Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)
tat, trotz des gerade erlebten höchsten Genusses. »Damit könntest du recht haben. Bleib hier am Feuer. Ich hole mein Pferd.«
Er nahm eine der beiden brennenden Kerzen und ging den nur einen Steinwurf entfernten Wildwechsel entlang zu der verfallenen Forsthütte, wo er Ghost angebunden hatte. Er führte ihn auf die Lichtung und sattelte ihn im Schein des Feuers und der Kerzen. Dann ließ er ihn eine Weile grasen, zog einen Beutel mit geschälten Haselnüssen und einen weiteren mit getrockneten Apfelscheiben aus der Satteltasche und reichte sie Eleanor.
»Ein recht dürftiges Abendessen, aber es ist alles, was ich habe«, sagte er und setzte sich neben Eleanor, die es in der Zwischenzeit geschafft hatte, sich anzuziehen.
»Ich mag Haselnüsse.« Sie nahm sich ein paar und eine Apfelscheibe und knabberte daran, während er ein paar Hände voll verzehrte. Während sie aßen, herrschte Stille zwischen ihnen, doch es war eine freundliche Stille, derart, als würden sie sich bereits so lange und so gut kennen, dass gar keine Notwendigkeit bestand, etwas zu sagen. Nach einer Weile stand der Mond hoch am Himmel, und in seinem hellen Lichtschein inspizierte Gunnar Eleanors Kleidung.
»Für mich sieht alles richtig aus.« Er löschte die Kerzen, ließ sie samt Feuerstein und Feuerstahl zurück in den Beutel fallen, und hakte ihn wieder an seinen Gürtel. »Es wird Zeit aufzubrechen, Mylady, bevor die Männer Eures Vaters uns hier sehen.«
»Aye. Aber ich mag es lieber, wenn du mich Eleanor nennst.«
»Ich auch. Doch vorerst bleibst du für mich Lady Eleanor, und ich muss für dich Sir Gunnar bleiben. Es wäre fatal, wenn einer von uns beiden sich in Gegenwart aller anderen versprechen würde.« Er wickelte den Rest seiner Sachen in die Decke und verstaute sie wieder in der Mulde unter dem Baumstamm. Dann trat er das Feuer aus und machte sich bereit, um aufzusitzen.
»Soll ich vorn oder hinten sitzen?«, fragte Eleanor und streckte die Arme aus.
»Vorn«, sagte er und half ihr in den Sattel. Er schwang sich hinter ihr aufs Pferd, zog sie fest an sich, und sie machte es sich in seinen Armen bequem.
Er ritt nach Westen, durch einen lichteren Wald, wo der Mond den Weg beleuchtete. Doch auch so kamen sie nur langsam voran. Eine ganze Zeit ritten sie schweigend und überließen es dem trittsicheren Ghost, in seinem eigenen Tempo den Weg durch den Wald zu finden. Gunnar hatte keine Eile. Er fühlte sich einfach wohl dabei, Eleanor so lang wie möglich in den Armen halten zu können.
»Ich stelle es mir schwierig für Euch vor, dauerhaft in Lesbury zu wohnen«, sagte sie nachdenklich. »Die Leute würden doch merken, dass Ihr nicht altert. Mir jedenfalls ist aufgefallen, dass Ihr Euch seit Richmond nicht verändert habt.«
»Der Steward kümmert sich um die Ländereien, und ich komme nur vorbei, wenn es absolut notwendig ist.«
»Wo verbringt Ihr die übrige Zeit?«
»Es gibt da ein kleines, unbewohntes, tiefes, bewaldetes Tal östlich von Durham und dann ein Stück weiter Richtung Süden. Dort haben ein Freund von mir und ich uns niedergelassen. Aber wir ziehen viel umher. So bin ich ja auch nach Richmond gekommen. Und nach Raby.«
»Ah«, sagte sie und schwieg wieder. Bald darauf erreichten sie den Hauptweg und ritten weiter nach Nordosten in Richtung Raby.
»Ihr habt mir noch immer nicht gesagt, warum«, murmelte sie.
»Ich dachte, Ihr wäret eingeschlafen.« Er gab ihr einen Kuss aufs Haar. »Warum, was?«
»Ich denke die ganze Zeit darüber nach, was Ihr gesagt habt, und darüber, was Ihr nicht gesagt habt. Und immer wieder komme ich dabei auf dieselbe Frage zurück: Warum wolltet Ihr, dass ich sehe, was Ihr seid?«
Da war es also, das letzte Stückchen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie noch in dieser Nacht danach fragen würde. Er hatte geglaubt, sie würde mehr Zeit brauchen. Er hatte das meiste, was sie getan oder gesagt hatte, nicht erwartet. Ihre Beherztheit beeindruckte ihn.
Aber nach wie vor war er sich nicht sicher, ob er es ihr sagen sollte oder nicht – ob, wenn er ihr sagte, dass er ihr Herz für sich gewinnen musste, bevor sie es ihm freiwillig schenkte, sich die Liebe an sich verändern würde, schwächer würde, vielleicht so sehr, dass sie ihre magische Wirkung verlor.
Schließlich fand er einen Kompromiss. »Ich möchte, dass Ihr meine Frau werdet. Ich werde bei Eurem Vater um Eure Hand anhalten.«
Seufzend schmiegte sie sich an ihn. »Ich hatte gehofft, Ihr nehmt mich eines Tages
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