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Nachtkrieger

Nachtkrieger

Titel: Nachtkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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Er musste sich zwingen, seine Erinnerungen in Worte zu fassen, denn sie hatten den metallischen Geschmack von Blut. Den Geschmack des Blutes, das vor langer Zeit in jener Nacht vergossen wurde. »Wir kamen auf zwei Schiffen. Hundertzehn Männer. Nun sind es nur noch neun, allesamt verflucht. Und das ist einzig und allein meine Schuld.«
     
    Männer, die Tiere wurden und bis in alle Ewigkeit mit einem Fluch leben mussten, der auf ihre Kinder überging.
    Merewyn starrte in die Glut des Feuers und versuchte, all das zu verstehen. Während Brand sprach, hatten sie abwechselnd vor dem Feuer oder am Tisch gesessen, aber niemals gemeinsam, so als könnten sie einander nicht in die Augen sehen. Nun stützte Brand die Ellbogen auf den Tisch und vergrub sein sorgenvolles Gesicht in den Händen. Obwohl Merewyn ihm bereits eine gehörige Menge Bier eingeflößt hatte, damit ihm die Worte leichter von der Zunge gingen, schien es ihm nach all den Jahren nach wie vor schwerzufallen, über all das zu sprechen. Denn das Wissen, seine Männer einer Hexe ausgeliefert zu haben, lastete auf ihm.
    Nein. Eigentlich war Cwen keine Hexe, sondern mehr als das. Sie konnte wesentlich mehr als einen Kräutertrank mischen oder einen Bann aussprechen. Sie war eine echte Zauberin, die über große Macht verfügte. Möglicherweise war sie sogar eine Priesterin der Gottheiten der Finsternis. Denn der Fluch hatte im Lauf der Jahrhunderte nichts von seiner Macht verloren. Merewyn hätte allenfalls verstehen können, dass Cwen den Mann, der ihren Sohn getötet hatte, mit diesem Fluch belegte. Aber seine Gefährten? Und deren Nachkommen? Ein solcher Fluch zeugte von unbändigem Hass. Und es war gut möglich, dass nichts ihn aufheben konnte.
    Mutter, sag mir: Warum hast du mir diese Männer geschickt?,
flehte Merewyn im Stillen.
Ich bin eine Heilerin. Ich verfüge nicht über die gleichen Kräfte wie Cwen. Etwas Derartiges liegt außerhalb meiner Macht. Ich weiß nicht, wie ich diesen Männern helfen soll.
    Tränen der Verzweiflung stiegen in Merewyn auf. Sie hätte Brand und Ivo keine Hoffnung machen dürfen. Das war nicht klug gewesen. Es war sogar grausam. Doch sämtliche Zeichen hatten darauf hingewiesen … Vielleicht hatte sie ja etwas übersehen – eine Kleinigkeit möglicherweise, die ihr verraten würde, was zu tun war.
    Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und drehte sich um zu Brand. Sie wollte ihn bitten, ihr alles noch einmal zu erzählen. Doch die Worte kamen ihr nicht über die Lippen, denn sie sah, wie erschöpft er war, gebeugt vom Gewicht all der Männer, die ihr Leben gelassen hatten. Sie ging zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Sogleich spürte sie, wie angespannt er war. »Seit wann habt Ihr nicht mehr ruhig geschlafen? Legt Euch ein wenig hin.«
    Brand schüttelte den Kopf. »Das geht nicht. Der Bär …«
    »Ich werde wach bleiben, bis Lord Ivo zurückkommt. Wir werden Euch rechtzeitig wecken.« Sie nahm seine Hand und führte ihn die wenigen Meter bis zum Bett. Seufzend legte Brand sich hin. Merewyn setzte sich neben ihn und bedeutete ihm, er solle sich umdrehen, damit sie ihm die Schultern massieren konnte.
    Abermals stieß er einen Seufzer aus. »Das tut gut.«
    Allmählich entspannte er sich, und als sie spürte, dass er in Schlaf sank, setzte sie sich ans Kopfende des Bettes und nahm seinen Kopf auf ihren Schoß. Sekunden später war er eingeschlafen, und sie spürte die Wärme seines Atems an ihren Schenkeln. Als sie sich sicher war, dass er tief und fest schlief, strich sie ihm vorsichtig das Haar aus dem Gesicht und zeichnete mit den Fingerspitzen ein Zeichen auf seine Stirn, das ihn beschützen sollte. Dann legte sie ihre Hand auf seine Brust und begann, zur Mutter zu beten. Schlafend griff Brand nach ihrer Hand.
    Als Ivo vor Sonnenaufgang erschien und die Tür aufstieß, saß Merewyn noch immer so da und wachte über Brands Schlaf. Sie legte einen Finger an die Lippen, und Ivo blieb einen Moment lang im Türrahmen stehen und betrachtete sie und Brand. Dann schloss er so leise wie möglich die Tür und setzte sich an den Tisch.
    »Du musst wirklich eine Hexe sein, wenn es dir gelungen ist, ihn so fest schlafen zu lassen«, sagte er so leise, dass er das Zirpen der Grillen draußen kaum übertönte.
    »Mit Hexerei hat das nichts zu tun, My Lord. Er war vollkommen erschöpft, nachdem er mir alles erzählt hatte.« Sie strich Brand über das Haar, das über ihre Schenkel fiel. »Er trägt schwer an

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