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Nachtkrieger

Nachtkrieger

Titel: Nachtkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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reden. Ich muss bei Alaida sein, wenn das Kind kommt.«
    »Wir werden hierbleiben. Sie wird nicht reden.«
    »Das Baby«, sagte Merewyn mit tonloser Stimme. Sie packte die beiden und drehte sie zu sich herum. Dann fiel sie auf die Knie und streckte Ivo ihre gefalteten Hände entgegen. »Ich schwöre bei meinem Leben, dass ich Euer Geheimnis für mich behalten werde. Sollte ich es jemals preisgeben, bin ich bereit zu sterben.«
    »Reicht dir das?«, fragte Brand ungehalten. Er half Merewyn aufzustehen. »Oder muss sie erst einen blutigen Schwur ablegen, damit du zufrieden bist?«
    »Er möchte doch nur beschützen, was ihm lieb und teuer ist«, sagte Merewyn, die mehr Verständnis für Ivo zu haben schien als Brand. »Ihr habt nichts von mir zu befürchten, My Lord. Die Götter haben mich auserwählt, um Euch zu helfen.«
    Ivo sah sie fragend an. »Wie denn das?«
    »Ich weiß es noch nicht, aber die Götter werden es schon wissen. Warum sonst hätten sie dafür gesorgt, dass unsere Wege sich kreuzen? Sie haben Euch nach Alnwick geführt und Sir Brand den Weg zu mir gewiesen. Sie haben mich sehen lassen, wie Sir Ari sie um eine Vision bat und mit einem Adler sprach. Heute Morgen führte die Mutter mich in den Wald, um mir zu zeigen, warum.«
    »Und dein Leben aufs Spiel zu setzen«, fügte Brand, dessen Zorn selbst vor einer Gottheit nicht haltmachte, verärgert hinzu.
    »Sie hat mir den Nebel geschickt, um mich zu beschützen«, rief Merewyn ihm ins Gedächtnis und legte ihm beruhigend eine Hand auf den Arm. »Hinter alldem muss mehr stecken, als Euch lediglich …«, sie zögerte und fügte lächelnd hinzu, »… mit Bier zu versorgen.«
    »Bist du eine Hexe?«, fragte Ivo geradeheraus.
    »Ich sagte doch, das ist sie nicht«, fuhr Brand ihn an.
    Merewyn sah Brand prüfend an und richtete ihre nächsten Worte mehr an ihn als an Ivo: »Die Götter bedienen sich meiner, um zu heilen. So wie allen Frauen meiner Familie, gaben sie mir die nötigen Fähigkeiten, damit ich nach ihrem Willen handeln kann.«
    »Heilerinnen können keinen Nebel heraufbeschwören«, wandte Ivo ein.
    »Nein. Aber das konnte ich schon immer. Als Kind habe ich mich so vor meiner Mutter versteckt. Es war eine Art Spiel.«
    »Es war alles andere als ein Spiel, was dich vor dem Bären gerettet hat«, entgegnete Ivo. »Deshalb frage ich dich noch einmal: Bist du eine Hexe?«
    »Nur eine ziemlich unbedeutende.«
    »Nein!«, rief Brand, der Cwen und alle anderen ihrer Sorte verachtete. »Du kannst keine Hexe sein.«
    »Aber,
Messire,
ich …« Merewyn unterbrach sich und sah ihn verständnislos aus ihren dunklen Augen an. »Dann war es also eine Hexe, die Euch mit diesem schrecklichen Fluch belegt hat.«
    Brand war nicht fähig zu antworten, so sprach Ivo an seiner Stelle. »Ja. Eine Hexe namens Cwen«, spie er die Worte förmlich aus.
    »Aus welchem Grund?«
    »Wir haben ihren Sohn getötet«, sagte Ivo.
    »
Ich
habe ihn getötet«, brachte Brand mühsam hervor. »Und
ich
werde dir alles erzählen. Reite voraus, Ivo. Deine Gemahlin wartet sicher schon auf dich.«
    Vor lauter Sorge um die Zukunft hatte Ivo vergessen, dass Alaida ihn in der Gegenwart erwartete.
    »Reitet nach Hause zu Eurer Gemahlin«, drängte Merewyn und fügte hinzu: »Ihr wart drei Monate lang fort, sie wird Euch sicherlich brauchen.«
    »Ich komme vor Sonnenaufgang zurück. Vielleicht ist dir bis dahin etwas Passendes eingefallen«, sagte Ivo. Ohne es direkt auszusprechen, klangen seine Worte wie eine Drohung.
    Brand und Merewyn sahen ihm hinterher, bis er in der Dunkelheit verschwunden war. Dann gingen sie ins Haus, und Merewyn brachte Brand einen Krug Bier. »Lord Ivo verzehrt sich geradezu vor Angst. Ich konnte es riechen.«
    »Er hat ja auch einiges zu fürchten«, sagte Brand. Er nahm den Krug entgegen und berührte dabei wie zufällig Merewyns Fingerspitzen. »Trotzdem hätte er dir nicht drohen sollen.«
    »Ihr hättet bestimmt das Gleiche für Ylfa getan«, gab Merewyn zu bedenken.
    »Aye.« Ebenso wie für Merewyn selbst, auch wenn sie nichts davon ahnte. Brand wandte sich um und starrte ins Feuer. Für Merewyn wäre er an diesem Abend sogar bereit gewesen, sich mit Ivo anzulegen. Und dabei hatte er sie an diesem Tag beinahe selbst getötet. Eine
Hexe.
Alles in ihm sträubte sich gegen dieses Wort. Offenbar ließen die Götter sich stets etwas Neues einfallen, um ihn zu quälen.
    »Erzählt mir von Cwen«, sagte Merewyn leise.
    »Sie ist das Böse an sich«, sagte Brand.

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