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Nachtkrieger

Nachtkrieger

Titel: Nachtkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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sie erzählt viel, wenn der Tag lang ist. Und manches stimmt einfach nicht. Aber es spielt ohnehin keine Rolle.« Alaida wandte sich wieder an Bôte: »Ich will keine Amme, und damit ist das Thema beendet. Sonst schicke ich dich fort und lasse Merewyn als Hebamme kommen.«
    »Du solltest Merewyn ohnehin dazurufen«, sagte Ivo, froh über eine solch günstige Gelegenheit, das Thema zur Sprache zu bringen.
    »Ich habe allen Kindern hier auf die Welt geholfen«, entgegnete Bôte.
    »Das wirst du auch dieses Mal. Trotzdem möchte ich, dass Merewyn dir dabei zur Seite steht.«
    Mit vor Empörung geröteten Wangen gab Bôte zurück: »Ich brauche keine Hilfe, und ich …«
    Alaida hob beschwichtigend eine Hand. »My Lord, ich wollte Bôte nur ein wenig ärgern. Das war doch nicht ernst gemeint.«
    »Ich wollte Merewyn ohnehin dabeihaben. Und in dem Moment ist es mir wieder eingefallen«, sagte Ivo in möglichst beiläufigem Ton, um keinen Widerspruch heraufzubeschwören. »Ich weiß, dass ihr auch ohne sie auskommen würdet. Also tut es mir zuliebe.«
    Für einen Augenblick war Alaida kurz davor, wie so oft, zu widersprechen. Doch dann sagte sie nur ein wenig verstimmt: »Oh, na, dann tun wir ihm doch den Gefallen. Oder was meinst du, Bôte?«
    »Wie Ihr wollt, My Lady«, sagte Bôte in liebenswürdigem Ton und bedachte Ivo mit einem vernichtenden Blick.
    »Geh und sag Brand, er kann wieder hereinkommen«, trug Ivo ihr auf, um sie für einen Moment loszuwerden. »Und sieh nach, ob etwas von dem Apfelkuchen übrig ist. Ich habe noch Hunger.«
    Nachdem Bôte gegangen war, eröffnete Alaida die Partie mit dem gleichen Zug wie immer. »Es gibt noch etwas zu besprechen, und zwar den Namen.«
    Den Namen.
Ivo, im Begriff, seinen nächsten Zug zu machen, hielt inne. Er wollte nicht über einen Namen nachdenken. Dadurch würde das Kind zur Wirklichkeit. Zu einem Menschen. »Das hat doch noch Zeit«, sagte er.
    »Je länger man damit wartet, desto schneller kommt das Kind. Hat Bôte zumindest gesagt.«
    »Aha. Nun, dann such dir einen Namen aus.«
    »Gibt es einen, der dir besonders gefällt?«
    »Nein.«
    »Den Namen deines Vaters oder deines Großvaters zum Beispiel.«
    Thorli oder Bjarnlaugr?
»Die würden ziemlich unpassend klingen.«
    »Der Name eines Freundes vielleicht. Möchtest du deinen Sohn nach Brand oder Sir Ari oder nach einem anderen Freund nennen?«
    »Nein«, antwortete Ivo knapp in der Hoffnung, Alaida würde das Thema fallenlassen.
    Doch wie so oft meldete sich Alaidas Teufelchen. »Ich weiß nur, wie er nicht heißen soll«, sagte sie, um ihn ein wenig anzustacheln. »Robert, Neville, Vital, Eustace.«
    »Eustace? War das dieser kleine Schüchterne?«
    »Nein, das war Vital. Aber ich will nicht, dass mein Kind denselben Namen bekommt wie irgendeiner von denen. William soll es auch nicht heißen, obwohl du in seinen Diensten stehst.«
    »So wie du selbst. Ob es dir gefällt oder nicht, er ist auch dein König. Und du bist ihm ebenso zur Treue verpflichtet.«
    »Sobald er meinen Großvater freilässt, werde ich mich ihm verpflichtet fühlen. Aber mein Kind würde ich niemals nach ihm benennen.«
    »Dann überleg dir einen anderen Namen.«
    »Aber welchen denn?«, stichelte Alaida weiter, verärgert, weil Ivo einer so bedeutenden Entscheidung nicht das angemessene Interesse entgegenbrachte. »Hugh? Fulk? Alaric? Guy? Martin? Stephen? Wie steht es überhaupt mit Mädchennamen, für den Fall, dass ich mich irre und es ist gar kein Junge? Wie wäre es mit Isabel? Oder Matilda? Herleve? Jehanne?«
    »Beim Gekreuzigten! Alaida, nenn das Kind, wie du willst.«
    »Das werde ich auch«, gab sie ungehalten zurück. »Warum mache ich mir überhaupt all diese Gedanken? Du wolltest das Kind ja ohnehin nicht, und nun ist klar, dass du es immer noch nicht willst. Ich kann mir vorstellen, dass du mehr über den Namen deines Pferdes nachgedacht hast. Vielleicht sollte ich das Kind ebenfalls Hrimfaxi nennen. Dann könnte ich wenigstens sicher sein, dass dir der Name gefällt.« Alaida schossen Tränen in die Augen. Sie rutschte auf ihrem Hocker zurück und warf vor lauter Wut ein paar Schachfiguren um.
    Doch bevor sie aufspringen konnte, fiel Ivo reumütig vor ihr auf die Knie. »Verzeih mir, Alaida«, bat er. Er nahm ihre Hand und küsste sie. »Ich wollte dich nicht verletzen. Ich weiß ja, wie wichtig es dir ist.«
    »Das sollte es dir auch sein«, sagte sie. Sie schloss die Augen und atmete tief durch, bis die Tränen versiegt

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