und er krümmte sich, als sei er im Feuer der ewigen Verdammnis gefangen. Eleanor grub die Fingernägel in ihre Handballen und betete stumm zu welch furchtbarer Macht auch immer, die ihn in ihren Klauen hielt, dass die Qual ein Ende haben möge. Endlich, eine ganze Ewigkeit später, lag er da, schlaff und reglos. Einzig und allein seine Klagelaute ließen erkennen, dass er noch am Leben war.
    Tränen liefen ihr über die Wangen, während sie mit dem eben Gesehenen kämpfte. Ein Stier, der sich in einen Mann verwandelte? Ihr Verstand verwarf eine solche Vorstellung. Es musste ihr Traum gewesen sein, der sich in einen Alptraum verwandelt hatte. All das konnte nur Teil des Wahnsinns sein, der sie überhaupt hierher an diesen verlassenen Ort geführt hatte.
    Aber nein, mittlerweile war sie hellwach – eines der wenigen Dinge, deren sie sich sicher war. Sie musste sich nicht zwicken, um sich davon zu überzeugen. Der Schmerz, mit dem sich ihre Fingernägel noch immer in ihre Handballen gruben, sagte ihr: Es war kein Traum.
    Aber wenn sie nicht träumte, was war dann er, Gunnar? Ein Dämon?
    Verflucht ohne eigenes Verschulden. Gunnars Worte hallten in ihren Ohren wider, und sie erinnerte sich an den tonlosen Klang seiner Stimme, als er sie ausgesprochen hatte. Dabei hatte er ihr nicht in die Augen sehen können. Waren seine Worte eine Lüge gewesen? Ein Dämon würde mit Sicherheit lügen.
    Sie versuchte, ihre Beine zu bewegen. Sie gehorchten ihr. Sie hätte weglaufen können.
    Sie hätte weglaufen sollen. Sie wusste nun, welche Richtung sie nehmen musste, und sie hätte sich weit genug entfernen können, bevor er wieder zu Kräften kam.
    Aber was dann? Selbst wenn Rabys Kriegsknechte unterwegs waren, um nach ihr zu suchen, hätten sie sich wohl niemals vorstellen können, dass sie sich so weit entfernt hatte. Und sie hätte niemals den Weg nach Raby zurückgefunden, bevor es vollständig dunkel war. Sie würde die ganze Nacht allein durch den Wald laufen müssen. Sie schauderte vor Angst.
    Und Gunnar? Der Mann, den sie ihren Helden nannte, der Mann, der durchs Feuer gegangen war, um sie zu retten. Er lag noch immer da und stöhnte vor Schmerzen.
    Ein Dämon könnte sicher durch Feuer gehen, flüsterte eine Stimme in ihrem Hinterkopf. Und wenn er ein Dämon war, konnte es sie teuer zu stehen kommen, hierzubleiben. Sie hätte um ihr Leben laufen sollen – um ihre Seele.
    Nein. So sehr konnte sie sich nicht irren. Das konnte nicht sein. Sie hatte Lucy gesagt, er sei ein guter Mann, und dass sie es fühlen könnte, wenn sie ihm in die Augen sah. Dasselbe tief verankerte Gute hatte sie gespürt, als sie dem Stier in die Augen gesehen hatte, hatte sie tief in ihrem Herzen empfunden, als sie ihn berührt hatte, sogar im Traum. Sie konnte ihn jetzt nicht verlassen, nicht jetzt, wo er möglicherweise Hilfe brauchte.
    Und obwohl der Traum sie nicht länger gefangen hielt, obwohl sie den schrecklichen Gedanken, er könne vielleicht doch ein Dämon sein, nicht vollkommen abschütteln konnte, traf sie die – zweifellos törichte – Entscheidung, nicht wegzulaufen.
    Noch nicht jedenfalls.
    Er stöhnte und bewegte sich ein wenig, und sie war kurz davor, ihren Entschluss zu ändern. Dann aber überließ sie sich dem ungewissen Geschehen, sprach ein hastiges, aber inbrünstiges Gebet und trat hinaus auf die Lichtung.

    »IHREIDÄM?«
    Der Schmerz betäubte Gunnar noch dermaßen die Sinne, dass er nicht hätte sagen können, ob dort ein Mann oder eine Frau zu ihm sprach, geschweige denn, was gesprochen wurde. Mühsam bewegte er seine Zunge und versuchte, seinen Mund dazu zu bringen, einen menschlichen Laut zu bilden.
    »Wa…?«
    »Ich fragte, seid Ihr ein Dämon?«
    Diese Stimme. Er zwang sich, die Augen einen Spalt weit zu öffnen, und erkannte den Saum eines Kleids, darunter die Spitze eines Frauenschuhs, Eleanors Schuh. Hoffnung keimte in ihm auf, zerriss ein paar der Spinnweben in seinem

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