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Nachtkrieger

Nachtkrieger

Titel: Nachtkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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waren. »Namen sind nun einmal wichtig. Sie haben Bedeutung und Gewicht. Deshalb sollten wir gut überlegen, welchen Namen wir unserem Sohn geben wollen. Ich kann ihn doch nicht ewig den kleinen Adler nennen.«
    Ivos Hand verkrampfte sich. »Was?«
    »So nenne ich ihn manchmal«, erklärte sie und sah lächelnd auf ihren Bauch. »Als er sich zum ersten Mal bewegte, fühlte es sich an, als würde ein Vögelchen mit den Flügeln schlagen. Deshalb sage ich manchmal ›mein kleiner Adler‹ zu ihm.«
    Odin, o nein!
Ihre Stimme, das Prasseln des Feuers, die Geräusche aus der Halle – alles wurde übertönt vom Rauschen in Ivos Ohren. Verwundert sah Alaida ihn an. In dem Moment wurde Ivo bewusst, dass ihm sämtliches Blut aus dem Gesicht gewichen war, möglicherweise aus seinem ganzen Körper, so dass sein Herz nichts als trockene Luft durch seine Adern pumpte – dröhnend wie die Rudertrommel.
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte Alaida besorgt. »Du machst ein Gesicht, als wäre dir ein Gespenst begegnet.«
    Mit schwerer Zunge brachte er mühsam ein »Nein« hervor.
    »Habe ich etwas Falsches gesagt?«
    »Nein«, wiederholte Ivo und sprang auf. »Nein. Ich, äh, mir ist nur gerade etwas eingefallen … etwas, was ich dringend erledigen muss.«
Raus hier. Nur raus hier.
»Ich bin sofort zurück«, sagte er und taumelte an Brand vorbei die Treppe hinunter.
    Mit Mühe und Not schaffte Ivo es bis in den Pferdestall, bevor ihm die Beine versagten. Hilflos sackte er, an die Wand gelehnt, in sich zusammen – unfähig aufzustehen und doch nicht willens, neben Fax in den Dreck zu sinken, wo er hingehörte, für das, was er Alaida angetan hatte. Plötzlich näherten sich schwere Schritte.
    »Was ist los mit dir?«, fragte Brand. »Als du mir auf der Treppe entgegenkamst, sahst du aus, als hättest du in den Schlund der Hölle gesehen.«
    »Das habe ich«, sagte Ivo. »Alaida nennt … Sie nennt das Kind ihren kleinen Adler.«
    »Zum Do …« Brand brachte es nicht einmal fertig zu fluchen. Doch dann nickte er verständnisvoll und sagte: »Wer weiß, vielleicht ist es gar nicht so schlimm, wie du glaubst.«
    »Brand! Weißt du nicht, was das bedeutet?«
    »Ja, ich weiß. Aber Frauen sind nun einmal so. Sie sprechen mit ihren Kindern wie mit Haustieren, und das bereits, wenn ihre Blutung zum ersten Mal ausbleibt. Ylfa nannte unseren Ersten Flotnar, weil sie sich ständig übergeben musste, so als wäre sie seekrank. Sie sagte, er würde bestimmt einmal Seefahrer. Und meine Schwester Runa bezeichnete all ihre Kinder als Eier, bis zum Tag ihrer Geburt. Erst dann bekamen sie richtige Namen.
    »Wirklich?« Zweifelnd sah Ivo zu Brand auf. Meinte er es ernst, oder wollte er ihn lediglich beruhigen?
    »Erinnerst du dich nicht mehr daran? Das Ei hier und das Ei da. ›Das Ei macht mich krank‹, so sagte sie doch immer, oder: ›Ei, hör auf, mich zu treten.‹«
    Ivo erinnerte sich wieder daran. Er nickte, und Brand klopfte ihm auf die Schulter. »Alaida macht es genauso. Es hat nichts zu bedeuten. Sie möchte doch nur mit dem Baby sprechen, weiter nichts.«
    »Bei allen Göttern, ich hoffe, du hast recht.« Ivo schlug mit dem Kopf gegen die Wand, bis das Blut dorthin zurückfloss. »Seit wir wieder hier sind, kommt es mir vor, als läge ich unter einem Wal, der mich zerdrückt. Und das schon nach einer Woche. Wie soll ich es nur zwei weitere Monate lang aushalten?«
    »Indem du genau das in die Tat umsetzt, was du dir vorgenommen hast. Lächele, halt den Mund und tu dein Bestes, um sie glücklich zu machen.«
    Ivo richtete sich auf und straffte die Schultern. »Sie glücklich zu machen schien leichter, als es hauptsächlich darum ging, mit ihr ins Bett zu gehen.«
    »Das ist doch klar«, sagte Brand. Noch einmal klopfte er Ivo auf die Schulter. »Komm. Ihre alte Amme war auf dem Weg die Treppe hinauf. Sicher weint deine Frau sich bei ihr aus.«
    »Na großartig! Ein weiterer Grund für die Alte, mich zu verachten. Sie ist fast schlimmer als alles andere.«
    »Alte Weiber sind eben so«, sagte Brand. Dann begleitete er Ivo zurück ins Haus, um gemeinsam den Kampf gegen Dämonen und Ammen aufzunehmen.
     
    Das ging einfacher als erwartet,
dachte Neville fitz Hubert, als er sich an einem kühlen Abend kurz vor dem Michaelistag im dichten Geäst einer Eibe verborgen hielt und beobachtete, wie Sir Ari sich näherte. Einige Tage zuvor hatte er zufällig gesehen, wie der Seneschall auf seinem Pferd im Wald verschwand. Und am nächsten

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